Wettbewerbsnachteil, geschwächte Tarifbindung, finanzielle Belastung: Die Reaktionen von Wirtschaftsvertretern der Region sind alarmierend.
Geplante ErhöhungDas sagt die Kölner Wirtschaft zum Mindestlohn

Maureen Wolf, Betreiberin der Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“.
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Die Wirtschaftsverbände aus Köln und der Region reagieren auf die Erhöhung des Mindestlohns mit einer eindeutigen Botschaft: Die Anhebung tut weh – so beschreiben es die vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ befragten Wirtschaftsvertreter.
Als Stimme der Unternehmer in Nordrhein-Westfalen findet Arndt G. Kirchhoff klare Worte: Die Erhöhung sei „sehr schmerzhaft und für viele Branchen eindeutig zu hoch“. Die vereinbarten Lohnzuwächse würden in zahlreiche bestehende Tarifverträge eingreifen, so der NRW-Unternehmerpräsident. „Das wird am Ende die Tarifbindung zwangsläufig schwächen.“
Rheinische Obst- und Gemüsebauern stehen unter Druck
Auch die Handwerkskammer zu Köln kritisiert den Beschluss. Er sei unter großem politischem Druck zustande gekommen. „Das ist keine gute Entwicklung. Denn die Lohn- und Tariffindung sollte nach wie vor Sache der Sozialpartner und nicht des Staates sein“, sagt Handwerkskammer-Präsident Thomas Radermacher. Auch wenn der Mindestlohn jetzt unter 15 Euro bleibt, stelle die deutliche Erhöhung viele Betriebe vor große Herausforderungen. „Wegen des Abstandsgebots zum Mindestlohn müssen ja auch die Löhne in den höheren Entgeltgruppen angepasst werden. Das wird bei neuem Mindestlohn 2026 und erst recht 2027 dann wirtschaftlich sehr schwierig.“
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Landwirtschaftsvertreter werden sogar noch deutlicher. „Die geplante Anhebung würde das Aus für viele Betriebe im rheinischen Obst- und Gemüsebau bedeuten“, sagt Georg Boekels, Präsident des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer. „Das Lohngefälle zwischen deutschen Anbauern und unseren wichtigsten Konkurrenten in Süd- und Osteuropa sowie in Nordafrika würde mit einer solchen Anhebung des Mindestlohnes nochmals massiv verschärft. Ein solcher Wettbewerbsnachteil wird vielen Betrieben das Genick brechen. Sie werden den Anbau von Obst und Gemüse entweder einstellen oder deutlich reduzieren.“
Hotellerie und Gastronomie leiden schon jetzt unter gestiegenen Arbeitskosten. „Die Erhöhung bedeutet eine Steigerung von fast 14 Prozent – in einer Branche, die bereits seit 2022 mit massiv gestiegenen Arbeitskosten von über 34 Prozent kämpft“, heißt es vom Branchenverband Dehoga NRW. „Viele Betriebe arbeiten längst an der Belastungsgrenze.“ Umsatzrückgänge, steigende Kosten und eine fragile Nachfrageentwicklung ließen kaum Spielraum für weitere Belastungen.
Maureen Wolf, Betreiberin der Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“, nimmt es, wie es kommt. „Wir sind im ersten Schritt ein wenig erleichtert, dass die Mindestlohnerhöhung nicht schon sofort ab 2026 greift, sondern erst zu 2027.“ Dennoch halte sie es nicht für das richtige Instrument. „Wir glauben nicht, dass die Mitarbeitenden davon viel haben, denn die Preise werden steigen. Für uns ist die Schwierigkeit, nicht nur die niedrigen Stufen auf den Stand zu bringen, sondern eben auch alle nachfolgenden Lohnstufen anzuheben.“