Viktoria vor Kellerduell:Daniel Zillken betreibt Werbung in eigener Sache

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Viktorias Interimstrainer Daniel Zillken (rechts), hier mit Geschäftsführer Axel Freisewinkel, feierte einen ordentlichen Einstand als Drittliga-Cheftrainer.

Köln – Ein sanftes Lächeln huschte über das Gesicht von Daniel Zillken, trotz des späten Ausgleichs und trotz des vermeintlich entscheidenden Siegtreffers durch ein herausragendes Tor von Lucas Cueto in der Schlussphase. Offenbar genoss der Interimstrainer des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln schlicht nur den Augenblick in einem beinahe menschenleeren Stadion. Der gebürtige Kölner war nach der Freistellung des ehemaligen Chef-Coaches Pavel Dotchev am letzten Sonntag mehr oder minder zufällig auf den Höhenberger Trainerstuhl gerutscht. Gemeinsam mit Assistent Markus Brzenska wurde dem 53-Jährigen die zweifelhafte Ehre zuteil, eine nach sechs sieglosen Spielen in Folge erheblich verunsicherte und obendrein durch die Dotchev-Suspendierung arg derangierte Mannschaft auf eine Meisterschaftspartie vorzubereiten.

Zillken, von seinem Naturell stets klar und authentisch daher kommend, dürfte ein durchaus zufriedener Mann gewesen sein an diesem nasskalten Dienstagabend in Hessen: Beim SV Wehen Wiesbaden erreichte die Viktoria ein 2:2 (1:0), es war kein Befreiungsschlag, zumindest aber ein Fortschritt im Auftreten. „Natürlich ist es zunächst einmal ärgerlich, wenn man nach 87 Minuten den Ausgleich kassiert“, befand Zillken anschließend. „Trotzdem war es ein gutes Spiel von uns, wir sind früher ins Gegenpressing gekommen und hatten eine hohe Intensität in unseren Aktionen.“ Der Inhaber einer Trainer-A-Lizenz hat dem abstiegsbedrohten Team binnen weniger Tage Mumm und Entschlossenheit eingehaucht; genau diese Tugenden hatte der neue Übungsleiter vor dem Duell mit dem Zweitliga-Absteiger gefordert: „Wir brauchen Kompaktheit, taktische Disziplin und müssen alles raushauen“, forderte der Rheinländer entschlossen.

Zillken nimmt drei Veränderungen vor

Gerade in der ersten Halbzeit erfüllte ihm seine auf drei Positionen veränderte Elf jenen Wunsch vortrefflich: Die Gäste begannen selbstbewusst und couragiert und gingen durch den einstigen Wiesbadener Jeremias Lorch auch in Führung (21.). Ein nicht geahndeter Elfmeter an Kölns Rechtsverteidiger Patrick Koronkiewicz (32.), eine Glanzparade von SVWW-Keeper Tim Boss gegen Timmy Thiele (37.) verhinderten das zweite Viktoria-Tor, auf der anderen Seite hätte Marc Lais beinahe den Ausgleich markiert, vergab jedoch freistehend (28.).

Ein individueller Aussetzer von Innenverteidiger Sead Hajrovic, der sich bei einem Kopfballversuch völlig verschätzte, ebnete den Gastgebern durch Philipp Tietz den Ausgleich (64.). Cueto, der gleich zwei Gegenspieler stehen ließ und die Kugel anschließend im entfernten Eck unterbrachte, stellte auf 1:2 (81.), Wiesbadens Maurice Malone nutzte eine erneute Unaufmerksamkeit in der Kölner Abwehr jedoch zum insgesamt verdienten Ausgleich (87.).

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Am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) im wegweisenden Kellerduell gegen den 1.FC Magdeburg wird Daniel Zillken erneut auf Viktorias Trainerstuhl Platz nehmen – für wie lange, scheint noch nicht abschließend geklärt zu sein: Weil der bisherige Chefscout kein Fußballlehrer ist, erlauben ihm die Statuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen Verbleib auf der Bank lediglich über einen Zeitraum von 15 Werktagen. Über das „Danach“ und einen möglichen Nachfolger Zillkens macht sich Sportvorstand Franz Wunderlich aktuell eher weniger Gedanken: „Daniel hat die Mannschaft in der Kürze der Zeit gut eingestellt. Wir haben volles Vertrauen in seine Arbeit, und mit anderen Trainern haben wir auch noch nicht verhandelt.“ Mit einem Sieg gegen Magdeburg würde Kölns Trainer auf Zeit womöglich Werbung in eigener Sache betreiben. Immerhin existiert ja ein Schlupfloch: Man müsste Daniel Zillken lediglich einen Coach an die Seite stellen, der über eine Fußballlehrer-Lizenz verfügt, die sportliche Verantwortung indes beim 53-Jährigen belassen. Klingt einfach, ist es vielleicht ja sogar.

FC Viktoria: Mielitz – Koronkiewicz, Rossmann, Hajrović, Handle – Lorch, Klingenburg (70. Klefisch) – Risse (77. Holzweiler), Wunderlich, Cueto (87. Stellwagen) – Thiele. - Tore: 0:1 Lorch (21.), 1:1 Tietz (64.), 1:2 Cueto (81.), 2:2 Malone (87.).

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