Kommentar zur EU-Abstimmung„Bayer muss mit Glyphosat in die Verlängerung – das ist enttäuschend“

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Gisela Lauenstein, Kea Güldenstern, Jan Pehrke und Marius Stelzmann, Aktivisten der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“, mit Anti-Glyphosat-Transparenten vor der Bayer-Zentrale

Vor einem Monat brachten sich Aktivisten der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ vor der Leverkusener Bayer-Zentrale in Stellung.

Dass der Unkrautvernichter vorerst nicht für ein weiteres Jahrzehnt zugelassen ist, trifft den Leverkusener Konzern auch wirtschaftlich. 

Der ganze Aufwand hat nicht die erhofften Früchte getragen. Jedenfalls bis jetzt nicht. Mit einer bis dahin beispiellosen Flut an Studien wollte Bayer bei den Brüsseler Institutionen den Beweis antreten, dass Glyphosat unbedenklich ist. Bei der EU-Kommission hatten die Leverkusener Erfolg, bei den Vertretern der Staaten nicht. Eine Länder-Mehrheit ist eben keine Mehrheit der Bevölkerung, wenn große Länder wie Frankreich Bedenken haben. 

Thomas Käding

Thomas Käding

Redakteur in Leverkusen und kümmert sich dort um Wirtschaft, das politische Geschehen und alles, was sonst noch interessant ist. Studienabschluss in Politischer Wissenschaft, Sozial- und Wirtschaftsge...

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Statt die Sache abzuhaken, wird Bayer jetzt weiter die Werbetrommel für den umstrittenen Breitband-Unkrautvernichter rühren müssen. Damit begannen die Leverkusener unmittelbar nach der Nicht-Entscheidung am Freitag. Die wurde flugs zu einem Erfolg umgedeutet: Die Mehrheit der Ländervertreter habe schließlich für die Zulassungsverlängerung gestimmt.

Naturschutzverbände bewerten das Zwischenergebnis ganz anders. Sie schöpfen nun neue Hoffnung, dass das Pflanzengift nach rund 50 Jahren wenigstens in Europa von den Äckern und aus der Nahrungskette verschwindet.

Bayer braucht die Glyphosat-Milliarden

Besonders interessant wird sein, was Deutschland am Ende macht. Auch im Fall Glyphosat streiten Grüne und FDP in der Regierung. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will den Unkrautvernichter verbieten, die Liberalen stehen auf Bayers Seite. Klar ist: Sollte es auf europäischer Ebene am Ende doch die Zulassungsverlängerung geben, bleibt dem Agrarminister nur noch eine Salami-Taktik, um Glyphosat zu verdrängen. Der große Wurf kann das nicht werden, womit wiederum den konventionell arbeitenden Bauern genauso geholfen wäre wie dem Bayer-Konzern. Der macht mit Glyphosat Milliarden.

Über die könnte man sich in Leverkusen noch mehr freuen, wenn nicht ein großer Teil dieses Geldes in den USA gleich wieder ausgegeben werden müsste. Dort muss sich Bayer teuer mit Anwendern vergleichen, die sicher sind, von der Monsanto-Erfindung vergiftet worden zu sein. Würde die EU Glyphosat-frei, wäre das ein weiterer Schlag ins Kontor – und die Diskussion um die teure Monsanto-Übernahme neu entfachen.     

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