20 Jahre Elterntelefon in KölnHilfe für krisengeplagte Mütter und Väter

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Lisbeth P. telefoniert ehrenamtlich für den Kölner Kinderschutzbund.

Lisbeth P. telefoniert ehrenamtlich für den Kölner Kinderschutzbund.

Köln – Wer beim Elterntelefon anruft, darf keine Therapie erwarten. Vielmehr leisten die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen „akute Krisenhilfe“ – in Köln bereits seit 20 Jahren – und sind in der aktuellen weltweiten Krise deshalb gerade besonders gefragt. Die Zahl der Anrufe sei alleine 2020 um fast hundert Prozent gestiegen, sagt Ehrenamtskoordinator Hans-Jürgen Dohmen vom Kinderschutzbund Köln bei der Pressekonferenz zum Jubiläum. Die Hälfte der Ratsuchenden habe das erste Mal angerufen, zeigt eine interne Statistik des deutschlandweiten Angebots.

Das Elterntelefon ist wie das Angebot für Minderjährige, die „Nummer gegen Kummer“, anonym, kostenlos und vertraulich – und kommt letztendlich auch den Kindern zugute. Es melden sich oft überforderte Eltern, die über Konflikte mit ihren Pubertierenden reden wollen oder sehen wie ihre Kinder an Problemen leiden, bei denen sie ihnen nicht helfen können. „Viele brauchen einfach mal jemanden, der ihnen zuhört“, sagt Lisbeth P., die seit über elf Jahren beim Elterntelefon berät und ihre Anonymität wahren möchte. Nur so viel sei verraten: Vor ihrer Pensionierung war sie Erzieherin und Sozialarbeiterin.

Stress rauslassen, damit der Nachwuchs es nicht abkriegt

Lisbeth P. will den Eltern besonders in der Corona-Pandemie Mut machen und ihre Leistung anerkennen. „Man kann auch mal sagen: Sie sind eine gute Mutter oder ein guter Vater.“ Denn viele seien nach den letzten 1,5 Jahren ausgebrannt. Sie hört Müttern zu, die seit Beginn der Corona-Krise quasi keine Minute freie Zeit für sich hatten. Ein verzweifelter Vater hätte das Telefonat mit den Worten „Ich bin doch kein Lehrer!“ begonnen und sie wusste direkt, worum es geht: Homeschooling. Wenn die Eltern ihren Stress und Frust einmal bei der Telefonseelsorge rauslassen, kriegt der Nachwuchs weniger davon ab, hoffen die Kinderschützer.

In etwa 20 Prozent der Gespräche werden Probleme rund um die Scheidung der Eltern thematisiert. Oft sprechen die Paare schon nicht mehr miteinander, sehen sich nur noch vor Gericht und das Kind ist nur noch ein Streitpunkt unter vielen. „Da muss man helfen, die Kinder gedanklich wieder in den Mittelpunkt zu rücken“, sagt Lisbeth P.

Berater werden ausgebildet und begleitet

Das Kölner Elterntelefon gehört zu einem Netzwerk von aktuell 37 Elterntelefon-Standorten in Deutschland. Wer anruft, landet irgendwo und immer bei einem anderen Berater. Vor den Einsätzen werden diese Berater etwa ein halbes Jahr lang auf die Tätigkeit vorbereitet und auch danach mit Fortbildungen und Gesprächen begleitet.

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Besonders wenn Anrufer von Gewalt oder Missbrauch innerhalb der Familie berichten, habe man danach selbst das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, sagt die ehemalige Grundschullehrerin Brigitte D., die seit 17 Jahren am Kölner Elterntelefon sitzt. In solchen Fällen suchen die Beraterinnen und Berater für die Anrufer zum Beispiel auch Hilfsangebote und Anlaufstellen vor Ort raus.

Unter 0800/11 10 550 können sich Eltern Montag bis Freitag 9-17 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr beraten lassen.

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