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„Wahnsinniges Rennen“Silber für deutsche Damen-Staffel bei Biathlon-WM

Lesezeit 3 Minuten
Damen-Staffel Silber

Denise Herrmann (l-r), Franziska Preuss, Vanessa Hinz und Karolin Horchler aus Deutschland jubeln über den zweiten Platz. 

Antholz – Am Ende hatte Denise Herrmann sogar noch die Zeit, um den frenetischen Jubel von der Tribüne zu genießen. Als Zweite hatte die letzte Läuferin der Frauen-Staffel die Ziellinie überquert, so am Samstag die vierte Silbermedaille bei der Biathlon-WM in Antholz für Deutschland gesichert. Den Titel sicherte sich nach 4x6 Kilometern mit 10,7 Sekunden Vorsprung Titelverteidiger Norwegen. Auf Rang drei landete die Ukraine, 18,4 Sekunden hinter den Norwegerinnen.

Biathlon-WM: Vierte Silbermedaille für Deutschland

Dabei sah es lange nicht danach aus, dass das deutsche Team auf dem Podest landen würde. Nach Startläuferin Karolin Horchler, die beim Liegend- und Stehendschießen insgesamt vier Nachlader benötigt hatte, lag Deutschland bereits über eine Minute hinter den bis dahin überragenden Italienerinnen. „Ich war am Start sehr nervös“, sagte die 30-jährige WM-Debütantin. „Stehend habe ich brutal gezittert“, meinte Horchler mit Blick auf ihre drei Nachlader beim letzten Schießen.

Doch eine starke Vanessa Hinz (keine Fehler) und Franziska Preuß (ein Nachlader) brachten die Staffel wieder zurück ins Rennen um die Medaillen. „Ich habe sehr riskant geschossen. Ich wollte Denise eine gute Ausgangslage schaffen“ erklärte Preuß. Der Plan ging auf.

Ein „wahnsinniges Rennen“

Nach der Übergabe auf Herrmann hatte der Abstand auf Rang eins nur noch 43 Sekunden betragen. Herrmann, mit vier Nachladern, zeigte jedoch ihre Klasse im läuferischen Bereich und sicherte - auch bedingt durch Schießfehler der Konkurrenz - den zweiten Rang. „Es war ein wahnsinniges Rennen, die Positionen wurden immer wieder getauscht. Ich wollte vor dem letzten Schießen Energie sparen. Du weißt nie, was passiert“, erklärte die 31-Jährige aus dem Erzgebirge und gab zu, die Beine hätten beim letzten Schießen „schon gewackelt“. Ein großes Lob sendete sie noch an Staffel-Kollegin Preuß: „Franzi hat ein grandioses Rennen geliefert. Sie war die Matchwinnerin für die Staffel.“

Bereits vor den Wettkämpfen am Samstag wurde der russische Sprint-Weltmeister Alexander Loginow von der italienischen Polizei verhört. Nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass wurde das Hotelzimmer des 28-Jährigen Biathleten am Morgen durchsucht. Persönliche Dinge, unter anderem ein Telefon und ein Computer, seien beschlagnahmt worden. Auch bei Cheftrainer Alexander Kasperowitsch soll es eine Durchsuchung gegeben haben. Loginow war bereits zwei Jahre wegen EPO-Dopings gesperrt, seit November 2016 darf er wieder starten. In Antholz gewann er den WM-Sprint und feierte seinen ersten großen Erfolg. Loginow hatte zuletzt stets betont, sauber zu sein.

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Der Biathlon-Weltverband IBU kündigte an, die Untersuchungen der italienischen Behörden zu unterstützen. Solange die Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei, werde man keinen weiteren Kommentar abgegeben, hieß es in einer Mitteilung.

Das russische Sportministerium forderte den russischen Biathlon-Verband (RBU) auf, alle Informationen zu dem Vorfall und zu den Umständen offenzulegen. Im Falle einer Anklage gelte für die Betroffenen die Unschuldsvermutung, teilte das Ministerium mit. Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung Russlands in Italien seien vor Ort, um die Athleten zu unterstützen und die Berichte zu prüfen, twitterte die Botschaft in Rom. Man habe beim italienischen Außenministerium um Aufklärung gebeten. (mit SID)

Statistik:1. Norwegen (Synnöve Solemdal, Ingrid Landmark Tandrevold, Tiril Eckhoff, Marte Olsbu Röiseland) 1:07:05,7 Std./1 Strafrd.+9 Schießf.; 2. Deutschland (Karolin Horchler/Clausthal-Zellerfeld, Vanessa Hinz/Schliersee, Franziska Preuß/Haag, Denise Herrmann/Oberwiesenthal) +10,7 Sek./0+9; 3. Ukraine (Anastassija Merkuschina, Julia Dschima, Wita Semerenko, Olena Pidgruschna) +18,4/0+8; 4. Tschechien +31,1/0+10; 5. Schweden +44,9/1+11; 6. Schweiz +47,1/0+11; 7. Polen +50,3/0+6; 8. Russland +1:02,6 Min./1+11; 9. Kanada +2:13,7/1+12; 10. Italien +2:29,4/3+12

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