Die Geschäftsführer des Höhenberger Drittligisten sprechen im Interview über die Suche nach Investoren und die finanziellen Voraussetzungen für die neue Saison.
Axel Freisewinkel und Eric Bock„Wir wollen bei Viktoria Köln keinen Scheich aus Saudi-Arabien“

Eric Bock (links) und Axel Freisewinkel (rechts) blicken auf eine erfolgreiche Saison mit Viktoria Köln zurück.
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Herr Freisewinkel, Herr Bock, auf einer Skala von Eins bis Zehn: Wie bewerten Sie beide die abgelaufene Saison von Viktoria Köln?
Eric Bock: Für mich ist es eine Acht oder Neun, gerade mit den Voraussetzungen, mit denen wir planen konnten.
Axel Freisewinkel: Da würde ich absolut zustimmen. Gucken wir aufs Sportliche: Rekord-Saison in der Dritten Liga, ganz lange im Aufstiegsrennen mit dabei – am Schluss noch die Qualifikation für den DFB-Pokal, das war die Kirsche auf der Sahne, da können wir hochzufrieden sein. Ein kleiner Schönheitsfehler waren vielleicht die Spiele in der Rückrunde gegen die direkten Konkurrenten oben – die haben wir allesamt verloren. Mit einem Sieg gegen Saarbrücken hätten wir in der Relegation gespielt. Aber es war natürlich trotzdem super, vor allem, wenn man beachtet, dass wir im vergangenen Sommer das Budget für die erste Mannschaft um mehr als 20 Prozent gekürzt haben.
Wie bewerten Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Viktoria?
Freisewinkel: Auch da sieht es so aus, als würden wir unsere Ziele erreichen: Über 20 Prozent der Kosten einsparen, das Ergebnis entsprechend verbessern. Dass es trotzdem sportlich so gut läuft, ist natürlich bemerkenswert.
Kosten senken für größeren sportlichen Erfolg klingt nach keinem langfristig funktionierenden Modell.
Freisewinkel: Nein, das darf auch keine Blaupause für die Zukunft sein. Wir wussten ehrlicherweise im vergangenen Sommer nicht genau, wo wir stehen. Die Neuverpflichtungen waren ja nicht allesamt erfahrene und gestandene Drittliga-Profis – weder Tyger Lobinger, noch Semih Güler oder Enrique Lofolomo. Die Jungs erfolgreich weiterzuentwickeln, war ein Verdienst von Olaf Janßen und seinem Team.
Was für ein Budget steht der Viktoria in der Saison 2025/26 zur Verfügung?
Freisewinkel: Es muss noch einmal ein bisschen gespart werden, das Budget wird im Bereich von fünf bis zehn Prozent kleiner ausfallen.
Der Verkauf von Zoumana Keita nach Anderlecht ist da schon mit einberechnet?
Freisewinkel: Ja, genau. Dazu haben uns ein paar Profis mit guten Verträgen verlassen. Wir wissen jetzt, was wir noch ausgeben können. Bei der Planung sind wir im Soll, haben aktuell 22 Spieler unter Vertrag – darunter viele Wunschspieler.
Die Trainerposition ist vermutlich günstiger geworden. Dazu haben Profis wie Moritz Fritz, Patrick Koronkiewicz und Donny Bogicevic, die sicherlich zu den teureren Spielern gehören, den Klub verlassen. Reicht das schon für die fünf bis zehn Prozent?
Freisewinkel: Das schadet dem Budget sicher nicht. Aber wir haben auch noch einige andere Stellen mit dem Potenzial zur Optimierung. Neben den Kürzungen ist uns aber auch die Erlös-Steigerung ein sehr wichtiges Anliegen. In der abgelaufenen Saison haben wir mit mehr als 4600 Besuchern im Schnitt einen Zuschauer-Rekord aufgestellt. Da wollen wir in der nächsten Saison die 5000er-Marke angreifen. Auch im Sponsoring-Bereich haben wir Rekorde erzielt, wollen uns aber noch breiter aufstellen.
Eric Bock (57) ist seit 2014 Geschäftsführer beim FC Viktoria und im Verein für Vertrieb, Marketing und Kommunikation zuständig.
Axel Freisewinkel (45) ist seit 2015 Geschäftsführer beim FC Viktoria und im Klub für Finanzen, Personal und Strategie zuständig.
Bei der Sponsoren-Suche wird die abgelaufene Saison noch einmal Rückenwind gegeben haben.
Bock: Mit Sicherheit, es sieht wieder nach einer starken Steigerung aus. Das bringt uns zu Überlegungen, unseren Vip-Bereich zu vergrößern. Der ist bei jedem Spiel ausgebucht – selbst gegen Unterhaching oder Hannover II. Manchmal sind wir froh, dass die Leute draußen auf dem Balkon bleiben, damit die Plätze drinnen wieder frei werden. Wir holen gerade Angebote für eine Erweiterung ein.
Wird es zur neuen Saison im Sportpark weitere Sanierungen oder Umbauten geben?
Bock: Der Fanshop wird vergrößert, im Stehplatz-Heimbereich gibt es einen neuen. Dazu zieht das Trainerbüro um und die Spielerkabinen werden renoviert. Alle rücken etwas näher zusammen.
Viele Viktoria-Fans würden sich ein Dach für die Stehplatz-Tribüne wünschen.
