Gerüchte um Leverkusener KunststoffkonzernUS-Investor plant, Covestro zu schlucken

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Logo von Covestro im Chempark Leverkusen

  • Der Leverkusener Chemiekonzern Covestro ist ins Visier des US-Investors Apollo geraten.
  • Das Unternehmen ist in die Chemiebranche bereits bekannt: Mit der Übernahme eines anderen Konzerns gelang ihm ein beeindruckender Gewinn von zehn Milliarden Dollar.
  • Covestro reagiert knapp auf die Gerüchte, Apollo gar nicht. Doch wie glaubhaft sind sie?

Köln/Leverkusen – Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro steht möglicherweise vor dem Versuch einer Übernahme. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge ersuchte der US-amerikanische Finanzinvestor Apollo Global Management vor wenigen Wochen Covestro um entsprechende Gespräche.

Bloomberg bezieht sich dabei auf gut informierte, nicht näher bezeichnete Personen. Demnach befinden sich die Überlegungen in einem frühen Stadium und es gebe keine Sicherheit, dass sie auch zu einer Transaktion führen werden.

„Sind nicht in Gesprächen“

„Natürlich ist es so, dass wir uns regelmäßig im Dialog mit verschiedenen Marktteilnehmern befinden und strategische Optionen prüfen“, sagte ein Sprecher am Freitag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir befinden uns aber nicht in Übernahmegesprächen mit Apollo“. Ein Apollo-Sprecher wollte den Bericht hingegen nicht kommentieren.

Die Covestro-Aktien legten nach Bekanntwerden der Übernahmegerüchte am Freitag nach Börsenstart deutlich zu: Nach einem anfänglichen Plus von gut neun Prozent betrug der Tagesgewinn trotz des Dementis der Leverkusener gut fünf Prozent.

Apollo wurde 1990 von Leon Black, Josh Harris und Marc Rowan ins Leben gerufen und hat seine Gründer zu Milliardären gemacht. Eigenen Angaben zufolge hat Apollo mehr als 1500 Angestellte und verwaltet ein Vermögen von 414 Milliarden US-Dollar (etwa 350 Milliarden Euro). In der Kunststoffindustrie ist der Investor beileibe kein Unbekannter: Als der niederländische Chemieriese Lyondellbasell im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2009 in den USA Insolvenz anmelden musste, übernahm Apollo. Das Investment gilt heute als eines der profitabelsten der Wirtschaftsgeschichte. Denn nach einem Aufschwung in den Folgejahren verkaufte Apollo die meisten seiner Lyondellbasell-Anteile wieder – und machte damit rund zehn Milliarden Dollar Gewinn.

Aber nicht immer landet Apollo mit Annäherungsversuchen auch einen Erfolg: Die RPC Group, britischer Hersteller von Kunststoffverpackungen, ließ den US-Investor vergangenes Jahr abblitzen.

Aktie hat sich erholt

Covestro wurde 2015 vom damaligen Mutterkonzern Bayer an die Börse gebracht und legte in der Folge eine starke Wertsteigerung hin: Der Preis des Wertpapiers betrug bei Ausgabe 24 Euro, Anfang 2018 wurde das Hoch von 95 Euro erreicht. Schon vor Beginn der Corona-Krise hatte sich dieser Wert jedoch mehr als halbiert – die abgekühlte Konjunktur und starker Wettbewerb hatten für die Börsenverluste gesorgt. Nun hat sich die Covestro-Aktie wieder an ihr Vorkrisen-Niveau angenähert, alleine in den vergangenen drei Monaten verteuerte sie sich um mehr als ein Drittel.

Dabei wurden die Leverkusener schwer von der Krise getroffen. Die pandemiebedingt geringe Nachfrage aus den wichtigsten Abnehmerindustrien traf alle Segmente. Vor allem aber macht die kriselnde Automobilbranche den Kunststoffspezialisten zu schaffen.

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Im zweiten Quartal brach der Umsatz um knapp 33 Prozent ein, unter dem Strich machte Covestro 52 Millionen Euro Verlust statt 189 Millionen Gewinn wie im Vorjahr. Der Konzern reagierte mit einer Reihe von Sparmaßnahmen. So verzichten derzeit alle Covestro-Angestellten auf Teile ihres Gehalts.

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