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Überraschendes AngebotIndischer Stahlkonzern will Thyssenkrupp-Stahlsparte kaufen

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Ein indischer Stahlhersteller will die Stahlsparte von Thyssenkrupp kaufen. (Archivbild)

Ein indischer Stahlhersteller will die Stahlsparte von Thyssenkrupp kaufen. (Archivbild)

Indiens Jindal Steel will die Stahlsparte von Thyssenkrupp kaufen. Der Konzern verspricht Investitionen – auch die Politik zeigt sich offen.

Ein unerwarteter Vorstoß aus Indien könnte die Zukunft des deutschen Stahlgiganten Thyssenkrupp grundlegend verändern: Der indische Familienkonzern Jindal Steel hat ein unverbindliches Angebot für die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel abgegeben. Das teilte zunächst der Mutterkonzern Thyssenkrupp AG mit. Man werde das Angebot eingehend prüfen, hieß es in einer knappen Stellungnahme.

Im Zentrum der Prüfung stehen laut Konzernangaben die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Angebots, die Fortsetzung der Transformation hin zur klimaneutralen Stahlproduktion sowie die Sicherung der Arbeitsplätze an den Standorten. Thyssenkrupp Steel beschäftigt rund 26.000 Menschen – die meisten davon in Duisburg.

Jindal wirbt mit Investitionen und Klimaversprechen

Jindal Steel will das Unternehmen zur führenden Adresse für klimafreundliche Stahlproduktion in Europa machen. Man biete eine Kombination aus finanzieller Stärke, globaler Expertise und einem klaren Plan zur Dekarbonisierung, so Europa-Direktor Narendra Misra. Ziel sei es, Thyssenkrupp Steel zu einem „integrierten, klimafreundlichen Stahlhersteller“ zu entwickeln.

ARCHIV - 26.07.2023, Nordrhein-Westfalen, Duisburg: Miguel Ángel López Borrego, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, steht vor dem Logo des Unternehmens. Der indische Stahlhersteller Jindal Steel International will nach Angaben von Thyssenkrupp die Stahlsparte kaufen. (zu dpa: «Thyssenkrupp: Indischer Konzern will Stahlsparte kaufen») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Miguel Ángel López Borrego, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, steht vor dem Logo des Unternehmens. (Archivbild)

Auch die Arbeitnehmerseite signalisiert grundsätzliches Interesse. Der Gesamtbetriebsrat (GBR) wertete das Angebot als „positives Zeichen“ für das Potenzial des Unternehmens. In einem Brief an den GBR-Vorsitzenden Tekin Nasikkol habe die Jindal-Eigentümerfamilie Investitionsabsichten und die Achtung der Mitbestimmungskultur betont. Man sei offen für einen konstruktiven Dialog, betonte auch Jürgen Kerner, stellvertretender Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG.

Land NRW fordert klares Bekenntnis zur Transformation

Die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt den möglichen Einstieg, stellt aber Bedingungen. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) betonte, dass eine „zukunftsfähige Perspektive“ für die Standorte in NRW entscheidend sei – ebenso wie der konsequente Umbau in Richtung klimaneutraler Produktion.

Thyssenkrupp Steel kämpft mit schwacher Konjunktur, hohen Energiekosten und Billigimporten aus Asien. Der Konzern plant, seine Produktionskapazität von derzeit 11,5 Millionen Tonnen jährlich auf etwa 9 Millionen Tonnen zu senken. Im Zuge dessen sollen rund 11.000 Stellen abgebaut oder ausgegliedert werden – betriebsbedingte Kündigungen sind bislang nicht vorgesehen.

Zweiter Anlauf für Deal mit Indien: Börse reagiert positiv

Bereits 2018 versuchte Thyssenkrupp, seine Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel zu fusionieren. Die EU-Kommission untersagte das Vorhaben 2019 aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Nun könnte ein zweiter Anlauf aus Indien folgen – diesmal mit einem Komplettverkauf.

Die Anleger zeigten sich erfreut über das Kaufinteresse: Die Thyssenkrupp-Aktie legte am Nachmittag um 5,6 Prozent auf 11,49 Euro zu. Ob aus dem Angebot ein konkreter Deal wird, hängt nun von den kommenden Gesprächen ab – und vom Vertrauen, das Jindal bei Beschäftigten, Politik und Anteilseignern gewinnen kann. (red/dpa)