Kommentar zum Pokal-AusSpäte Einsicht von Uli Hoeneß kostet die Bayern den ersten Titel

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Die Bayern-Profis können es nicht fassen: Im DFB-Pokal ist beim 1. FC Saarbrücken Schluss.

Die Bayern-Profis können es nicht fassen: Im DFB-Pokal ist beim 1. FC Saarbrücken Schluss.

Der FC Bayern hat beim Pokal-Aus in Saarbrücken leidvoll erfahren müssen, dass sein B-Team noch nicht mal für einen Sieg bei einem Drittligisten ausreicht. 

Es mag aus der Sicht etwa des 1. FC Köln oder von Darmstadt 98 ein wenig größenwahnsinnig klingen, wenn sich ein Trainer wie Thomas Tuchel larmoyant über die quantitativen Mängel des tatsächlich ja großartigen Bayern-Kaders auslässt. Um Aussagen dieser Art einzufangen, ist ja der Vereins-Opi Uli Hoeneß da, wobei sich zunehmend die Frage stellt, ob dieser Klub-Veteran nicht mal endlich daheim am Tegernsee ein Hobby findet, das ihn ausfüllt und ablenkt von den alltäglichen Sorgen der Münchner Fußballer. Denn Recht hat er in diesem Fall tatsächlich nicht.

Uli Hoeneß hat als eingesprungener Kader-Planer er 

Hoeneß hat längst gemerkt, wie richtig Tuchel mit seinem Lamento lag. Was wiederum Hoeneß' Aggressivität in der Debatte erklärt. Er fühlte sich schlicht ertappt, weil er in der Findungskommission und als einer der einspringenden Kader-Planer erhebliche Fehler begangen hat.

Einen defensiven Mittelfeldspieler hatte er zwar schon nach München kommen lassen, Palhinha mit Namen, große Qualität, doch dann wieder zurück zum FC Fulham schicken müssen, weil der keinen Ersatz fand. Den Rechts- und Innenverteidiger Josip Stanisic ließ er zum Liga-Konkurrenten Bayer Leverkusen ziehen, ohne dass sich der Sinn dieser Aktion erschloss. Tuchels Hinweis, dass ihm in der zentralen Defensive und hinten rechts Profis mit Qualität fehlen, also ein Spieler wie Stanisic, beantwortete Hoeneß mit Häme, die in etwa so klang: „Musst du hinkriegen, Thomas, du willst doch ein guter Trainer sein.“

Dann kam Saarbrücken, ein Drittligist, der auf Rang 15 geführt wird. Pokal-Aus plus Verletzung von Matthijs de Light, einem von nur noch drei Innenverteidigern mit internationaler Klasse. Ein anderer, Dayot Upamecano, wird gerade jetzt nach langer Verletzungspause wieder einigermaßen spielfähig. Rechtsverteidiger Mazraoui fehlte erkältet. Ein Spieler im Übrigen, der trotz nachhallendem propalästinensischen Post nicht intern gesperrt wurde. Nun weiß die Welt auch, warum das so ist.

Hinzu kommt neben den Fehlern in der Zusammenstellung dieser Mannschaft ein nun plötzlich angreifbarer Trainer Tuchel, der mit Gedanken der Schonung der ersten Elf in Saarbrücken eine Mannschaft auf den Platz stellte, die zwar immer noch hätte gewinnen müssen, die aber nicht harmonierte. Die zu wild durchgewechselt wurde, so dass sie sogar bei einem Drittligisten keine Akzente setzen konnte. Zudem unterlief dem FC Bayern ein skurriler Deckungsfehler nach einem Einwurf, wobei die fehlende Zuordnung tatsächlich ihren Ursprung an der Seitenlinie und bei Tuchel hatte.

Es ist nun die Frage, wessen Argumente mehr zählen bei der Aufarbeitung der Niederlage. Die von Tuchel, der nun nur noch zwei Titel gewinnen kann. Oder die von Hoeneß. Der allerdings hat schon angekündigt, im Januar einkaufen zu wollen. Im Sinne des Trainers. Späte Einsicht. Sie kostete einen Titel. Mindestens.

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