Freisewinkel: Diese Frage bekommen wir bei jedem Fanabend. In dieser Größenordnung gibt es kein dazugehöriges Dach für so eine Stahlrohrtribüne. Man müsste ein freistehendes, eigenes Dach bauen. Wir bräuchten ein Gutachten eines Statikers, eine Baugenehmigung und viel Geld. Dazu wäre es nur ein Provisorium, denn wir müssen uns die Tribüne alle drei Jahre wieder neu genehmigen lassen. Wir sind nicht glücklich, wie es ist. Aber aktuell ist da keine Lösung in Sicht.
Gab es nach der Rekord-Saison noch einmal Bewegung in den Gesprächen mit potenziellen Investoren?
Bock: Wir sind weiter in guten Gesprächen, der Erfolg hilft da natürlich. Wir sind sehr zuversichtlich.
Zu Jahresbeginn haben Sie von einem zweijährigen Zeitraum gesprochen, in dem ein Investor gefunden werden soll.
Bock: Das bleibt unser Ziel. Aber es ist natürlich kein Sponsoren-Vertrag mit einer Unterschrift, das geht hin und her. Klar ist: Wir wollen keinen Scheich aus Saudi-Arabien, idealerweise kommt der Investor oder die Investoren hier aus der Region.
Wir haben inzwischen deutschlandweit ein Standing erreicht, dass Spieler wissen, dass sie bei der Viktoria ideale Voraussetzungen haben, den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu gehen, um sich für höhere Ligen zu empfehlen
Acht Zugänge für die kommende Saison sind unter Dach und Fach. Wie viele werden noch kommen? Und für welche Positionen?
Freisewinkel: Wir planen mit 22 Feldspielern und drei Torhütern. In dieser Größenordnung wird sich der Kader bewegen. Gesucht werden jetzt noch Verstärkungen für die offensiven Positionen: Stürmer, offensives Mittelfeld, Flügel. Darauf liegt das Hauptaugenmerk, hinten sind wir gut besetzt.
Von den bisherigen Verpflichtungen bringt kein Spieler größere Drittliga-Erfahrung mit.
Freisewinkel: Sie sind alle jung und entwicklungsfähig. Wir haben inzwischen deutschlandweit ein Standing erreicht, dass Spieler wissen, dass sie bei der Viktoria ideale Voraussetzungen haben, den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu gehen, um sich für höhere Ligen zu empfehlen. Wir haben einige Jungs bekommen, die sich gegen andere, finanzstärkere Angebote entschieden haben. Diese Reputation haben wir uns erarbeitet – vor ein paar Jahren wären diese Spieler sicher nicht zu uns gekommen. Klar ist aber, dass dem Kader noch ein oder zwei gestandene Profis guttun würden. Diese erfahrene Achse hat uns ja auch in der letzten Saison geholfen: Dudu im Tor, Dietz und Greger davor, vorne Lobinger. Dazwischen jemand mit Erfahrung wäre sicher sinnvoll.

Olaf Janßen (l.) übergibt bei Viktoria Köln den Trainerposten an Marian Wilhelm (r.)
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Mit Olaf Janßen hat die Viktoria nicht nur ihren Erfolgstrainer verloren, sondern auch ein Stück weit das Gesicht des Klubs. Eine Rolle, die man nicht von heute auf morgen übernehmen kann. Welche Art Trainer wird Marian Wilhelm?
Freisewinkel: Es wird etwas anders sein, das ist logisch. Die beiden sind ja auch als Menschen unterschiedliche Typen. Aber Marian hat ganz klare Vorstellungen, wie er den Alltag gestalten möchte. Es war sein Wunsch, die Trainerkabine näher an die Mannschaftskabine zu verlegen – sonst würden wir den Umbau nicht durchführen. Die Idee ist, dass Franz Wunderlich und Stephan Küsters sehr nah dran sind an Marian und der Mannschaft. Ich sehe uns gut aufgestellt.
Bock: Marian wird ein ganz anderer Trainer werden, keine Frage. Aber fast die Hälfte des Kaders kommt aus unserer Jugend und ist damit schon durch Marian Wilhelms Hände gegangen. Ich habe sehr großes Vertrauen in ihn.
Ist der Umbruch in dieser Saison mit dem aus dem Vorjahr zu vergleichen?
Bock: Nicht wirklich. Allein, wie viele Spieler, die uns verlassen haben, wirklich zum Stammpersonal gehört haben: Said El Mala, von dem aber klar war, dass er zum FC geht, Enrique Lofolomo und Sidny Cabral. Das waren im Sommer 2024 deutlich mehr.
Freisewinkel: Ich sehe es auch nicht als außergewöhnlich großen Umbruch für einen Drittligisten. Wir haben einen guten Stamm gehalten.
Das ist die Kunst: Mehr aus den Voraussetzungen machen, als sie vermeintlich hergeben
Was sind die Ziele für 2025/26?
Freisewinkel: Wieder möglichst schnell die 45 Punkte sammeln, alles andere wäre fahrlässig, trotz der guten Saison. Wir gehören nicht zu den finanzstarken Klubs, da rangieren wir vom Budget eher im unteren Drittel. Das ist die Kunst: Mehr aus den Voraussetzungen machen, als sie vermeintlich hergeben. Im letzten Jahr hat unsere Kaderplanung von Valentin Schäfer und Stephan Küsters herausragend funktioniert. Ich hoffe, dass sie in diesem Sommer wieder so ein gutes Händchen haben. Wir können uns keine vier oder fünf Fehlgriffe leisten, ganz klar.