Nach Fiesta-AusFord prüft Bau eines kleinen E-Autos in Köln

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Neu gebaute Autos stehen auf Lastwagen vor dem Ford Werk.

Neu gebaute Autos stehen auf Lastwagen vor dem Ford Werk.

Neben den harten Einschnitten bei Ford in Köln gibt es auch einige Lichtblicke. Ein neues Projekt könnte in die Zukunft weisen. 

Tag eins nach Verkündung der harten Sparrunde bei Ford – und trotzdem gibt es auch Lichtblicke. Am Dienstag hatten Ford-Chef Martin Sander und Betriebsratschef Benjamin Gruschka die Belegschaft in drei Betriebsversammlungen über die Ergebnisse ihrer harten Verhandlungen informiert. Der US-Automobilkonzern wird in den nächsten drei Jahren 3800 Stellen in Europa abbauen, davon 2300 in Deutschland.

Betroffen sind vor allem die Werke Köln und Aachen. In Köln hat das Unternehmen derzeit rund 14.000 Beschäftigte und in einem Aachener Forschungszentrum 200. Besonders die Produktentwicklung am Standort Köln-Merkenich ist hart betroffen, dort sollen 1700 Stellen wegfallen und damit fast die Hälfte der dortigen Jobs. Hier werden die Fahrzeuge von morgen für Deutschland und Europa konzipiert.

Projekt mit Zukunftspotenzial?

Teil der Vereinbarung ist aber auch ein Projekt, was möglicherweise ein Wegweiser in die Zukunft sein könnte. So haben sich beide Seiten auf eine Machbarkeitsstudie verständigt, die die Entwicklung und den Bau einer neuen eigenen E-Plattform in Köln zum Gegenstand hat. Zwischen 30 und 50 Ingenieure und Ingenieurinnen sollen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ für das Projekt in den kommenden Monaten eingesetzt werden.

Die Plattform soll Basis für ein kleines Elektroauto in der Größe zwischen Fiesta und Focus sein. Und es soll ein Auto für Europa werden, wie Betriebsratschef Benjamin Gruschka am Dienstag laut Teilnehmern auf der Betriebsversammlung in Niehl ankündigte. Menschen bräuchten bezahlbare Autos, das sei auch das Leitmotiv des Konzerngründers Henry Ford gewesen.

Ford verabschiedet sich wie viele andere Hersteller allerdings gerade aus dem Segment der Kleinwagen und setzt ebenso auf gewinnträchtigere Modelle. Der Fiesta aus Köln wird in diesem Jahr eingestellt, der kleine Ka ist schon lange Geschichte. Ford setzt in seiner Strategie auf SUVs/ Crossovers und legt unter anderem einen weiteren Schwerpunkt auf leichte Nutzfahrzeuge. „Die SUVisierung ist weltweit erkennbar“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.

Kleinwagen für die Innenstädte

Dabei brauchen Klein- und Kleinstwagen weniger Platz in dicht besiedelten Regionen Europas mit schmalen Straßen. Sie könnten den städtischen Autoverkehr effizienter machen und die Belastung des Klimas verringern. Laut Branchenverband VDA habe es bei Kleinwagen im abgelaufenen Jahr bis kurz vor Ende bundesweit über 420.000 neu zugelassene Exemplare gegeben, zu fast einem Drittel mit E-Antrieb. Seit die E-Mobilität auch dank der staatlich-industriellen Zuschüsse Fahrt aufgenommen habe, gewännen kleine, kompakte Fahrzeuge sogar eher an Bedeutung, so der VDA.

Jedoch muss man das in Relation zu anderen Segmenten wie SUVs oder Gelände- und Sportwagen sehen – und die Zukunft der Förderung von E-Autos wurde deutlich gekürzt. Hersteller, die ein Hochpreis-Auto teuer verkaufen können, erwirtschaften gegenüber kleineren Autos meist mehr Gewinn. Denn die Produktionskosten steigen – bezogen auf die Kleinen – nicht im selben Maße wie der Endpreis. Mit den Kleinen verdienen Hersteller nur dann gut, wenn diese sehr hohe Absatzzahlen erreichen. Das war in der Vergangenheit auch beim Fiesta der Fall. Das neue Projekt könnte also das Potenzial haben, zu zeigen, dass ein solcher Ansatz wettbewerbsfähig sein kann. 

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