Viktorias Timmy Thiele im Interview:„Einige trafen viele falsche Entscheidungen“

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Stürmer Timmy Thiele trifft mit der Viktoria auf seinen Ex-Verein Kaiserslautern. 

Herr Thiele, am Samstag treffen Sie mit der Viktoria auf Ihren Ex-Verein 1. FC Kaiserslautern. Ist die Vorfreude groß? Enorm, auf jeden Fall. Ich freue mich sehr darauf, einige nette Leute wiederzusehen und natürlich umso mehr, in dieses wundervoll riesige Stadion einlaufen zu dürfen.

Sie haben in den vergangenen beiden Jahren 17 Tore für den FCK erzielt. War es eine schöne Zeit in der Pfalz? Ich habe sie als äußerst prägend erlebt, weil ich viele tolle Menschen kennengelernt habe. Es gibt nichts Negatives zu berichten.

Trotzdem kommt der Verein eigentlich nie zur Ruhe: Insolvenzverfahren, ein Schuldenberg der Kapitalgesellschaft von 24 Millionen Euro. Haben Sie eine Erklärung dafür? Ich denke, dass da einige Herrschaften viele falsche Entscheidungen getroffen haben. In Lautern wurde immer gerne in der Vergangenheit geschwelgt, und man wollte den Klub auf Biegen und Brechen wieder ins Oberhaus führen. Aber jetzt ist das Insolvenzverfahren abgeschlossen und die Schulden sind auch weg. Der Verein hat eine große Chance, aus den Fehlern von einst zu lernen.

Seit Sommer stehen Sie beim FC Viktoria unter Vertrag. In Höhenberg ist alles ein wenig beschaulicher. Klar, Viktoria ist natürlich von seiner Struktur her ein ganz anderer Klub als Kaiserslautern. Aber ich bin froh, hier zu sein, denn Köln hat sich sehr um mich bemüht. Außerdem wollte ich unbedingt einmal mit Mike Wunderlich zusammenspielen.

Bislang sind Ihnen für die Viktoria drei Tore gelungen. Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Halbjahr? Richtig zufrieden bin ich nicht, meine Quote ist definitiv noch ausbaufähig. Es waren schon einige Spiele dabei, die wir ins Ziel hätten bringen müssen.

In der Vergangenheit galten Sie als personifizierter „Viktoria-Schreck“. Sie wissen vermutlich, warum? Aber selbstverständlich. Gegen sie habe ich immer ziemlich regelmäßig getroffen. Vielleicht hat man mich ja auch deshalb hierhin geholt. (lacht)

Im Mai 2017 sind Ihnen im Hinspiel der Relegations-Playoffs zur Dritten Liga für Carl Zeiss Jena zwei Tore gelungen. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Tag? Da bekomme ich heute noch Gänsehaut pur. Ausverkaufter Höhenberger Sportpark, wir liefen ins Stadion ein und sahen vor uns eine blau-weiß-gelbe Wand aus Jenaer Fans. Dazu diese Bullenhitze von gefühlt 45 Grad. Was eine Stimmung!

Sie gewannen in Köln mit 3:2, verloren das Rückspiel vier Tage später 0:1, stiegen aber dennoch auf. Als Fatih Candan zum 1:0 für Viktoria traf, saß ich bereits mit Krämpfen auf der Ersatzbank. Es waren schlimme letzte Minuten und wir haben fürchterlich gewackelt. Am Ende haben wir uns zum Aufstieg gezittert.

Sie haben in Ihrer Karriere noch für diverse andere Vereine gespielt. An welche Stationen erinnern Sie sich besonders gerne, an welche weniger gerne? In besonderer Erinnerung bleibt mir natürlich die Zeit in Jena und Kaiserslautern. Weniger schön war der Abschnitt bei Borussia Dortmund. Da ging es nämlich mit meiner Verletzungsmisere los.

Nach England hat es Sie zwischendurch auch noch verschlagen... Das war wirklich eine unglaubliche Nummer. Ich habe damals beim SC Wiedenbrück gespielt, auf einmal kam mein Berater zu mir und erzählte, dass Jimmy Floyd Hasselbaink (niederländischer Ex-Nationalspieler und damals Trainer in England, die Red.) mich unbedingt zu Burton Albion holen möchte. Er hatte ein paar Spiele von mir auf Video gesehen, ein richtig cooler Typ. Am Ende sind wir auch aufgestiegen.

Und Englisch haben Sie auch noch gelernt. Am Anfang war das manchmal echt lustig. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie heftig der Akzent der Leute ist. Aber als Mensch bin ich in diesem Jahr unfassbar gereift. Leider hat sich seither mein Englisch wieder verschlechtert.

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Als gebürtiger Berliner sind Sie bestimmt Fan von Hertha BSC. Sagen wir es einmal so: Ich bin Hertha-Sympathisant, schließlich habe ich fünf Jahre für den Verein gespielt und dort auch meine Ausbildung genossen. Ansonsten habe ich zum Berliner Fußball aber nicht mehr ganz so die Verbindungen.

Werden Sie Ihrem Trainer Pavel Dotchev für die Partie gegen Ihren einstigen Klub einige wertvolle Tipps mit auf den Weg geben können? Mal abwarten, ob er mich überhaupt fragt und Tipps von mir möchte. Wenn überhaupt, kann ich ja nur über einzelne Lauterer Spieler etwas erzählen. Über das Konzept kann ich leider nicht so viel sagen, weil der FCK inzwischen mit Jeff Saibene ja einen anderen Trainer hat.

Das Gespräch führte Oliver Löer

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