Bericht zur KindergesundheitWarum kranke Kinder nicht gut genug versorgt werden

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Kranke Kinder werden in Deutschland nicht ausreichend versorgt, zeigt ein Bericht.

Kranke Kinder werden in Deutschland nicht ausreichend versorgt, zeigt ein Bericht.

Köln – Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hängt in Deutschland immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. Das stellt die Stiftung Kindergesundheit in ihrem ersten Bericht fest. Weitere Kritikpunkte sind der prekäre Zustand vieler Kinderkliniken und die Versorgung chronisch Kranker. „Tagtäglich wird in Deutschland gegen die Kinderrechtskonvention verstoßen. Die dort verbriefte Priorität des Kindeswohls wird zu häufig missachtet“, sagt der Münchener Kinder- und Jugendarzt Professor Berthold Koletzko bei der Vorstellung des Berichts.

„Klimawandel, Corona-Pandemie, Krieg in Europa – Kinder und Jugendliche wachsen in einer Zeit vielfältiger Krisen auf. Das hat weitreichende Auswirkungen auf ihre Gesundheit“, so Koletzko weiter. Die drei wichtigsten Erkenntnisse zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen im Land:

Kinderkrankenstationen sind unterfinanziert

Die Kinder- und Jugendmedizin ist in Deutschland unterfinanziert. Sie sei der „komplexeste und vielschichtigste aller medizinischen Fachbereiche“ schreiben die Studienautoren, weil er ein großes Spektrum medizinischer Diagnosen abdecken müsse. Auch die Versorgung ist durch die unterschiedlichen Größen der Kinderkörper komplizierter als bei Erwachsenen. Die Behandlung kleiner Patientinnen und Patienten erfordert deutlich mehr Zeit und Zuwendung. Außerdem werden in der Pädiatrie 70 bis 80 Prozent der Fälle akut behandelt.

Diese Faktoren machen die Versorgung kranker Kinder bis zu 30 Prozent teuerer als die von Erwachsenen. Die Mehrkosten werden aber durch das Finanzierungssystem mit Fallpauschalen im Gesundheitswesen nicht abgedeckt. „Für die Krankenhäuser ist die Kinder- und Jugendmedizin unrentabel“, schreiben die Autoren. Daraus folgen Personalkürzungen oder die Schließung ganzer Kinderabteilungen.

In der stationären Kinderheilkunde ist die Bettenzahl zwischen 1991 und 2017 um mehr als 40 Prozent gesunken, zeigt eine Studie. Außerdem trifft der Pflegenotstand die Kindermedizin besonders hart.

Chronisch kranke Kinder werden nicht ausreichend versorgt

Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts ist jedes sechste Kind chronisch krank, dazu zählen auch Asthma-Patienten oder Diabetikerinnen. Die Studienautoren kritisieren die schlechte Vernetzung der verschiedenen Hilfestellen. Außerdem müsste es bei der Behandlung eine stärkere Familienorientierung geben, weil eine schwere chronische Krankheit oft alle Familienmitglieder massiv belaste.

So können Sie helfen

„wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“

Mit unser neuen Aktion „wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und Umgebung, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Die gesamte Spendensumme wird weitergegeben, die Verwaltungskosten trägt der Verlag M. DuMont Schauberg.

Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“ Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55 Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25

Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

Der Übergang zur Erwachsenenmedizin erfolge oft unkoordiniert und zulasten des Patienten. Etwa 40 Prozent verlieren während des Übergangs den Anschluss zu einer medizinischen Versorgung, heißt es im Bericht.

Elternhaus hat massiven Einfluss

In Deutschland sind derzeit etwa 20 Prozent der Kinder armutsgefährdet. Kinder und Jugendliche, die bei alleinerziehenden oder arbeitslosen Eltern, mit vielen Geschwistern oder mit einem so genannten Migrationshintergrund aufwachsen, gehören überproportional häufig zu dieser Gruppe. Schon vor der Geburt sind diese Kinder benachteiligt, weil Mütter mit sozioökonomisch niedrigem Status während der Schwangerschaft statistisch häufiger rauchen und seltener Präventionsangebote wahrnehmen.

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Durch eine schlechtere Ernährung haben die Kinder ein vierfach höheres Risiko adipös zu werden. Auch die Mundgesundheit ist signifikant schlechter: In einer Studie des RKI gaben mehr als ein Drittel der Befragten mit niedrigem sozioökonomischen Status an, weniger als zweimal täglich die Zähne zu putzen, bei hohem sozioökonomischen Status sind es gerade einmal 14 Prozent.

Auch die psychische Belastung ist laut Bericht ungleich höher: Fast jedes vierte Mädchen und fast jeder dritte Junge aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status ist psychisch auffällig, weist also emotionale Probleme, Probleme mit Gleichaltrigen, Verhaltensprobleme oder Hyperaktivität auf. Bei Heranwachsenden mit höherem sozioökonomischem Status sind es nur etwa jedes 15. Mädchen und jeder achte Junge.

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