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Skandal im FußballHunderte türkische Schiedsrichter sollen auf Spiele gewettet haben

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Ein Mann sitzt auf einem Podium und spricht in ein Mikrofon.

Der Präsident des Türkischen Fußballverbands, Ibrahim Haciosmanoglu, spricht während einer Pressekonferenz in Istanbul. Hunderte Schiedsrichter sollen auf Spiele gewettet haben.

Nach Angaben des türkischen Fußballverbands soll ein Schiedsrichter allein 18.227 Wetten platziert haben.

Dem türkischen Fußball droht ein massiver Wettskandal: Hunderte Schiedsrichter sollen nach Angaben des türkischen Verbandspräsidenten Ibrahim Haciosmanoglu Geld auf den Ausgang von Fußballspielen gesetzt haben. Unter den Beschuldigten seien auch Schiedsrichter, die auf der „höchsten Ebene“ tätig sind. Der Verbandschef versprach eine sofortige Reaktion, die größten Klubs des Landes forderten umgehend Konsequenzen. Die Behörden leiteten derweil Ermittlungen ein.

Laut Haciosmanoglu ergab eine interne Untersuchung unter 571 Referees, dass 371 von ihnen Wettkonten besitzen und 152 aktiv wetten. Zehn der beschuldigten Schiedsrichter hätten mehr als 10.000 Wetten platziert, einer von ihnen allein 18.227 Mal, 42 Schiedsrichter jeweils auf mehr als 1000 Fußballspiele. Die meisten Spiele, auf die gewettet wurde, fanden in ausländischen Ligen statt, sagte der 59-Jährige.

Vereine fordern die Veröffentlichung der Namen

Wie der türkische Verbandspräsident mitteilte, kommen 22 der 371 Schiedsrichter auf nationaler Ebene zum Einsatz. Ihre Identität gab er jedoch nicht bekannt. Zudem blieb offen, ob einige von ihnen verdächtigt werden, auf Spiele gewettet zu haben, die sie geleitet haben. Haciosmanoglu stellte dennoch klar: „Wir sind entschlossen, den Fußball von jeglicher Spur von Korruption zu befreien. Wir werden keine Ausnahmen machen.“ Noch am Montag sollen „notwendige Sanktionen“ verhängt werden. Nähere Angaben machte der Fußball-Funktionär nicht.

In separaten Stellungnahmen forderten die Istanbuler Clubs Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas den Verband auf, die Namen der Schiedsrichter und die Spiele, auf die sie gewettet haben, öffentlich zu machen. Trabzonspor, zuletzt 2022 türkischer Meister, bezeichnete die Enthüllungen als „Skandal“ und erklärte, dass diese „eine der dunkelsten Seiten in der Geschichte des türkischen Fußballs“ aufdecken. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde.

Aufgrund der regelmäßig gegen türkische Schiedsrichter erhobenen Vorwürfe der Befangenheit hatte der türkische Verband im Frühjahr 2024 den Video-Schiedsrichter für mehrere Spiele der Süper Lig ausländischen Referees anvertraut. Im Februar leitete zudem ein Schiedsrichter aus dem Ausland das Derby zwischen Galatasaray und Fenerbahce. (sid)