Batterien im RestabfallAnalyse legt Defizite bei Mülltrennung offen

Lesezeit 3 Minuten
Lithiumbatterie_Mülltrennung_DPA

Die Batterien aus Smartphones und elektrischer Zahnbürste im Müll zu entsorgen ist gefährlich. Lithium-Ionen-Akkus gehören in Batteriesammelbehälter.

  • Das Umweltbundesamt legt Ergebnisse der ersten Restmüll-Analyse seit 1985 vor. Ab 2018 haben Helfer dafür 504 Stichproben sortiert.
  • Die bundesweiten Trends passen auch auf die Entwicklungen in Köln, so Wilfried Berf von der AWB. In Städten fällt am meisten Hausmüll an. Das liegt auch an fehlenden Biotonnen.
  • Das Umweltbundesamt fordert eine bundesweite Pflicht. Dem Vorstoß stimmen aber nicht alle zu.

Köln – Nur ein Drittel dessen, was im Restmüll landet, ist tatsächlich Restabfall. Fast 40 Prozent des Gewichts machen Bioabfälle aus, die auf den Kompost oder in die Biotonne gehören. Ein Viertel sind Wertstoffe, die recycelt werden sollten – Pappe, Altkleider, Sperrmüll. Auch „Problemfälle“ wie Energiesparlampen und Batterien werden über den Restmüll entsorgt. Das ergibt eine Untersuchung des Umweltbundesamtes. Seit 2018 haben Helfer per Hand 504 Stichproben sortiert, das entspricht dem Inhalt von mehr als 2800 Mülltonnen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie die Mülltrennung verbessert und Müll vermieden werden kann. Es ist die erste bundesweite Restmüll-Analyse seit 1985.

Ähnliche Trends in Köln

Gute Nachrichten gibt es auch. Seit der ersten Analyse vor 35 Jahren ist die Menge an Restmüll pro Jahr und Einwohner um fast die Hälfte gesunken, von 239 auf 128 Kilogramm. „Vom Trend her passen die Ergebnisse auch zu Köln“, sagt Wilfried Berf, Pressesprecher der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB). Gemeinsam mit der Stadt Köln bemühe man sich kontinuierlich, die Bevölkerung für das Thema Mülltrennung zu sensibilisieren. Seit etwa zwei Jahrzehnten sinke die Menge an Restmüll in Köln, bestätigt Berf die Ergebnisse der Untersuchung. Altpapier, Kunststoffe und Metalle würden heute deutlich seltener im Restmüll landen. Laut der Untersuchung liege der Rückgang bei bis zu 80 Prozent.

In der Hausmüll-Tonne landet vieles, was anders entsorgt werden müsste.

In der Hausmüll-Tonne landet vieles, was anders entsorgt werden müsste.

Bei der Gesamtmenge des Abfalls sind die Deutschen aber nicht besser geworden, merkt Bettina Rechenberger an, Fachbereichsleitern im Umweltbundesamt. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Umweltministerium, kritisiert: „Wir trennen gut, aber eben nicht sehr gut.“ Alles, was sich wiederverwerten lasse, müsse recycelt werden, gibt er als Ziel aus. Nachlässige Mülltrennung kann bei den „Problemfällen“ gefährlich werden. Smartphones, elektrische Zahnbürsten und Laptops enthalten Lithium-Ionen-Akkus. Sie können zum Brandauslöser werden und gefährden Mitarbeiter in Müllfahrzeugen und Sortieranlagen.

Davor warnt der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Die Batterien müssen in Batteriesammelbehältern im Einzelhandel oder auf Recyclinghöfen entsorgt werden. Dort landet aber bislang nur etwa jede zweite verkaufte Batterie. Schon seit 2012 läuft bei der AWB Köln die Kampagne „Aktiv für Köln“. Erklärvideos und Trennhelfer informieren Bürger, was in welche Tonne gehört. Die Zahl an Wertstoff- und Biotonnen in der Stadt soll stetig aufgestockt werden. In den Vierteln sind Schadstoffmobile der AWB unterwegs, die schadstoffhaltige Abfälle wie Lackreste annehmen.

151,1 Kilo Hausmüll in den Städten

Maßnahmen, die in Städten besonders wichtig sind. Denn: Die Menge an Hausmüll ist mit 151,1 Kilo pro Einwohner und Jahr in der Stadt am größten. Mit Blick auf die Art der Häuser zeige sich, dass „mit zunehmender Bebauungsdichte die Gesamthausmüllmenge und auch der Wertstoffeintrag in die Restmülltonne zunehmen“, heißt es in der Untersuchung. Kleinstädte und Vororte kommen auf 110,5 Kilo Hausmüll. Auf dem Land sind es 124,5 Kilo.

Während die Wertstoffmenge steigt, liegt beim Biomüll noch vieles im Argen: „Mehr als 90 Prozent der Kölner sind an eine Wertstofftonne angebunden. Das ist schon ganz gut. Im Biobereich liegt die so genannte Anschlussquote nur bei 63 Prozent, im innerstädtischen Bereich sogar nur bei 20 Prozent“, sagt Wilfried Berf.

Umweltbundesamt fordert Pflicht zur Biotonne

Der Grund, sich eine Biotonne anzuschaffen, seien häufig Grünabfälle aus dem Garten. In der Stadt ein seltenes Gut. Dazu kommt die Platzfrage. „Da braucht es Einzelfalllösungen“, so Berf. Der Umweltbundesverband fordert, dass die Biotonne bundesweit Pflicht wird. Zentrale Sammelstellen, wie sie manche Kommunen anbieten, seien offenkundig nicht ausreichend, sagt Staatssekretär Flasbarth. „Einige Hürden lassen sich nicht einfach per Gesetz wegdefinieren“, so eine Sprecherin vom Verband kommunaler Unternehmen. Entscheidend sei der Wille der Bevölkerung, Bioabfälle zu trennen. (mit dpa)

KStA abonnieren