Kreisligist Türkischer FC Köln„Den Jungs kommt ihr Temperament gelegentlich in die Quere“

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Trainer Salvatore Trovato (Poll)

Salvatore Trovato ist neuer Trainer des TFC Köln.

Der TFC Köln kämpft in der Kreisliga A um den Aufstieg. Salvatore Trovato, neuer Trainer des Teams, spricht über Qualitäten und Probleme.

Der Türkische Fußball-Club (TFC) Köln aus der Kreisliga A hat in dieser Winterpause einen radikalen Umbruch vollzogen und bislang acht Neuverpflichtungen bekannt gegeben. Neu beim Tabellendritten ist auch Trainer Salvatore Trovato, der aus einer Ansammlung von Individualisten eine Einheit formen soll. Keine leichte Aufgabe für den 44-jährigen Italiener.

Herr Trovato, es gibt Leute, die meinen, dass Sie eine kaum zu bändigende Mannschaft übernommen haben, in der einzelne Charaktere immer wieder für Missstimmung sorgen können.

Das kann ich so nicht bestätigen. Richtig ist, dass wir starke Jungs beisammen haben, denen ihr Temperament gelegentlich in die Quere kommt. Das Feuer muss da sein. Aber alles in Maßen, sauber und geordnet. Das ist vermutlich die höchste Hürde, die wir nehmen müssen. Wir brauchen Besonnenheit, Ruhe und Disziplin. An der fußballerischen Begabung wird es aus meiner Sicht nicht scheitern.

Eine Mammutaufgabe. In der Fairplay-Tabelle ist der TFC das Schlusslicht. Die Regelverstöße der Offiziellen mit eingerechnet stehen 65 Gelbe Karten sowie fünf Gelb-Rote und ebenso viele Rote Karten zu Buche.

Mit der Statistik bin ich nicht vertraut, aber natürlich spricht sie Bände. Aber es muss jedem klar sein, dass es unter meiner Regie so nicht weitergehen wird. In diesem Punkt hört der Spaß auf, den man ansonsten mit mir reichlich haben kann. 

Die Baustelle scheint groß.

Meine Entlohnung muss ich doch irgendwie rechtfertigen (lacht). Mal im Ernst: Ich sehe das wirklich nicht so dramatisch. Nochmal: Wir haben echt gute Typen beisammen, die alle erfolgreich Fußball spielen wollen. Und ich bin überzeugt davon, dass wir die Kurve kriegen und bis zum Saisonende um den Aufstieg mitspielen werden.


Zur Person: Salvatore Trovato (44) stammt gebürtig von der Mittelmeerinsel Sizilien. Bereits Anfang der 1980er Jahre siedelte er mit seiner Familie von Catania nach Köln um. Heute lebt er in Weidenpesch. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 beköstigte der gelernte Koch auch die deutsche Nationalmannschaft. Heute ist er als Vertriebsleiter im Groß- und Außenhandel in der Gastronomie tätig. Sein Lieblingsgericht ist Sauerbraten, dicht gefolgt von der Lasagne. Im Sommer wird geheiratet.

Seit zehn Jahren ist er im Trainergeschäft aktiv. Nach seinen Anfängen beim FC Pesch II folgten weitere Stationen bei Prometheus Köln, Rheingold Poll, Germania Zündorf und als Assistent beim FC Pesch in der Mittelrheinliga unter Ali Meybodi. Nach einer sechsmonatigen Pause trat er im Dezember sein Engagement beim TFC Köln an.


Das klingt halbwegs entspannt.

Das ist es auch. Wir müssen uns da keinen Riesendruck machen. Der Aufstieg ist kein Muss. Natürlich werden wir alles dafür tun, erfolgreich zu sein und gute Spiele abzuliefern. Aber gerade im Hinblick auf die vielen Neuzugänge haben wir einen Prozess in Gang gesetzt, dessen Dynamik doch niemand vorhersagen kann. Wir müssen uns erst einmal finden. Wie lange das dauern wird, vermag ich nicht seriös zu beantworten.

Aber die Neuverpflichtungen bringen den TFC weiter?

Das ist der Plan (lacht). Mit den meisten habe ich schon zusammengearbeitet. Und allen sind die höheren Amateurligen vertraut. Sie werden unsere Qualität definitiv auf ein neues Niveau heben. Vielleicht reicht es für den Aufstieg. Falls nicht, werden wir im nächsten Jahr einen neuen Anlauf unternehmen.

Bei Tugra Mercan vom FC Pesch ist der TFC, wie es heißt, der Sportvereinigung Deutz 05 zuvorgekommen.

Tugra ist ein Vollblutstürmer und absoluter Teamplayer. Ich kann mir gut vorstellen, dass Deutz Interesse an ihm hatte (lacht). Er bringt das komplette Paket mit, das ich mir bei einem Mittelstürmer wünsche. Er ist schnell, kopfballstark und mit einem guten Abschluss gesegnet. Wenn man so will, ist er unser Königstransfer.

Das Titelrennen scheint auf einen Dreikampf zwischen Schwarz-Weiß Köln, Bergfried Leverkusen und Ihrem Team hinauszulaufen. Was denken Sie?

Alle haben das Zeug zum Aufstieg. Schwarz-Weiß hat eine Riesenoffensive, Bergfried steht in dieser Liga taktisch über allen anderen und macht auf mich den stabilsten Eindruck. Ich habe sie im Kreispokalfinale gegen Deutz gesehen und war beeindruckt. Sie haben gegen einen zwei Klassen höher spielenden Gegner so gut wie nichts zugelassen und ihren Stiefel cool heruntergespielt. Wenn sie ihre Form halten, wäre ich nicht überrascht, wenn sie alles abräumen würden.

Ihr Wiederholungsspiel gegen Bergfried auf der Bezirkssportanlage Bocklemünd (4. Februar; d. Red.) mit eingerechnet?

Wir werden Bergfried alles abverlangen und natürlich auf Sieg spielen. Aber egal, wie das Spiel ausgeht, ist das Titelrennen Anfang Februar sicher noch nicht entschieden.


Im Kampf um den Aufstieg in die Bezirksliga hat der TFC Köln aufgerüstet und acht neue Spieler verpflichtet. Für besonderes Aufsehen sorgte dabei die Verpflichtung von Tugra Mercan von Landesligist FC Pesch. Neu im Team sind weiterhin Rachdi Mouhaymen, Oguzhan Can, Yusuf Sarac (alle Rheingold Poll), Valerio D’Annucci (Germania Zündorf), Ruben D’Annucci (Schwarz-Weiß Köln), Hamid Aharoud (SpVg. Flittard) und Ugur Kiracti (FC Hürth II).

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