Waldbestattungen künftig möglichIn Hückeswagen entsteht ein 25 Hektar großer Friedwald

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Ein Nadelbaum bei Abendröte.

Im Hückeswagener Areal an der Bevertalsperre werden künftig Waldbestattungen möglich sein.

In Hückeswagen wird es künftig einen Friedwald geben. Dafür wird ein Areal an der Bevertalsperre umgestaltet.

Hückeswagen bekommt einen 25 Hektar großen Friedwald. Damit wird es, in einem Areal an der Bevertalsperre, die Möglichkeit einer Waldbestattung geben. Die Verträge dazu haben Bürgermeister Dieter Persian, Waldeigentümer Christian Hardt und Matthias Laufer, Geschäftsführer der Friedwald GmbH, nun unterzeichnet. „Damit sind wir auf der Zielgeraden“, heißt es vom Bürgermeister.

Derzeit wartet die Stadt noch auch eine friedhofsrechtliche Genehmigung. „Diese sollte aber in naher Zukunft erfolgen“, so Persian. In Deutschland gibt es 80 Friedwald-Standorte. Damit sind Friedhöfe im Wald gemeint. Dort gibt es keine Grabsteine oder Grabschmuck. Stattdessen wird die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne an einem Baum begraben.

Waldeigentümer und Geschäftsführer Forstbetrieb Bever, Christian Hardt, Bürgermeister Dieter Persian, Geschäftsführer Friedwald Matthias Laufer (v.l.)

Waldeigentümer und Geschäftsführer Forstbetrieb Bever, Christian Hardt, Bürgermeister Dieter Persian, Geschäftsführer Friedwald Matthias Laufer (v.l.)

Am Baum hängt dann ein Schild mit dem Namen der Person oder einer Zahl, denn eine anonyme Bestattung ist auch möglich. Nur das Bestattungsunternehmen Friedwald muss wissen, wer zu welchem Zeitpunkt an welchem Baum bestattet wurde.

„Das Dekorieren der Grabstelle ist nicht erlaubt. Das macht der Wald mit seinen Blättern und Wildblumen von ganz allein. Vorteile einer Waldbestattung sind die Nähe zur Natur, keine aufwendige Grabpflege und der Baum als Ort für die Angehörigen zum Trauern“, sagt Matthias Laufer.

Bevor sich das Unternehmen Friedwald 2000 gegründet hat, verwies Laufer Interessenten für eine Waldbestattung immer in die Schweiz. Mittlerweile sind Beerdigungen im Wald auch in Deutschland und möglich. Einen Bestattungswald, wie es ihn künftig in Hückeswagen geben soll, hat Wipperfürth nicht. Doch auch die Hansestadt ist sich dem Wandel in der Bestattungskultur bewusst.

Deshalb entsteht auf dem Westfriedhof ein neuer Platz für Baumbestattungen. An insgesamt dreizehn Bäumen sollen sechs Grabstellen für Urnenbestattungen entstehen. Bisher waren diese Bestattungen schon an einzelnen Bäumen auf dem Friedhof möglich.

„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung“

„Das ist natürlich kein Bestattungswald, weil die Beisetzungen nicht im Wald, sondern auf einem Friedhof stattfindet. Aber es ist ein Schritt in die Richtung“, erklärt Tanja Reinold, Pressesprecherin der Stadt Wipperfürth. Eine Baumbestattung kostet in Wipperfürth um die 1600 Euro.

Insgesamt sind die Bestattungs- und Friedhofskosten in Wipperfürth verhältnismäßig hoch. Das liegt daran, dass die Stadt durch die Friedhöfe auf den Kirchdörfern insgesamt neun Friedhöfe zu unterhalten hat. Ein Platz im Hückeswagener Friedwald kostet zwischen 590 und 2890 Euro. Je nachdem, ob ein einzelner Platz oder gleich ein Baum für mehrere Verstorbene gewählt wird.

Idee eines Friedwaldes an der Bever kam Christian Hardt vor drei Jahren

Ob sich der Bestattungswald in Hückeswagen zukünftig auch auf die Bestattungskultur und -kosten in Wipperfürth auswirken wird, lasse sich noch nicht sagen, so Reinhold.  Die Idee eines Friedwaldes an der Bever ist Christian Hardt vor rund drei Jahren gekommen. Hardt ist Waldeigentümer und Geschäftsführer des Forstbetriebs Bever. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um den Wald zu bewirtschaften, stieß er auf Friedwald.

Die Möglichkeit, aus einem Stück Wald an der Bever einen Bestattungswald zu machen, schlug er der Stadt vor. „Daraufhin haben wir im Stadtrat über dieses Thema diskutiert. Wir sehen im Friedwald eine individuelle Lösung, um die letzte Ruhe in der Natur, an der Bever, im Wald zu verbringen“, sagt Bürgermeister Persian.

Geplanter Friedwald sorgte für Sorgen und Vorbehalte bei Anwohnern

Hardt erhofft sich aus dem Friedwald zudem wirtschaftliche Sicherheit und einen respektvollen Umgang mit dem Wald, damit dieser lange bestehen bleibt.  Doch Christian Hardts Idee und die Planung der Stadt traf auch Sorgen und Vorbehalte der Anwohner.

Beispielsweise, was den zusätzlichen Verkehr durch die Friedhofsbesucher angeht. Hier suchten Verwaltung und Christian Hardt Möglichkeiten zum Gespräch mit den Anwohnern. „Ich denke, wir konnten mit den Leuten so weit alles klären. Aber bei Fragen und Sorgen bleiben wir natürlich weiterhin im Gespräch“, so Persian.

Tote Bäume werden gefällt – Sicherheit der Besucher muss noch gewährleistet werden

Um den Verkehr zu regeln, sollen Ausweichbuchten entlang der Straße und zwei neue Parkplätze für bis zu 30 Autos entstehen. Dafür gibt es allerdings noch keine Baugenehmigungen. Auch für einen Andachtsplatz am Wald benötigt es noch eine Genehmigung. „Das wird nach der friedhofsrechtlichen Genehmigung der nächste Schritt sein“, erklärt Hardt.

Auch tote Bäume und Äste werden im Wald noch gefällt, damit die Sicherheit der Besucher gewährleistet ist. „Außerdem ist es uns ganz wichtig, dass der Wald nicht nur ein Friedwald wird, sondern auch weiterhin in den Alltag, die Freizeit und das Leben integriert wird“, so Laufer.

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