Puzzle für alle SchülerZusammenhalt zeigen, obwohl die Not wächst

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Sozialarbeiterin Sabrina Esser (3. v. l.) und sechs Kinder der Grundschule Horststraße in Mülheim. Für das Foto durften alle die Masken kurz abnehmen.

Sozialarbeiterin Sabrina Esser (3. v. l.) und sechs Kinder der Grundschule Horststraße in Mülheim. Für das Foto durften alle die Masken kurz abnehmen.

Köln – Ein Puzzle besteht aus vielen kleinen Einzelteilen, die zusammen ein Ganzes ergeben. Das Symbol hat Sabrina Esser, Sozialarbeiterin an der Grundschule Horststraße in Mülheim, bewusst für ihre Mitmach-Aktion gewählt. „Wir können gerade nicht zusammen sein, aber wir gehören zusammen“, erklärt sie den Schülern, die zurzeit größtenteils von Zuhause am Unterricht teilnehmen und nur einmal in der Woche ihre Lernpakete an der Schule abholen.

In diesem Paket gab es vor einigen Tagen auch ein Puzzleteil für jedes Kind, das diese bunt bemalten und dann wieder mitbrachten. Auch Lehrerinnen und Lehrer, der Hausmeister, die Sekretärin und die Ganztagsbetreuer machten mit, um zu zeigen: Wir vermissen euch.

Gemeinsam mit ein paar Helfern hat Esser das Puzzle in der Aula ausgelegt. Etwa ein Viertel der knapp 400 Schüler kommt mittlerweile in die Notbetreuung, erzählt die Sozialarbeiterin am Telefon. Weil die Not größer wird, von Woche zu Woche. „Wenn wir merken, dass es Zuhause schlecht läuft, sprechen wir die Eltern an, ob sie ihr Kind in die Betreuung geben wollen“, sagt sie. Sie hält per E-Mail und Telefon Kontakt und weiß, unter welch extremen Bedingungen viele der betreuten Familien gerade leben.

Homeschooling scheitert am Internetanschluss

Sie erzählt von Familien, die mit sechs Kindern auf 50 Quadratmetern wohnen. Vermehrt kriegt sie mit, dass Eltern Unterstützung vom Staat beantragen müssen oder sich trennen, weil die Beziehung im Lockdown nicht hält. „Da liegen natürlich die Nerven blank.“ Und das merke sie an den Kindern. Sie sind angespannt, noch mehr als im Frühjahr, als sie noch draußen spielen konnten, um der Enge und Langeweile zu entgehen.

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Auch das Homeschooling scheitere oft trotz Bemühungen der Schule und der Katholischen Jugendagentur Köln (KJA), die die Notbetreuung anbietet, an der Infrastruktur. Mehr Tablets gibt es, nur nützen sie nichts, wenn die Familie keinen Internetanschluss hat. Deshalb wird doch weiterhin viel auf Arbeitsblättern gerechnet und geschrieben, nur Nebenfächer wie Sport und Kunst werden per Video übertragen. Wie lange geht das noch gut? „Ich weiß es nicht. Aber die Kinder leiden.“

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