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Weltgrößte Campingmesse in NRWUrlaub mit Reisemobilen und Wohnwagen bei Deutschen beliebt wie nie

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Die Models Anja und Andreas stehen bei einer Pressekonferenz vor dem Caravan Salon am Sandhofsee in dem Offroad-Van Hymer Venture S mit Sonnenterrasse in Yachtoptik.

Bald startet die Messe für Reisemobile und Caravans in Düsseldorf. Ein Modell dort wird der Offroad-Van Hymer Venture S mit Sonnenterrasse in Yachtoptik sein, der in Neuss am Donnerstag gezeigt wurde. 

Immer mehr Menschen machen Urlaub im Wohnwagen oder Wohnmobil. Die Hersteller versuchen, den Absatzeinbruch nach dem Corona-Boom hinter sich zu lassen. Am 29. August startet die weltgrößte Campingmesse in Düsseldorf.

Zum Ende der Sommersaison blickt die Gemeinde der Campingfreunde nach Düsseldorf. Dort startet am Freitag kommender Woche mit dem Caravan Salon die weltweit größte Messe mit Reisemobilen und Wohnwagen. Diese Art des Urlaubs ist in Deutschland beliebter als jemals zuvor.

Im Jahr 2024 wurden laut einer aktuellen Erhebung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) so viele Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen registriert wie nie zuvor. Mit insgesamt rund 55 Millionen Gästeübernachtungen wurde ein neuer Höchststand erreicht. Darüber hinaus ermittelte das dwif 19 Millionen Übernachtungen mit Campingfahrzeugen außerhalb von Campingplätzen – ein weiterer Rekord.

Mit dem Wohnmobil auf einem Parkplatz zu übernachten, ist in Deutschland für eine Nacht zulässig. „Die Zahlen verdeutlichen den anhaltenden Trend zum Caravaning, insbesondere bei deutschen Urlaubern, die zunehmend Reiseziele im eigenen Land bevorzugen“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie-Verbands (CIVD), in dem die Fahrzeughersteller organisiert sind, und der auch Träger der Messe ist.

Die Zahl der neu zugelassenen Caravans lag zwischen Januar und Juli 2025 mit 13.500 Einheiten rund zehn Prozent unter dem Vorjahreswert
Daniel Onggowinarso, Caravan Industrie-Verband

Neben den Übernachtungszahlen untersuchte die Studie auch die wirtschaftlichen Effekte des Camping-Tourismus: Die Ausgaben der Caravaning-Reisenden generierten demnach im vergangenen Jahr einen touristischen Rekordumsatz von insgesamt rund 20,8 Milliarden Euro – ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2023 (19,5 Milliarden Euro). Rund 7,2 Milliarden Euro dieses Umsatzes verbleiben der Studie zufolge direkt in den Urlaubsregionen.

Während also die Camping-Regionen ihre Rekorde feiern, hat die Caravan-Branche eine Berg- und Talfahrt hinter sich. In den Jahren der Corona-Pandemie zeigten sich Campingfahrzeuge als fahrende Quarantänezellen und erfreuten sich enormer Beliebtheit. Fahrzeuge waren begehrt und teuer, die Branche erlebte einen nie erwarteten Boom. Entsprechend wurden die Kapazitäten hochgefahren und massenhaft Fahrzeuge gebaut. Das rächte sich in den vergangenen Monaten. Die Nachfrage nach Wohnwagen und Wohnmobilen fiel auf normales Niveau, Händler und Hersteller sitzen auf einem Berg von Fahrzeugen und liefern sich Rabattschlachten.

Die neuesten Zahlen des CIVD zeigen aber, dass der Markt je nach Produkt sehr stark fragmentiert ist. Sorgenkinder sind aktuell die klassischen Wohnwagen, also Pkw-Anhänger, die in der Branche Caravans genannt werden. Die Zahl der neu zugelassenen Caravans lag zwischen Januar und Juli 2025 mit 13.500 Einheiten rund zehn Prozent unter dem Vorjahreswert.

Klassische Reisemobile begehrt

Über die Ursachen für den Rückgang rätseln die Experten. Mögliche Gründe für das Schwächeln der Wohnanhänger könnten die Zunahme von E-Autos mit geringer Reichweite sein. Dagegen spricht laut Onggowinarso, dass die vielen Hybridfahrzeuge anders als die Vollelektrischen genauso gut für den Anhängerbetrieb geeignet sind wie Dieselautos.

Ein weiterer Grund könnte die Änderungen der Führerscheinklassen in den 90er Jahren sein. Wer nach dem 1. Januar 1999 seinen Pkw-Führerschein gemacht hat, benötigt für die meisten Anhänger eine separate Führerscheinprüfung. Kosten und Aufwand schrecken viele davon ab, was die Gruppe der potenziellen Wohnwagenfahrer kleiner macht.

Bei den Wohnmobilen hält sich der Rückgang insgesamt in Grenzen. „Die Reisemobilsparte verzeichnete 51.800 Neuzulassungen und liegt damit aktuell nur knapp 1,7 Prozent unter dem sehr hohen Niveau des Vorjahres“, so Onggowinarso. Einer der Gründe: Wegen gefallener Gebrauchtwagenpreise halten die gewerblichen Vermieter ihre Fahrzeuge länger als geplant in der Flotte, und kaufen entsprechend keine Neufahrzeuge. 

55 Prozent mehr Allrad-Fahrzeuge

Innerhalb des Fahrzeug-Segments zeichnet sich eine klare Differenzierung ab: Klassische Reisemobile – darunter Kastenwagen mit Bad sowie teil- und vollintegrierte Modelle – behaupten ihre zentrale Marktstellung und verzeichneten insgesamt ein Plus von rund 3,3 Prozent (42.595 Neuzulassungen). Einige Nischenmärkte explodierten sogar förmlich. Die Zahl der neu zugelassenen Wohnmobile mit Allradantrieb stieg sogar um 55 Prozent auf 1200. 

Demgegenüber verzeichnete die Sparte der kompakten Kastenwagen ohne Sanitärbereich, die überwiegend von Automobilherstellern angeboten wird, einen Rückgang von über 19 Prozent auf 9232 Einheiten und wirkte damit dämpfend auf das Gesamtergebnis. Dieses Segment wird wegen der fehlenden Toilette auch scherzhaft „No-Klo's“ genannt.

Der Caravan Salon hat laut dessen Direktor mit 810 zwar mehr Aussteller, findet aber auf kleinerer Fläche mit anderem Hallenzuschnitt statt. Hauptgrund ist, dass Halle 9 in den kommenden drei Jahren renoviert wird. Der Aussteller Hobby-Fendt zieht erstmals in Halle 5, das Luxus-Segment zieht von dort in Halle 16. Darüber hinaus gibt es noch weitere Umzüge.

Die Ticketpreise steigen für Erwachsene um einen Euro auf 18 Euro werktags und 20 Euro am Wochenende. Der Preis für Kinder wurde auf sechs Euro gesenkt. Die Messe dauert vom 29. August bis 7. September. Der erste Messetag ist ein Preview Day mit maximal 10.000 Besuchern mit einem Ticketpreis von 39 Euro. Messe-Direktor Koschke rät dazu, Parkplätze vorab online zu buchen. Tickets sind nur online buchbar unter www.caravan-salon.de