Pläne gehen „an die Substanz“Was der Stellenabbau bei Bayer für Leverkusen bedeutet

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Bayer Business Service KRIEGER

Bayer Business Service soll aufgelöst werden.

Köln/Leverkusen – Bayer baut in Deutschland 4500 Arbeitsplätze ab. Der Leverkusener Pharma- und Agrochemiekonzern macht damit seine Ankündigung wahr, „ein signifikanter Teil“ der 12 000 im Rahmen eines Sparprogramms zu streichenden Stellen befinde sich in Deutschland. Bayer will seine Organisation verschlanken, effizienter und profitabler werden. 

Ein großer Teil der Stellen fällt in der Verwaltung weg, der Löwenanteil der 3000 Jobs wird dabei in der Leverkusener Zentrale verloren gehen. Aber auch die Forschung ist stark betroffen. Die Pharma-Pipeline – der Nachschub mit vor der Zulassung stehenden umsatzstarken Medikamenten also – schwächelt. Es soll deshalb stärker mit Partnern statt rein intern geforscht werden.

Noch ist unklar, welche Tätigkeiten genau künftig nicht mehr im Unternehmen benötigt werden. Am Hauptsitz in Leverkusen werden aber allem Anschein nach die meisten Stellen abgebaut. „Die Zentrale in Leverkusen wird es voraussichtlich am härtesten treffen“, schreibt auch der Gesamtbetriebsrat an die Mitarbeiter. Dazu gehört, dass die Tochterfirma Bayer Business Services aufgelöst wird.

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Sie wurde 2002 gegründet, beim ersten großen Konzern-Umbau, mit dem das Unternehmen auf die Lipobay-Krise reagierte. Nach Todesfällen in den USA, für die der Blutfettsenker verantwortlich gemacht wurde, sah sich Bayer gezwungen, das extrem umsatzstarke Präparat vom Markt zu nehmen. Bei Bayer Business Services sind IT und Rechnungswesen des Konzerns gebündelt.

„Wir wollen insgesamt rund 25 Prozent der Kosten reduzieren“, erklärt der Bayer-Vorstand in einem Brief, den er am Dienstag seinen Beschäftigten zukommen ließ. In Zahlen bedeute das 1,4 Milliarden Euro, die Bayer ab 2022 jedes Jahr allein in seiner Verwaltung einsparen will. Davon seien weltweit 7000 Mitarbeiter betroffen, heißt es in dem Brief, „in Deutschland bis zu 3000“.

Dabei wird der Löwenanteil in der Leverkusener Zentrale wegfallen, betroffen sind wohl auch Monheim und Berlin. Wen es genau treffen wird, steht aber noch nicht fest. Das könne noch „mindestens ein halbes Jahr dauern“, sagte ein Bayer-Insider. Es heißt, gegen Ende dieses Quartals würden die ersten Mitarbeiter informiert.

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Bekannt ist hingegen, dass in Wuppertal 750 Jobs in der Forschung und Produktion wegfallen sollen, Berlin ist mit mindestens 650 Stellen am Abbau beteiligt, auch das ist seit Anfang Dezember klar. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beträgt der den Synergien aus dem Monsanto-Kauf zuzurechende Anteil des Stellenabbaus in Leverkusen, Monheim und Frankfurt zudem etwa 750 Arbeitsplätze.

Angesichts der bevorstehenden Stelleneinsparungen schreibt der Bayer-Betriebsrat an die Mitarbeiter, die Pläne des Unternehmens gingen „an die Substanz“. Die Betroffenheit sei überall im Unternehmen groß.

SPD-Politiker Karl Lauterbach übt Kritik

Unterdessen erntet der Bayer-Vorstand Kritik aus der Politik. Karl Lauterbach, SPD-Fraktionsvize und Bundestagsabgeordneter in Leverkusen, hält den jetzt eingeschlagenen Sparkurs für falsch: Der Plan, bei schlecht gefüllter Pipeline 900 Stellen in der Forschung zu streichen, „leuchtet mir nicht ein“. Auch der Jobabbau in der Verwaltung „macht in der Fusionsphase keinen Sinn“, sagte der Gesundheitsexperte.

Die Arbeitnehmervertretung ist zurückhaltender: „Wir als Betriebsräte werden nun jeden einzelnen Schritt und jede Maßnahme kritisch hinterfragen und die notwendigen Schritte zur Umsetzung begleiten“, sagte Heinz-Georg Webers, stellvertretender Vorsitzender.  

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