Lavazza streckt angeblich die Hände nach Dallmayr aus. Der italienische Konzern möchte stärker auf dem deutschen Markt vertreten sein.
TraditionsrösterDallmayr könnte von italienischem Kaffee-Giganten übernommen werden

Den deutschen Kaffeeröster Dallmayr gibt es seit 1700. Nun könnte eine Fusion mit Lavazza anstehen.
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Der italienische Kaffee-Gigant Lavazza möchte seine Präsenz auf dem deutschen Markt offenbar verstärken und sucht daher unter deutschen Röstern nach Partnern. Medienberichten zufolge zeigen die Italiener Interesse an einer Übernahme des Münchener Traditionsunternehmens Dallmayr. Eine Bestätigung von Lavazza oder Dallmayr gibt es bislang nicht.
Wie der „Corriere della Sera“ ohne Angaben von Quellen berichtet, sollen die Verhandlungen von der Investmentbank Goldman Sachs geführt werden. Sie befänden sich allerdings noch in der Anfangsphase. Auf Nachfrage der „Süddeutschen Zeitung“ gab Lavazza keine Stellungnahme zu den Berichten ab und Dallmayr teilte mit, man äußere sich „grundsätzlich nicht zu Gerüchten“.
Kaffeepreise steigen stark
Die Kaffeebranche steht aufgrund der steigenden Preise stark unter Druck. Grund dafür sind vor allem Ernteausfälle in den Produktionsländern von Rohkaffee wie Brasilien, das unter großer Trockenheit litt. Im April 2025 erhöhten sich die Verbraucherpreise für Bohnenkaffee um gut zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Preisanstieg lag damit deutlich über dem allgemeinen Niveau von Nahrungsmitteln.
Lavazza ist mit einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro deutlich größer als das deutsche Unternehmen. Dallmayr machte zuletzt einen Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro. Mehr als 75.000 Tonnen Röstkaffee werden nach Unternehmensangaben jährlich an fünf Standorten in Deutschland produziert. Verkauft wird der Kaffee im Lebensmittelhandel oder direkt an Hotels, Bars und Restaurants. Dallmayr vertreibt mit „Capsa“ auch Kaffeekapseln, die für Nespresso-Maschinen verwendet werden können.
Durch die mögliche Fusion würde ein Kaffee-Gigant mit einem Umsatz von fast fünf Milliarden Euro entstehen, der über mehrere Länder verteilt wäre.
Lavazza will wohl Aktienmehrheit bei Dallmayr übernehmen
Laut „Corriere“ würde die Fusion der Röster in erster Linie durch einen Aktientausch erfolgen. Allerdings wolle Lavazza die Mehrheit bei Dallmayr übernehmen. Dem Bericht zufolge ist Lavazza der zweitgrößten Anbieter in Europa für die automatische Ausgabe von Kaffee und anderen Getränken mit über 277.000 Automaten. Das Unternehmen wurde 1895 in Turin gegründet und befindet sich in Familienbesitz.
Dallmayr ist wesentlich älter. Den Kaffeeröster gibt es bereits seit 1700, er befindet sich ebenfalls noch immer in Hand der Familien Wille und Randlkofer. Dachgesellschaft des Familienunternehmens ist die Alois Dallmayr KG. Neben der Kaffeemarke ist vor allem das Delikatessengeschäft in Münchener Innenstadt bekannt. Dieses wird jährlich von rund 3 Millionen Menschen besucht. Damit zählt es zu den meistbesuchten Feinkostgeschäften Europas.