Jubiläum im Drachenfelser LändchenSV Niederbachem feiert sein 75-jähriges Bestehen

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Der SV Niederbachem wurde Kreismeister 2018/2019.

Wachtberg – Mit einem großen Festakt feiert der SV Niederbachem am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Hierzu lädt der Verein alle Interessierten ein, um auf die Geschichte zurückzublicken und verdiente Mitglieder zu ehren. Umrahmt werden die Festtage von einem attraktiven sportlichen und abendlichen Programm. Es warten Einlagespiele der Jugend-Mannschaften am Samstag sowie der Senioren-Mannschaften am Sonntag auf die Gäste. Der offizielle Teil beginnt am Samstagabend ab 18 Uhr mit den Ehrungen, ehe das Abendprogramm startet.

Wirtshaus fungierte als Umkleide und Dusche

1947 gründeten fußballbegeisterte Männer um Toni Haag, Heinrich Luhmer, Georg Faust und Christian Salm in der Gaststätte Ley den SVN. Drei Jahre später entstand der erste Sportplatz auf der Heide neben dem heutigen Bauernhof Werscheid. Bis dahin wurde in der Tongrube unterhalb von Ließem Fußball gespielt.

Der zweite Sportplatz lag an der oberen Austraße gegenüber des Hauses Nummer 35 (Walbröl), in dem die Utensilien wie Bälle, Kalk und Netze untergebracht waren. Bei der Flurbereinigung (1958–1960) wurde der Platz zur Bebauung freigegeben, und der Verein stand zwei Jahre ohne Sportstätte da. In der Zeit spielte der SVN im benachbarten Bad Godesberger Ortsteil Lannesdorf.

Als einzige Bleibe und Treffpunkt gab es das Gasthaus „Zur Traube“ mit den gutmütigen Wirtsleuten Zettelmeyer, das auch als Umkleide und Duschraum diente. Im Jahr 1963 entstand dann der heutige Fußballplatz in der Austraße. Bis dahin war das Vereinsleben sehr eingeengt.

Das in den 1950er Jahren errichtete Jugendheim an der Schule wurde abgebaut und an dem neuen Sportplatz wieder aufgebaut. Es bestand aus drei Räumen, die umgebaut wurden. In der Umkleide gab es eine Dusche, für die das Wasser mit einem Holzofen erwärmt wurde. Der ehemalige Vorsitzende und Architekt Hans Müller war der Planer des Sportheims, das 1996 eingeweiht wurde. Errichtet wurde das Gebäude von vielen Helfern und Förderern.

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Der erste Sportplatz befand sich auf einer Heide.

Ein halbes Jahr nach den Vorweihnachtstagen 2014, als der SV Niederbachem mit der Gemeinde Wachtberg den Pachtvertrag für den Kunstrasenplatz an der Austraße unterzeichnet hatte, wurde aus dem Traum Realität: In den vorangegangenen drei Monaten hatten sich zahlreiche Mitglieder engagiert, um die pünktliche Fertigstellung der Kunstrasenanlage zu garantieren.

Rund 400.000 Euro kostete das Bauvorhaben. Mit 40.000 Euro sowie vielen Ehrenamtsstunden beteiligte sich der SVN. Als einer der letzten Fußballvereine im näheren Umfeld verfügte der SV Niederbachem bis dato nur über einen Tennenplatz. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, war die Investition daher sehr wichtig. Oftmals wurden zuvor im Fußballkreis Bonn alte Ascheplätze einfach dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für Häuser und Wohnungen zu schaffen.

Der Niederbachemer Fußballverein wurde auf einem freien Feld neu angesiedelt. Der Sportplatz in der Austraße mit dem angrenzenden Mehlemer Bach, in dem unzählige Bälle fortgeflossen sind, liegt heute mitten in Niederbachem, der einwohnerstärksten Ortschaft in der Gemeinde Wachtberg.

Sportlich spielte der SVN fast immer in der Kreisliga. Als erster Höhepunkt gilt der 2. Dezember 2012. In der zweiten Runde des FVM-Pokals war der A-Ligist mit Trainer Jörg Arenz als Drittplatzierter im Kreispokal Gastgeber gegen den damaligen Drittligisten SC Fortuna Köln. In einem denkwürdigen Spiel auf heimischer Asche erwies sich der Underdog lange Zeit als unangenehmer Gegner und schlug sich gegen den haushohen Favoriten aus der Domstadt tapfer. Am Ende sahen rund 700 Zuschauer einen knappen 3:1-Sieg der Gäste. Der enge Platz, auf dem die Zuschauer fast hautnah an der Seitenlinie stehen, gilt bei den Gegnern als berüchtigt. Bei Heimspielen agieren die emotionalen Fans oft als „Zwölfter Mann“ ihres Teams.

Ersehnter Aufstieg gelingt endlich im Juni 2019

Als Dauergast der Kreisliga A (2007–2019) scheiterten die Blauen das ein oder andere Mal nur knapp am Aufstieg. Erst im Juni 2019 konnte der sportlich größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gefeiert werden. In einem „Endspiel“ gewann der SVN mit 5:1 gegen die Sportfreunde Ippendorf und stieg in die Bezirksliga auf. Hier ein Auszug aus der Rundschau: „Vor 800 Zuschauern ging der Tabellenführer durch Dominik Tiemeyer in Führung (14.). Mit dem Halbzeitpfiff erhöhte Jan Schmickler vom Punkt auf 2:0 (45.). Spätestens mit dem Doppelschlag durch Philipp Fritzen (48./55.) war die Partie entschieden. Erneut Schmickler machte mit dem 5:0 den Deckel drauf (64.). Für die enttäuschenden Gäste betrieb Siwan Kaya nur noch Ergebniskosmetik (89.). ,Ich bin einfach nur megaglücklich„, sagte Yasser Jamal nach dem Abpfiff in seinem Premierenjahr als SVN-Trainer.“

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Bereits seit 75 Jahren gibt es den SVN.

Richtig genießen konnte der SVN die Bezirksliga-Zugehörigkeit jedoch nicht. Die Spielzeit 2019/20 endete im März wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie mit einem Abbruch. Zuvor war Trainer Jamal bereits zurückgetreten, und Alexander Odenthal übernahm. Mit lediglich acht Punkten war der Aufsteiger dem Abstieg nur mit Glück entkommen. Auch die folgende Spielzeit endete wegen Covid-19 vorzeitig.

Nach wenigen Spieltagen war Ende Oktober Schluss, alle Spiele wurden annulliert. Erst zur Saison 2021/22 rollte der Ball wieder durchgehend. Nach dem frühen Aus im Kreispokal trat Odenthal noch vor dem Ligastart von seinem Traineramt zurück. Nachfolger wurde das glücklose Gespann Sven Sattler/Frank Jarms, das lediglich zehn Punkte sammeln konnte. Mit dem Wechsel zu Sascha Strack starteten die Blauen eine Aufholjagd, die am Ende jedoch nicht belohnt wurde. Ein Punkt fehlte zum Klassenerhalt, so dass der SVN im Jubiläumsjahr wieder in der Kreisliga A spielt.

Mit Rückkehrer Fritzen und Schmickler sind die Aufstiegshelden von 2019 wieder vereint. Trainer Strack und der emsige Vorsitzende Hermann Esser werden alles daransetzen, dass der SVN nicht erneut zum Dauergast im Kreis-Oberhaus mutiert. Nun wird in Niederbachem aber erst einmal gefeiert.

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