Sparkasse spendet an Amaro KherAngst vor weiteren Abschiebungen

„wir helfen“-Vorsitzende Hedwig Neven DuMont, Kreissparkassen-Vorsitzender Alexander Wüerst und die Kinder von Amaro Kher
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Köln – Kinder aus Roma-Flüchtlingsfamilien leben oft in engen und manchmal maroden städtischen Unterkünften. Häufig sind sie davon bedroht, abgeschoben zu werden. Sie besitzen weder einen eigenen Schreibtisch noch Schulmaterial. Schlechte Voraussetzungen also, einen Schulabschluss zu machen. Der von „wir helfen“ unterstützte Verein Rom e.V. mit seinem Kindergarten- und Schulprojekt Amaro Kher hilft seit 2004 Roma-Kindern, trotz der schlechten Rahmenbedingungen den Sprung auf eine Regelschule zu schaffen. Ein Scheck der Kölner Kreissparkasse über 20 000 Euro hilft sehr, die Arbeit zu finanzieren.
In der Sprache der Roma bedeutet „Amaro Kher“ so viel wie „Unser Haus“. Nach dem Vorbild der Frankfurter Kindertageseinrichtung „Schaworalle“ wurde die Kölner Einrichtung 2004 vom Rom e.V. gegründet, um Romakinder aus den schlimmen Lebensbedingungen in Notunterkünften herauszuholen. Außer der Schule und der Kindertagesstätte gibt es einen Alphabetisierungskurs für Eltern.
Mit der Stadt startet der Verein im Rechtsrheinischen das Projekt „Ameni Usta“ („Wir stehen auf!“). An fünf Grundschulen sollen Roma-Kinder, die die Schule bereits besuchen, in Seiteneinsteigerklassen begleitet werden. (ksta)
Der Vorsitzende der Kölner Kreissparkasse, Alexander Wüerst, nutzte die Scheckübergabe in den Räumen von Amaro Kher dazu, sich einen Überblick über das Projekt zu verschaffen. Heute besuchen täglich 46 Kinder im Alter von zwei bis 13 Jahren Schule und Kindergarten am Venloer Wall 17. Zielgruppe sind Mädchen und Jungen aus den früheren jugoslawischen Staaten sowie den neuen EU-Ländern Rumänien und Bulgarien. Wüerst zeigte sich beeindruckt davon, dass es dem Verein meist gelingt, die Kinder mit dem Unterricht binnen ein oder zwei Jahren fit für die Kölner Regelschulen zu machen.
Der Asylkompromiss, den Bund und Länder im vergangenen November ausgehandelt haben, macht Amaro Kher bei seiner Arbeit allerdings zu schaffen. Denn durch das neue Gesetz wurden Mazedonien, Serbien und Bosnien-Herzegowina zu sicheren Drittstaaten erklärt und somit Abschiebungen in diese Länder des Balkans vereinfacht. Zwei Kinder, die die Schule von Amaro Kher besucht hatten, wurden bereits mit ihren Familien abgeschoben. Andere Mädchen und Jungen hätten nun Angst, dass ihnen ebenfalls die Ausweisung drohe. „Alle wissen, dass sie nur mit einem Bein in Deutschland sind“, sagt Kurt Holl vom Rom e.V., dem Trägerverein.
Es geht ums nackte Überleben
Eines der ausgewiesenen Kinder ist Eser, ein zehnjähriger Junge, der zusammen mit seinen beiden behinderten Geschwistern nach Mazedonien abgeschoben wurde. Tragisch findet das Ivana Ilic von Amaro Kher. „Eser war anderthalb Jahre in Deutschland, hat schnell Deutsch gelernt und war sehr motiviert in der Schule.“
Amaro Kher war es auch gelungen, für seine behinderten Geschwister geeignete Ärzte zu finden. Ob die ärztliche Versorgung in Mazedonien nur ansatzweise gesichert ist, stehe mehr als infrage, betont Ilic. „Die Kinder haben nichts in Mazedonien.“ Oft würden nur Menschen medizinisch richtig behandelt, die die Ärzte auch privat bezahlen könnten. Die meisten Roma-Familien seien hingegen arm und fielen somit durch das Raster des maroden Gesundheitssystems.
Ohnehin hält Holl Mazedonien, Serbien und Bosnien-Herzegowina keineswegs für sichere Staaten für Roma-Familien. So würden diese Volksgruppen mal mehr, mal weniger stark diskriminiert. „Die Roma will eigentlich keiner haben“, so Holl. Viele Menschen trauten sich nicht einmal, sich als Roma zu bezeichnen – aus Angst vor Ausgrenzung. Außerdem litten die Roma-Familien bittere Armut in den ohnehin armen Ländern.
Holl hat den Slum Deponia in der serbischen Hauptstadt Belgrad besucht und zieht ein deutliches negatives Fazit: „Die Menschen dort haben weder Bildung noch eine Arbeit, noch eine Wohnung. Es gibt nur eine Wasserstelle, und die Kindersterblichkeit ist hoch. Es geht dort um das nackte Überleben.“