UnkrautvernichterKeine EU-Mehrheit für neue Zulassung von Glyphosat

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Brandenburg, Briesen: Die Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält (Archivbild).

Für die Neuzulassung von Glyphosat gibt es in der EU vorerst keine Mehrheit.(Archivbild)

Bei einer Abstimmung von Vertretern der EU-Staaten gab es am Freitag keine qualifizierte Mehrheit dafür, dass das umstrittene Mittel bis Ende 2033 eingesetzt werden darf.

Die Neuzulassung von Glyphosat hat unter den EU-Ländern vorerst keine Mehrheit gefunden. Ein Expertengremium der Mitgliedstaaten konnte sich nach Angaben der EU-Kommission am Freitag in Brüssel nicht auf deren Vorschlag einigen, den Einsatz des Mittels für weitere zehn Jahre zu erlauben. Die Entscheidung wurde nun zunächst auf November verschoben. Mehrere Mitgliedsländer, darunter Deutschland und Frankreich, hatten angekündigt, sich zu enthalten oder dagegen zu stimmen.

Für eine qualifizierte Mehrheit wird die Zustimmung von mindestens 55 Prozent der EU-Staaten gebraucht, die gleichzeitig mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.

Kritiker und Befürworter streiten unter anderem darüber, ob Glyphosat krebserregend sein könnte. Zudem stehen Gefahren für die Umwelt im Raum. Eine aufwendige Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hatte jüngst keine inakzeptablen Gefahren gesehen, aber auf Datenlücken in mehreren Bereichen hingewiesen.

Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt wurden, gehören laut Efsa etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen. Auch mit Blick auf den Artenschutz ließen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu.

Totalherbizid Glyphosat lässt Pflanzen absterben

Glyphosat wird auch als Totalherbizid bezeichnet, es lässt Pflanzen absterben. Wo Glyphosat versprüht wird, wächst kein Gras, Strauch oder Moos mehr. Das Mittel wird vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, um ein Feld frei von Unkraut zu halten, bevor Nutzpflanzen ausgesät werden.

Der frühere US-Hersteller Monsanto, der nun zum Bayer-Konzern gehört, führte das Mittel 1974 unter dem Handelsnamen „Roundup“ ein. Heute macht die Substanz nach Angaben der Glyphosate Renewal Group - eines Zusammenschlusses von Unternehmen, die das Mittel vertreiben - rund 25 Prozent des weltweiten Herbizidmarktes aus. In Deutschland wurden nach jüngsten Zahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2021 knapp 4100 Tonnen abgesetzt.

Jetzt wird im November über die Erneuerung der Zulassung in einem Berufungsausschuss weiter diskutiert. Änderungen an dem Vorschlag der Kommission sind möglich. Wenn sich im Berufungsausschuss weder eine qualifizierte Mehrheit für noch gegen den Vorschlag findet, kann die EU-Kommission eigenständig entscheiden. (dpa, afp)

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