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Mediamarkt und Saturn„Geiz ist geil“ ist Geschichte - und Saturn bald auch?

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Der Elektronikfachmarkt Saturn unweit des Hansa-Hochhauses wird in einen Mediamarkt umgeflaggt. Beide Marken werden vom selben Unternehmen betrieben.

Der Elektronikfachmarkt Saturn unweit des Hansa-Hochhauses in Köln wird in einen Mediamarkt umgeflaggt. Beide Marken werden vom selben Unternehmen betrieben. 

In immer mehr Saturn-Filialen gehen die Lichter aus, nun werden auch die Bonusprogramme zusammengelegt. Endet jetzt die Doppelmarken-Strategie?

Dass ein Elektro-Markt neu eröffnet, ist in der Regel nichts Ungewöhnliches. Was dieser Tage in Neuss bei Düsseldorf passiert, lässt aber dennoch aufhorchen: Wo vorher ein Saturn war, eröffnet jetzt ein Mediamarkt. Auch in anderen Städten wie Aachen und Bocholt ist das zu beobachten.

Beide Marken gehören zum Düsseldorfer Unternehmen Ceconomy, das bis vor Kurzem noch vom jetzigen Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) geleitet wurde. Nach dessen Wechsel in die Politik übernahm Finanzchef Kai-Ulrich Deissner Anfang Mai übergangsweise die Geschäfte beim MDax-Konzern.

Seit 1990 sind beide Marken unter einem Dach versammelt, nachdem Mediamarkt den Wettbewerber Saturn übernommen hatte. Für Kundinnen und Kunden besonders einprägend waren in den Folgejahren die unterschiedlichen Slogans: „Ich bin doch nicht blöd“ bei Mediamarkt und „Geiz ist geil“ bei Saturn waren dabei die wohl bekanntesten.

Saturn und Mediamarkt: Werden sie bald zusammengelegt?

Mindestens einer der beiden Märkte gehört in deutschen Fußgängerzonen fest zum Stadtbild - manchmal liegen sogar beide in direkter Nachbarschaft. Auch im europäischen Ausland ist Ceconomy mit den Elektronik-Märkten aktiv, zuletzt waren es neben Deutschland zwölf weitere Märkte. Die Doppelmarken-Strategie hat in Ländern wie Österreich oder Ungarn allerdings schon ein Ende gefunden: In Österreich beispielsweise wurden bereits vor ein paar Jahren die 15 Saturn-Filialen zu Mediamarkt-Geschäften umfirmiert.

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Spekulationen über eine mögliche Zusammenlegung. Denn auch hier wird das Saturn-Filialnetz immer dünner: Laut dem aktuellen Ceconomy-Geschäftsbericht gab es im Herbst 2024 noch 87 Märkte. Drei Jahre zuvor waren es noch 136.

Bonusprogramme von Saturn und Mediamarkt werden zusammengelegt

Nun sollen auch noch die Kundenbindungsprogramme vereint werden: Die Bonusprogramme „myMediamarkt“ und „mySaturn“ werden ab dem 11. Juni zusammengelegt. Darüber berichtete zunächst die „Bild“-Zeitung. Dass das ein weiterer Schritt zur Zusammenführung der Marken ist, weist das Unternehmen allerdings zurück. „Wir haben mit MediaMarkt und Saturn zwei starke Marken“, sagte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die beiden Bonussysteme bleiben demnach auch weiterhin bestehen und werden der jeweiligen Marke zugeordnet.

Allerdings fügt sie hinzu: „Wir vereinen sie jedoch im Hintergrund: Für Mitglieder wird es künftig nur noch ein Konto geben, in dem die Aktivitäten markenübergreifend zusammenlaufen.“ Die Punkte würden in einem einzigen Konto gesammelt und könnten von den Kunden in einen Coupon der Marke ihrer Wahl umgewandelt werden. Aktuell würden die Mitglieder schrittweise darüber informiert.

Experte sieht potentielle Zusammenlegung von Saturn und Mediamarkt kritisch

Zwei Marken also weiterhin unter einem Dach? Der Handelsexperte Martin Fassnacht sieht das kritisch. „Solche Doppelstrukturen lähmen. Wer schlagkräftig auftreten will, kann sich das nicht leisten“”, sagt der Direktor des Lehrstuhls für Strategie und Marketing der Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar.

„Die Anzahl der Marken, mit denen Kundinnen und Kunden in regelmäßiger Beziehung stehen, nimmt in der digitalen Welt ab“, sagt er im Gespräch mit dem RND und nennt als Beispiel den Nahrungsmittelhersteller Nestlé, der die Anzahl seiner Marken reduziert hat. „Die Konsumenten sind fordernder. Und Unternehmen müssen pro Marke mehr liefern“, beobachtet Fassnacht. Zudem sei die Anzahl der Apps und Bonusprogramme, die Kunden auf dem Handy haben, ohnehin begrenzt.

Bei Saturn und Mediamarkt sei das Angebot schon jetzt relativ ähnlich. Hinzu komme, dass bei elektronischen Produkten der Online-Anteil sehr hoch sei. „Da braucht man nicht unbedingt zwei Marken“, findet der Handelsexperte.

Experte: Geschlossene Geschäfte sind Indiz für Zusammenlegung

Dass bereits Geschäfte geschlossen wurden, sieht er als Indiz für eine Zusammenlegung. „Die meisten würden nichts vermissen, wenn es eine der Marken nicht mehr gibt“, fügt er hinzu. Durch eine Zusammenlegung könne es zwar sein, dass die Anzahl der Geschäfte heruntergehe und sich das Sortiment weiter angleiche. Aber für Verbraucherinnen und Verbraucher dürfte sich nichts Gravierendes ändern, ist er überzeugt.

Seitens des Unternehmens heißt es, man überprüfe, wie man die Stärken der beiden Marken am besten einbringen und nutzen könne. „Wir investieren in unser Geschäft”, so die Konzernsprecherin. Es sei zutreffend, dass bereits einige Saturn-Märkte „im Zuge der Modernisierung“ als Mediamarkt wiedereröffnet worden seien und es auch weiterhin zu Wiedereröffnungen kommen werde. „Grundlage für diese Entscheidungen sind die Ergebnisse umfassender Umfeld- und Marktanalysen – kurz gesagt: die Präferenzen unserer Kundinnen und Kunden.„

Gleichzeitig steht Ceconomy vor der Aufgabe, sich gegen Online-Konkurrenten wie Amazon und neuerdings auch den chinesischen Anbieter Temu zu behaupten. Zuletzt lag der Online-Anteil laut Unternehmensangaben bei rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes. Mit den jüngsten Geschäftszahlen aus dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres zeigte sich der Konzern zufrieden: Die Profitabilität legte zu. Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr damit, das Wachstum fortzusetzen. (rnd)