KinderrechteZartbitter und Domsingschule produzieren Songs

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Der Frontsänger von der Kölner Band „Köbes Underground“ Ecki Piper und Anna von der Domsingschule stehen im Tonstudio.

Anna von der Käöner Domsingschule mit Ecki Pieper bei Tonaufnahmen zu den Kinderrechte-Songs von „Zartbitter e.V.“

Anlässlich „35 Jahre Zartbitter“ hat die Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuelle Übergriffe und Missbrauch mit fünf Kindern des Kölner Domchors acht Kinderrechte-Songs produziert. Sie haben das Zeug dazu, Top-Hits der Präventionsarbeit zu werden. 

Um Kinder möglichst überall dort, wo sie sich aufhalten, vor sexuellem Missbrauch schützen zu können, schreibt das Bundeskinderschutzgesetz verbindlich die Entwicklung von Schutzkonzepten für Einrichtungen der Jugendhilfe vor. Viele engagierte Fachkräfte und Träger haben sich bereits auf den Weg gemacht, Kinderschutz aktiv umzusetzen und sichere Räume für Mädchen und Jungen zu schaffen – in Schulen, Kitas, Vereinen oder Kirchengemeinden.

Was in Schutzkonzepten nicht fehlen darf

Sie haben Schutzkonzepte erstellt, die Antwort auf die Frage geben: Was muss bei uns passieren, dass nichts passiert? Diese Konzepte beziehen die Strategien der Täter und Täterinnen ein, um sexuelle Gewalt zu planen und zu verüben – und überprüfen daraufhin die Gegebenheiten ihrer Einrichtung und verändern sie, wenn nötig. Sie enthalten ein Verhaltenskodex, wie ein Umgang vor Ort aussehen kann, der die individuellen Grenzen der Kinder achtet.

„Prävention braucht einen Plan“, weiß auch Ursula Enders. Die Leiterin von „Zartbitter e.V.“, der Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit ihrem Team viele Organisationen und Vereine bei der Erstellung eines Schutzkonzepts unterstützt.

Prävention braucht einen Plan
ursula Enders, Leiterin und Mitgründerin von „Zartbitter e.V.“, der Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen

„Ein Konzept, das diesen Namen verdient, bezieht auch den Umgang mit digitalen Medien ein, beinhaltet Fortbildungen für alle Fachkräfte und Präventionsangebote für Kinder, Jugendliche und deren Eltern, und es nennt kompetente Ansprechpersonen“, sagt Enders. „Zartbitter“ hat in diesem Zusammenhang auch erste Bausteine zur Stärkung der persönlichen Rechte von Kindern entwickelt. Mit diesen – von „wir helfen“ geförderten – Kinderrechtepässen wurden bereits etliche Jungen und Mädchen in Kölner Einrichtungen zu ihren persönlichen Rechten informiert.

Frontmann von Köbes Underground hat die Song-Texte geschrieben

Neuestes Projekt sind acht Kinderrechte-Songs für Kinder im Grundschulalter, die das „Zartbitter“-Team rechtzeitig zur Weihnachtszeit in Kooperation mit dem Kölner Domchor produziert hat. Komponist ist Friso Lücht, die Texte stammen aus der Feder von Ecki Pieper, der hauptberuflich als Psychologe bei „Zartbitter“ arbeitet – und den Kölnerinnen und Kölnern als Frontmann von „Köbes Underground“ bekannt ist.

Theo von der Domsingschule steht mit Kopfhörern vor einem großen Mikrofon im Kölner Tonstudio.

Theo von der Domsingschule im Tonstudio.

„Wir arbeiten gerne und oft mit der Dom-Musik zusammen, auch weil deren Leiter, Domkapellmeister Eberhard Metternich sich seit vielen Jahren in besonderem Maße für den Schutz der jungen Sängerinnen und Sänger vor sexuellen Übergriffen engagiert“, sagt Enders. Fünf Jungen und Mädchen des Domchors haben kürzlich die Zartbitter-Songs im Tonstudio eingesungen. „Was für sie eine besondere Erfahrung war, da sie es gewohnt sind, nach Noten im Chor zu singen“, sagt Ecki Pieper, der den jungen Domchor-Mitgliedern dabei geholfen hat, sich in moderne Musikrichtungen „einzugrooven“.

Ohrwürmer sollen Kinderrechte vermitteln

Ursula Enders
ist Mitgründerin und Leiterin von „Zartbitter e.V.“

Ursula Enders ist Mitgründerin und Leiterin von „Zartbitter e.V.“

Enders: „Die Songs stellen die persönlichen Rechte von Kindern in den Mittelpunkt und sind eng mit deren aktuellen Alltags- und Lebenswelt verknüpft.“ So thematisiert das Lied „Mein Lieblingssinn heißt Eigensinn“ zum Beispiel die Einzigartigkeit kindlichen Erlebens und Fühlens. „Blödes Gefühl“ möchte vermitteln: Negative Gefühle, wie Wut oder Angst sind niemals in sich schlecht, sie fühlen sich nur „blöd“ an. Der Song animiert die Kinder dazu, zu spüren, in welcher Situation sich etwas schön oder eben blöd anfühlt. „Kein Verrat“ informiert Jungen und Mädchen über ihr Recht auf Schutz vor (sexueller) Gewalt durch Erwachsene, und möchte sie darin bestärken, dass sie diese in Notsituationen zur Hilfe holen – und deshalb keine Verräterinnen oder Petzen sind.

Die Lieder stehen samt Songheft auf der Zartbitter-Homepage kostenlos zum Download bereit. Darüber hinaus kann dort für 5 Euro ein 10er-Pack der Songbook-Broschüre bestellt werden – als Unterrichtsmaterial oder als Weihnachtsgeschenk. 

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