Eigentlich wollte Snipes seine Logistik in einem neuen Distributionszentrum in Bedburg selbst übernehmen. Nun kommt doch alles anders.
Kölner Sneaker-HändlerSnipes gibt Logistik in die Hände von Arvato –Fiege geht leer aus

Snipes ist bei jungen Leuten beliebt. Und die stellen sich auch schon einmal länger an, etwa wenn Promis im Store Autogramme geben, wie vergangenen Sommer ein bekannter DJ.
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In Bedburg hatte man sich schon gefreut: In einem Gewerbegebiet wollten sich gleich zwei namhafte Firmen ansiedeln. Der Tech-Gigant Microsoft baut dort einen Hyperscaler, und das Kölner Streetwear- und Sportartikelunternehmen Snipes wollte ein Logistikzentrum errichten. Doch Snipes habe sich „nach Neubewertung des Gesamtprojekts für eine wirtschaftlich attraktivere Lösung entschieden“, teilte die Stadt Bedburg vergangene Woche mit.
Nun ist klar, wie diese Lösung aussieht. Snipes hat einen Vertrag mit dem weltweit tätigen Logistik-Dienstleister Arvato aus Dorsten unterzeichnet, teilt der Sneaker-Retailer mit. Die Bertelsmann-Tochter Arvato soll ab der zweiten Jahreshälfte 2026 die gesamte Logistik für das europäische Online-Geschäft von Snipes übernehmen.
Fiege war seit 2013 Logistikpartner
Seit 2013 hatte Fiege die Onlineshop-Logistik von Snipes verantwortet. Warum der Händler nicht wieder zu Fiege zurückkehrt, nachdem die Pläne in Bedburg auf Eis liegen, will das Unternehmen auf Anfrage nicht sagen. In der Pressemitteilung zählt Snipes allerdings Gründe auf, warum man sich für Arvato entschieden habe: Der Standort in Dorsten sei näher dran an Köln; Fiege hingegen sitzt nördlich von Münster.
Arvato bringe zudem umfassende Erfahrung in der Fashion-Logistik mit, verfüge über moderne Automatisierungstechniken und könne schnell liefern. Seit 2018 übernimmt die Firma beispielsweise die Lagerhaltung und den Vertrieb in Osteuropa für die H&M-Gruppe. Auch Guess und Marco Polo stehen auf der Kundenliste. Doch Fiege kann durchaus mithalten: Auf der Modekundenliste stehen unter anderem Zalando, die CBR-Gruppe mit ihren Marken Street One und Cecil. Auch mit der Warenhauskette Galeria hat Fiege den langjährigen Vertrag verlängert und steuert die gesamte Logistik aus dem Zentrallager in Unna.
Gründer Sven Voth hat Snipes verlassen
Die 400 Snipes-Läden in Europa - davon 150 in Deutschland - beliefert die Firma weiterhin aus ihrem eigenen Lager in Wesseling. Insgesamt betreibt Snipes 800 Stores in Europa und in den USA, 2019 hat die Firma den Schritt über den großen Teich gewagt und dort bereits 350 Läden. Gründer Sven Voth, der 1998 den ersten Laden in Essen eröffnet hatte, ist 2024 aus der Firma ausgeschieden und hat seine Anteile an die Deichmann-Gruppe verkauft. Schon 2011 hatte Deichmann die Mehrheit an Snipes erworben, nun gehört die Firma komplett den Essenern.
Der Sneaker-Händler Snipes ist zum Umsatzbringer für Deichmann geworden. 2024 hat Snipes mehr als 1,8 Milliarden Euro Umsatz gemacht - das sind 20 Prozent des gesamten Deichmann-Gruppenumsatzes. Seit 2006 sitzt Snipes in Köln, erst in Rodenkirchen, seit 2016 in der Schanzenstraße in Mülheim. Mittlerweile arbeiten 450 Mitarbeiter in der Zentrale.