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Ukraine Air RescueEhrenamtliche Piloten bringen Medikamente an die ukrainische Grenze

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Ehrenamtliche Helfer beladen ein Privatflugzeug mit Medikamenten, die dringend in der Ukraine benötigt werden.

Köln/Bonn – Fast auf den Tag genau vier Monate ist es her, dass Kay Wolf morgens in der S-Bahn dachte: Er macht das tatsächlich. Putin überfällt mit der russischen Armee das Nachbarland Ukraine. Der Bonner Chef einer IT-Firma hat viele Freunde und Bekannte in der Ukraine, war selbst ein paar Mal dort, um alte Städte zu fotografieren.

„Wie viele andere, war auch ich während der ersten Kriegstage wie gelähmt.“ Am Telefon mit seinem Freund Travis Kelley, einem ehemaligen US-Soldaten, überlegen die beiden Privatpiloten, wie sie helfen können. Sie gründen den Verein Ukraine Air Rescue, um Transportflüge zu organisieren. Ihre Idee: Mit ungefähr zehn Piloten wollen sie lebenswichtige Medikamente an die ukrainische Grenze bringen.

Schon 20 Tonnen Medikamente an die Grenze gebracht

Mittlerweile haben Wolf und Kelley ein Netzwerk aus 263 registrierten Piloten aus 20 Ländern aufgebaut, etliche andere Freiwillige helfen bei der Organisation der Flüge. „Unser Netzwerk ist quasi explodiert“, erzählt Wolf im Videogespräch. Insgesamt 20 Tonnen Spezialmedikamente, zum Beispiel für Krebspatienten, Frühchen oder Patienten mit Antibiotikaresistenz, und medizinische Geräte hat der Verein bereits mit kleinen Privatflugzeugen nach Rzeszow in Polen gebracht. Von einem Nato-Stützpunkt an der polnisch-ukrainischen Grenze werden die benötigten Hilfsmittel von Vertrauenspersonen in zwölf ukrainische Krankenhäuser gebracht.

„Es gab Einsätze, bei denen klar war: Wenn die Menschen die Medizin nicht am gleichen Tag bekommen, könnten sie sterben.“ Nur Flugzeuge können so schnell liefern, mit einem Kleintransporter dauert es aus dem Rheinland mindestens zwei Tage, bis die Fracht am Zielort ist. Auf dem Rückweg nehmen die Piloten dann wiederum Menschen mit, für die es unmöglich ist, auf dem Landweg nach Deutschland zu fliehen: Schwerkranke, Menschen mit Behinderung und unbegleitete oder kranke Kinder.

Zusammenarbeit mit Kölner Vereinen

Der Verein arbeitet eng mit dem Blau-Gelben Kreuz und dem Verein City of Hope Cologne zusammen. Das Blaue-Gelbe Kreuz kümmert sich um die Organisation und Verpackung der Medikamente, City of Hope Cologne organisiert hilfsbedürftige Passagiere und nimmt sie am Flughafen Hangelar in Sankt Augustin in Empfang. Beide Vereine sind in der Ukraine bestens vernetzt, sagt Wolf, und haben Kontaktpersonen, die ihr Leben riskieren, um die Menschen zum Flughafen  und die Medikamente rechtzeitig in die Krankenhäuser zu bringen. Generell ist die Versorgungslage in ukrainischen Krankenhäusern sehr schlecht, weiß Wolf. Brücken und Straßen sind zerstört, der Sprit knapp, die Zahl der Verletzten im Kriegsgebiet ist hoch.

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Am liebsten würden er und seine Mitstreiter nach dem Vorbild der Berliner Luftbrücke direkt in die Ukraine fliegen, um die Menschen mit Lebensnotwendigem zu versorgen. Den Plan können sie aber erst umsetzen, wenn die Kampfhandlungen beendet sind. „Das russische Militär könnte unsere Flieger für Drohnen halten und als Eingriff der Nato-Länder ins Kriegsgeschehen interpretieren“, sagt Wolf. So lange fliegen sie so nah dran wie möglich und sind dringend auf Spenden angewiesen: Ein Flug mit einer größeren Maschine kostet 15.000 Euro. Im Moment bezahlen die Piloten die Flüge oft selbst.  

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