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Interview

Bayer 04 Leverkusens Nachwuchs
„Bei uns ist das Team der Star“

4 min
Benjamin Adam, Trainer von Bayer 04 Leverkusens B-Junioren

Benjamin Adam, Trainer von Bayer 04 Leverkusens B-Junioren

Benjamin Adam, Trainer von Bayer 04 Leverkusens U17, über die Talente des Werksklubs und die Ziele in der A-Liga-Hauptrunde.

Herr Adam, im vergangenen Jahr haben die B-Junioren-Fußballer von Bayer 04 Leverkusen unter Ihrem Vorgänger Kevin Brok den Sprung in die A-Liga-Hauptrunde der DFB-Nachwuchsliga verpasst, der ist nun gelungen. Was haben Sie besser gemacht oder lag es ausschließlich an den veränderten personellen Voraussetzungen?

Ich habe den Eindruck, dass wir in dieser Saison über einen breiteren Kader verfügen als im vergangenen Jahr. Kevin hat hervorragende Arbeit geleistet und ist sowohl fachlich als auch menschlich ein Top-Trainer, davon bin ich überzeugt. Wir stehen in einem regelmäßigen Austausch, auch weil immer wieder U-17-Spieler in der U19 mittrainieren und spielen. Was ich sagen kann, ist, dass die jetzige Mannschaft die Challenge angenommen und sehr sicher und souverän gemeistert hat. Bei uns ist das Team der Star. Die Jungs unterstützen sich untereinander.

Nach der verpassten Qualifikation war zu hören, das könne sich Bayer 04 nicht noch einmal erlauben. Welche Konsequenzen hätte denn ein Verpassen der A-Liga gehabt?

Es hätten Spiele auf dem höchsten Niveau gefehlt. Einige der jetzigen Spieler waren auch schon letztes Jahr dabei, und sie wollten unbedingt in die A-Liga. Wir haben die Spieler ganz bewusst mit in die Verantwortung genommen. Unser Anspruch ist es, in der A-Liga dabei zu sein. Dazu galt es, eine noch stärkere Siegermentalität zu entwickeln beziehungsweise von den Profis zu adaptieren. Das ist gelungen. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass nicht alles planbar und auch über die B-Liga eine individuelle Entwicklung möglich ist. Jonah Berghoff ist dafür ein tolles Beispiel. Er hat sich in dieser Zeit enorm weiterentwickelt.

Sie sind im September vom U-16- zum U-17-Cheftrainer geworden und dabei auf viele bekannte Gesichter gestoßen. War der Schritt dennoch eine große Umstellung?

Klar, ich kannte das Trainerteam und fast alle Spieler, weil ich sie schon mal trainiert hatte. Aber gerade in der Pubertät reichen manchmal auch wenige Monate für Veränderungen. Es hat ein, zwei Wochen gedauert, bis wir so richtig gemeinsam drin waren. Dann hat sich ein Flow entwickelt.

Was ist möglich mit diesem Team?

Diese Mannschaft ist für vieles gut – in alle Richtungen. Aber ich bin sehr optimistisch, weil das Team sehr viel Spielwitz und Qualität mitbringt. Da geht schon einiges. Um dann jedoch in der A-Liga und der K.-o.-Runde weit zu kommen, braucht es immer einen Flow und eine Wolke. Und doch gibt es immer wieder Überraschungen, was auch den Reiz des Wettbewerbs ausmacht. Köln hat vergangenen Saison zunächst alles gewonnen und ist dann im Achtelfinale gegen RB Leipzig rausgeflogen. Man sollte also nie zu siegessicher sein. Ich freue mich auf jeden Fall auf das neue Jahr mit diesem Team. Wir wollen so weit wie möglich kommen.


Zur Person: Benjamin Adam (35) kam im Jahr 2018 zu Bayer 04 Leverkusen. Eine Initiativbewerbung ebnete ihm damals auf eher ungewöhnlichem Weg den Zugang zum Vorstellungsgespräch – und schließlich zur Anstellung als U-13-Trainer. Zuvor hatte der frühere Landesliga-Fußballer bei Rot-Weiß Erfurt verschiedene Nachwuchsmannschaften betreut, zudem eine Zeit lang äußerst erfolgreich die U23 in der Oberliga trainiert und sich parallel um Thüringer Landesauswahlteams gekümmert. In Leverkusen ist Adam mittlerweile der dienstälteste Cheftrainer. Er war zwei Jahre als U-16-Coach tätig, wechselte anschließend als Co-Trainer zur U19, kehrte danach erneut zur U16 zurück und übernahm im September schließlich den Cheftrainerposten der U-17-Mannschaft. (wok)


Wer hat sich in den vergangenen Wochen am besten entwickelt?

In unserem Team hat jeder einen Sprung nach vorne gemacht. Ich denke da an Mick Aziz Mohammadi, Noah Probst, Elia Datené, Maksym Hololobov oder Ivan Massek. Beeindruckt haben aber auch Simone Cannizzaro als Neuzugang, Max Wrobel, der nach langer Verletzungspause zurückgekehrt ist, oder Rayan Wassin Zidane, der mit seinem großen Spielwitz und dem Talent, Räume zu erkennen, extrem spannend ist.

Zum Ende der Vorrunde gab es Niederlagen in Köln und gegen Mönchengladbach. Fehlt dem Team noch etwas oder war schlicht die Spannung raus, nachdem die Qualifikation absehbar war?

Gegen Köln haben uns viele Stammspieler gefehlt und gegen Mönchengladbach haben wir viel rotiert. Wir haben allerdings in beiden Spielen in der Box nicht gut verteidigt. Vielleicht müssen wir zeitweilig noch anders mit Widerständen umgehen, noch geduldiger bleiben und mehr Ruhe bewahren.

Welche persönlichen Akzente setzen Sie als Trainer? Sie gelten als Mann mit emotionaler Ansprache.

Ich bin sicherlich eher ein lauter, dominanter Typ, auch wenn ich mich inzwischen etwas mehr zurücknehme. Mein Credo ist es, hart, aber herzlich zu sein. Es geht immer um ein positives Coaching und um Inhalte. Und letztlich gilt es dann, die PS auf den Platz zu bringen. Wir wollen dominieren, Energie, Spieltempo und Aktivität liefern. Dafür ist eine gute Kommunikation das A & O. Schließlich wollen wir gemeinsam etwas entwickeln. Dazu müssen sich alle wohlfühlen und gegenseitig vertrauen.

Sind im Winter externe Zugänge geplant und wie gestalten sich die nächsten Wochen?

Zu- oder Abgänge sind nicht beabsichtigt. Das Team ist gut, das Potenzial groß. Wir vertrauen unseren Jungs voll und ganz. Die Pause ist kurz, wir treffen uns schon am 5. Januar wieder und starten dann ins Training. Am 17. Januar steht in Essen das erste Pflichtspiel des Jahres an.