„Mr. Schlebusch“ aus der LandesligaTim Breddemann gibt alles für seinen Klub – Trotz Knorpelschadens im Knie

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20.03.2022, Fussball-Schlebusch-Lindenthal

Torschütze Tim Breddemann (Schlebusch)

Foto: Uli Herhaus

Schlebusch-Urgestein Tim Breddemann

Der Kapitän des SV Schlebusch spielt seit der F-Jugend im Verein. Und will ihm auch noch nach der Karriere treu bleiben.

Tim Breddemann gehört zu einer seltenen Fußballer-Sorte. Der 34 Jahre alte Kapitän des SV Schlebusch hat noch nie für einen anderen Verein die Schuhe geschnürt. Der Mittelfeldmotor will dem Leverkusener Klub lebenslang die Treue halten.

Dabei ist auch der Amateursport schnelllebiger geworden, ständige Vereinswechsel sind Normalität für viele Fußballer. Eine Geschichte wie die von Breddemann ist eine Ausnahme: „Ich habe als kleiner Siebenjähriger wegen meinem Vater angefangen in Schlebusch zu kicken“, erzählt das Urgestein des Landesligisten.

Tim Breddemann spielt seit der F-Jugend in Schlebusch

Weil Michael Breddemann mit Frau, Tochter und Sohn Tim beruflich ins Rheinland zieht und beim ortsansässigen Fußballverein im Bühl seine eigene Laufbahn ausklingen lässt, sind die Weichen für seinen Filius früh gestellt.

„Mein Vater hat dann irgendwann als Trainer angefangen und ich habe von der F-Jugend an dort gespielt“, berichtet Breddemann und erklärt, warum es nie zur Kombination „Vater trainiert Sohn“ gekommen ist. „Das wäre nicht gut gegangen. Er wäre zu kritisch mit mir gewesen und hat das deswegen eindeutig ausgeschlossen.“

Auch ohne die unmittelbare väterliche Anleitung (im Familienkreis gibt es natürlich den ein oder anderen Ratschlag) entwickelt sich der junge Breddemann zum Leistungsträger und wird in der C- bzw. D-Jugend erstmals in Versuchung geführt: „Da hätte ich nach Bergisch Gladbach wechseln können“, berichtet er, „ich habe mich aber an dieser und auch an anderen Stellen immer für meine Freunde und den Verein entschieden.“

Auch als es in der zweithöchsten Jugendspielklasse als A-Jugendlicher Richtung Bundesliga hätte gehen können, widersteht er dem Ruf des VfL Leverkusen. „Mir haben einige Spieler von damals erzählt, dass sie gegen Schalke 04 und Mesut Özil gespielt haben. Das wäre natürlich eine schöne Geschichte gewesen“, gibt Breddemann zu.

Prägende Figur beim SV Schlebusch

Alles in allem bereue er den Verzicht auf die U-19-Bundesliga aber nicht: „Vielleicht hätte ich dann bei den Aktiven mal Oberliga oder Regionalliga gespielt. Spätestens da wäre aber Schluss gewesen“, mutmaßt er. Seiner Mannschaft in der Bezirks- oder Landesliga als defensivstarker Verbindungsspieler zu helfen und die SVS-Familie gleichzeitig menschlich zu prägen, erscheint ihm wichtiger, als ausgefahrene Ellenbogen im höheren Leistungsbereich.

„Tim verkörpert all das, was wir als Verein mit unserer Arbeit verfolgen. Den Jungs in Schlebusch einen Ort zu geben, wo sie ihr fußballerisches, aber auch den Großteil ihres sonstigen Lebens verbringen können“, sagt Florian Richter über den im Lebensmittel-Einzelhandel angestellten Ur-Schlebuscher.

Der Geschäftsführer zählt zu den Freunden, die Breddemann über die Jahre Im Bühl hielten und dort auch in Zukunft seinen Platz sehen. „Er wird sicher auch nach Ende seiner aktiven Laufbahn bei uns bleiben“, meint Richter. Und Breddemann bestätigt: „Ich kann mir nicht vorstellen, Trainer zu werden. Das habe ich einmal mit meinem Vater zusammen als Co-Trainer versucht“, erinnert er sich an die Teenager-Zeit zurück. „Eher wäre die Mitarbeit im Vorstand etwas für mich.“

Tim Breddemann spielt mit einem Knorpelschaden im Knie

Bis es soweit ist, möchte der Kapitän des Viertletzten in der Landesliga aber noch so viele Siege wie möglich holen. Und muss auf seinen Körper hören: „Seit zwei Jahren habe ich einen Knorpelschaden im Knie“, verrät er und ist selbst überrascht, dass er nach monatelangem Aufbautraining – entgegen des Rats der Ärzte – wieder spielen kann. „So lange es geht, haue ich mich voll rein.“

Trotz dreier Niederlagen in Folge glaubt er fest an den Klassenerhalt. „Ob ich dann aufhöre oder mit meinem Knie noch weiterspielen kann, wird sich zeigen“, sagt er. Bei all dieser persönlichen Unwägbarkeiten steht im Fall Breddemann aber eines fest: „Auch wenn sich die Zeiten, in denen Fußball für alle das Hobby Nummer eins war, geändert haben und wir nicht mehr mit zehn, 15 Leuten nach dem Training in der Kabine zusammensitzen, zählt in Schlebusch das Familiäre.“

Egal ob Klassenerhalt oder Abstieg – im Südosten Leverkusens wird zusammengehalten. Und Tim Breddemann ist mittendrin statt nur dabei.

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