Viktoria KölnTrotz Pokal-Aus: Köln feiert Fußballfest in Müngersdorf

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Ryan Gravenberch feiert das 1:0, Viktorias Simon Handle ist enttäuscht. Foto: afp

Ryan Gravenberch feiert das 1:0, Viktorias Simon Handle ist enttäuscht. Foto: afp

Köln – Ben Voll brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach 80 Minuten davon zu überzeugen, dass er weiterspielen konnte. Eben hatte der Torhüter von Viktoria Köln einen weiteren Ball abgewehrt, diesmal gegen Serge Gnabry mit dem Kopf. Und kurz hatte Voll sich schütteln müssen, doch dann lächelte er. Augenblicke später musste der 21-Jährige zwar gegen den FC Bayern den Treffer zum 0:5 (0:2)-Endstand hinnehmen, der Rekordmeister hatte sich in der ersten Pokalrunde wie erwartet als einige Nummern zu groß erwiesen für den Drittligisten aus dem Rechtsrheinischen. Doch trotz fünf Gegentreffern war es Ben Volls Abend gewesen, denn der Keeper hatte eine ganze Reihe spektakulärer Paraden gezeigt gegen die Stars aus München.

Voll der Beste

Mann des Abend aus Kölner Sicht: Torwart Ben Voll

So blieben der Viktoria eine stolze Einnahme von rund einer Million Euro und ein Fußballabend vor ausverkauftem Haus, an dessen Ende jeder zufrieden sein durfte. „Meine Jungs können sehr stolz sein“, resümierte Viktoria-Trainer Olaf Janssen.

Janßen hatte seine Startformation im Vergleich zum Wochenende auf nur einer Position verändert. Für Simon Stehle begann Moritz Fritz, eine etwas defensivere Variante des Drittligisten angesichts des zu erwartenden Münchner Angriffswirbels. Eine Rückkehr bedeutete der Abend für Marcel Risse. Der mittlerweile 32-Jährige absolvierte zwischen 2013 und 2020 163 Pflichtspiele für den 1. FC Köln, in denen er 26 Tore erzielte. Als die Mannschaftsaufstellung verlesen wurde, erhielt Risse donnernden Applaus, Müngersdorf hat den Rechtsaußen und seine Taten offenbar nicht vergessen.

Viktoria beginnt wohlorganisiert

Der Drittligist verteidigte sein Tor zunächst bestens organisiert. Zwar hatten die Münchner jede Menge Ballbesitz, doch fanden sie zunächst keine Lücke. Mathys Tel und Thomas Müller versuchten erste Abschlüsse, doch jeweils hielt Ben Voll im Tor der Rechtsrheinischen ohne Mühe. Tel brachte auch das Stadion zum Raunen, als er in der 19. Minute nach einem Hochgeschwindigkeits-Übersteiger einen weiteren Versuch abgab, doch wieder keine Gefahr für das Kölner Tor, stattdessen war Voll nun endgültig warmgeschossen.

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Dann lag der Ball tatsächlich im Tor der Bayern: Sontheimer und Handle trugen eine traumhafte Kombination über die linke Seite, Sontheimer schloss nach Handles Steckpass unhaltbar ins lange Eck ab. Doch die Fahne war oben – Abseits.

Nach einer knappen halben Stunde begannen die Bayern, es aus der Distanz zu versuchen, was den Unterhaltungswert weiter erhöhte. Denn Voll ist ein Spezialist für große Paraden, und der junge Bergisch Gladbacher präsentierte sich in bester Form. Dennoch benötigte Köln ein wenig Glück, als Sadio Mané mit viel Tempo in den Strafraum dribbelte und Siebert zwar vor allem den Senegalesen, aber auch gerade noch den Ball traf und es keinen Strafstoß gab (31.). In der 35. Minute ging der Viktoria jedoch erstmals an diesem Abend das Glück aus. Nach einer Kombination über Kimmich, Gnabry und Müller war es Niklas May, der den Ball vor Gravenberchs Füße stupste. Der Niederländer vollendete sicher – 0:1.

Bayern-Coach Julian Nagelsmann mit Viktorias Cheftrainer Olaf Janssen Foto: Imago/Treese

Bayern-Coach Julian Nagelsmann mit Viktorias Cheftrainer Olaf Janssen Foto: Imago/Treese

Trotzdem war es eine gute Halbzeit für die Gastgeber, die den Bayern einen sauberen Kampf lieferten und auch nicht aufsteckten, als Mathys Tel mit einem Rechtsschuss ins lange Eck auf 2:0 erhöhte. Der 17-Jährige, in diesem Sommer für 20 Millionen Euro von Stade Rennes nach München gewechselt, sorgte für den Schlusspunkt einer sehenswerten ersten Hälfte.

Starker Bayern-Auftritt im zweiten Durchgang

Der zweite Durchgang begann mit einer weiteren starken Kombination der Bayern. Kimmich hob einen Ball lang auf den rechten Flügel, Gnabry enteilte der Kölner Deckung und passte nach innen, wo Mané zum 3:0 vollendete (53.). Olaf Janssen hatte zuvor von einer Chance im „Promillebereich“ für seine Mannschaft gesprochen, nun waren die Hoffnungen endgültig dahin. Doch zeigten die Kölner weitere Konterversuche – und Voll hatte weitere große Momente, etwa bei seiner Fußabwehr im direkten Duell mit Mané, dem Weltstar.

Nach einer Stunde brachte Janssen Stehle, Heister und Buball, bei den Bayern kamen wenig später Sané, Musiala, Goretzka und Choupo-Moting. Und in der 67. Minute sorgte Jamal Musiala für das 4:0 der Gäste. Dann musste auch Sven Ulreich eingreifen, als Sontheimer einen Schuss abgab. Voll hielt weitere Bälle, dann traf Goretzka zum Endstand, dennoch war es auch für die Kölner ein Fußballfest.

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