Fünf Anlageexperten aus Köln und NRW teilen ihre Einschätzung zum Goldpreis. Geht der Goldrausch weiter? Welche Alternativen gibt es?
Gold auf Rekordjagd„Das ist ein Trend, kein Hype“

Gold hat 2025 zu einer eindrucksvollen Rekordjagd angesetzt. Wie lange kann das gut gehen?
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Seit Monaten kennt der Goldpreis nur eine Richtung: steil nach oben. In den vergangenen zwölf Monaten hat das Edelmetall knapp 60 Prozent an Wert gewonnen. Auf Dreijahressicht summieren sich die stetigen Wertzuwächse gar auf rund 160 Prozent. Viele Anleger fragen sich, wann die Rallye an ihr Ende kommt. Wir haben fünf unabhängige Vermögensverwalter aus Köln und NRW um ihre Einschätzung gebeten. So sieht ihr Stimmungsbild aus.
Gold eilt von Rekord zu Rekord. Was treibt den Preis an?
Große Einigkeit herrscht unter den von uns befragten Anlageexperten über die Ursachen für den derzeitigen Goldrausch. „Sinkende Realzinsen, massive Zentralbankkäufe und globale Unsicherheit“, zählt etwa Ortay Gelen, Vermögensverwalter bei AXIA Asset Management in Dortmund als Preistreiber auf. „Zentralbanken kaufen Gold aus Misstrauen gegenüber dem Dollar“, sagt er. Und glaubt: „Das ist ein struktureller Trend, kein kurzfristiger Hype.“ Dem stimmt Andreas Feldmann, Portfoliomanager bei der Kölner B&K Vermögen, zu. „Zahlreiche Länder wollen sich unabhängiger vom US-Dollar aufstellen. Insbesondere China baut sich über massive Goldkäufe eine Machtposition in Bezug auf den US-Dollar und die Zollstreitigkeiten mit den USA auf“, so Feldmann. Niedrige Zinsen und anziehende Inflationserwartungen kämen hinzu. „Viele dieser Treiber bleiben auch künftig intakt“, so Feldmann. Das spricht aus seiner Sicht für einen anhaltenden Auftrieb beim Goldpreis.
Lohnt sich ein Einstieg auch jetzt noch?
„Gold ist aktuell in einer Übertreibungsphase. Käufer haben für einen sehr schnellen und starken Kursanstieg gesorgt“, warnt Lothar Koch, Leiter des Portfoliomanagements bei GSAM + Spee Asset Management in Krefeld. Das muss seiner Ansicht nach aber noch nicht das Ende der Rekorde beim Goldpreis bedeuten. Ganz im Gegenteil, die gegenwärtige Dynamik könne den „Goldkurs noch in Richtung von 4800 US-Dollar führen“. Gebe es aber eine Einigung im US-Haushaltsstreit oder einigten sich die USA mit China auf ein Ende des Handelskonflikts, fielen wichtige Stützen des Goldpreises weg. „Das sollten Anleger im Hinterkopf behalten“, so Koch. Besonders positiv für die Perspektiven von Gold-Investitionen äußert sich Rolf Ehlhardt. Der in Düsseldorf ansässige Vermögensverwalter der I.C.M. Independent Capital Management hält Preise „in der Range von 5000 US-Dollar bis 10.000 US-Dollar“ für möglich, insofern die „Zweifel an einem gesunden Finanzsystem weiter zunehmen.“ Deutlich skeptischer ist Ortay Gelen. Der Vermögensverwalter sagt: „Wer jetzt kauft, sollte keinen schnellen Gewinn erwarten, sondern Stabilität suchen.“ Ein gestaffelter Einstieg ist für ihn beim Gold „sinnvoller als der Versuch, das perfekte Timing zu treffen“.
Welche Unterstützungen und Widerstände sind zu beachten?
Andreas Feldmann sieht „erste leichte charttechnische Unterstützung bei 3700 US-Dollar, die erste wichtige Unterstützung auf einen intakten Aufwärtstrend bei 3300 US-Dollar.“ Werden diese Marken nach unten durchbrochen, sollten Anleger nach seiner Einschätzung besondere Vorsicht walten lassen. David Bienbeck, Vorstand und Portfoliomanager der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung in Köln, gibt dagegen zu bedenken, dass „die treibenden Kräfte und die großen Akteure, wie beispielsweise Notenbanken, nicht nach charttechnischen Mustern vorgehen.“ Er sagt daher: „Mit dem Blick auf das Ziel einer Anlage in Gold, nämlich die Krisenversicherung der letzten Instanz zu halten, würden wir charttechnische Marken höchstens beiläufig beachten.“
Taugen Minenaktien oder andere Edelmetalle als Alternative zum Goldkauf?
„Für Anleger, die eine höhere Schwankung vertragen, ist der Blick auf Goldförderer durchaus interessant“, sagt David Bienbeck. „Selbst bei einem nun stagnierenden Goldpreis würden die Minenbetreiber auch zukünftig von höheren Margen profitieren, immerhin sind die Förderkosten unterproportional zum Goldpreis gestiegen.“ Portfoliomanager Lothar Koch rät Rohstoffanlegern hingegen, sich auch mit Silber zu befassen. Silber sei als „Gold des kleinen Mannes“ in zweierlei Hinsicht interessant. „Silber ist nicht nur deutlich billiger, es ist gleichzeitig Industriemetall und hat hervorragende Leiteigenschaften.“ Jedes Auto enthalte mindestens eine Unze Silber. „Silber ist weniger spekulativ als Minenaktien, schwankt aber mehr als Gold. Das muss man berücksichtigen“, sagt Koch.
Wie viel Gold gehört ins Depot?
Gold gehört in jedes Portfolio, das ist die einhellige Meinung unter allen Anlageexperten, die wir gefragt haben. Die Mehrheit rät zu einem Anteil von fünf bis maximal zehn Prozent vom Anlagevermögen. David Bienbeck von Albrech & Cie. beobachtet allerdings, dass „die Bereitschaft zu einer höheren Gold-Gewichtung in den Portfolios zunimmt.“ Rolf Ehlhardt von I.C.M. Independent Capital Management rät gar zu einem 20-prozentigen Anteil. Er hat trotzdem zuletzt Gold verkauft, weil der Edelmetallanteil durch Kursgewinne in seinen Depots über die 30-Prozent-Grenze geschossen ist. „Sollte eine erwartete Konsolidierung eintreten, werde ich den Anteil wieder auf 20 Prozent aufstocken“, sagt Ehlhardt.

