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NRW-Städte an der SpitzeIn diesen Städten gibt es die meisten Menschen mit Schufa-Eintrag

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Die Innenstadt von Gelsenkirchen. Die ehemalige Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet ist trauriger Spitzenreiter der Statistik. (Archivbild)

Die Innenstadt von Gelsenkirchen. Die ehemalige Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet ist trauriger Spitzenreiter der Statistik. (Archivbild)

Wer Rechnungen nicht bezahlt und wiederholt abgemahnt wird, bekommt einen Eintrag bei der Schufa. Das betrifft deutschlandweit fast jeden zehnten Menschen. In vielen Städten mit hoher Arbeitslosigkeit sind die Zahlen aber deutlich höher. Eine Deutschlandübersicht.

Die Finanzlage der Menschen in Deutschland unterscheidet sich regional stark. Dabei gibt es laut Daten der Kreditauskunftei Schufa, die dem RND vorliegen, kein Ost-West-Gefälle, sondern eher Unterschiede zwischen Nord und Süd – je nach Wirtschaftskraft.

In strukturschwachen Städten mit einer hohen Arbeitslosenquote ist auch die Zahl der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten am höchsten. So hat in Gelsenkirchen jeder fünfte Erwachsene mindestens einen negativen Schufa-Eintrag (19,3 Prozent). Die ehemalige Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet ist damit trauriger Spitzenreiter der Statistik.

Im Ranking folgen Duisburg (19,1 Prozent) und Bremerhaven (17,5 Prozent). Sie haben auch die höchsten Arbeitslosenquoten in Deutschland.

Menschen in Bayern zahlen am zuverlässigsten

Gleiches gilt andersherum. In den Landkreisen mit der besten Zahlungsfähigkeit gibt es kaum Arbeitslose. Am wenigsten Schufa-Einträge haben die Menschen laut der Statistik in den bayerischen Landkreisen Eichstätt (3,9 Prozent), Erlangen-Höchstadt (4,1 Prozent) und Landsberg am Lech (4,4 Prozent). Alle Kreise haben eine Arbeitslosenquote unter vier Prozent, sind ländlich geprägt, aber in Nähe der Wirtschaftsstandorte Ingolstadt, München und Nürnberg.

Auf ganz Deutschland bezogen sind 8,6 Prozent der Menschen negativ bei der Schufa gelistet. Dabei haben die Menschen in Sachsen (7,8 Prozent) und Brandenburg (7,7 Prozent) ein ähnlich gutes Zahlungsverhalten wie in Bayern (6,4 Prozent) und Baden-Württemberg (7,0 Prozent).

Wohingegen Sachsen-Anhalt (10,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (9,3 Prozent) genauso überdurchschnittlich viele Menschen mit einem negativen Schufa-Eintrag zählen wie Nordrhein-Westfalen (10,3 Prozent) oder das Saarland (8,9 Prozent).

Unternehmen melden der Schufa Zahlungsausfälle

In die Statistik wurden alle Erwachsenen ab 18 Jahren einbezogen, die zum Stichtag 31. Dezember 2024 mindestens einen negativen Eintrag im Datenbestand der Schufa hatten. Die Schufa unterscheidet dabei in harte und weiche Negativinformationen, die in diesem Fall beide in die Statistik eingeflossen sind.

Eine Flagge mit dem Firmenlogo flattert vor dem Geschäftssitz der Schufa in Wiesbaden.

Eine Flagge mit dem Firmenlogo flattert vor dem Geschäftssitz der Schufa in Wiesbaden.

Harte Negativinformationen liegen vor, wenn jemand in einem öffentlichen Verzeichnis gelistet ist, also zum Beispiel beim Schuldnerverzeichnis eines Amtsgerichts. Diese Meldungen fallen bei der Bewertung der Bonität besonders stark ins Gewicht.

Von weichen Negativinformationen spricht die Schufa, wenn einer ihrer Vertragspartner der Auskunftei einen Zahlungsausfall meldet. Zu den Vertragspartnern der Schufa gehören zum Beispiel Banken, Mobilfunkanbieter, Energielieferanten, aber auch Onlineshops.

Eine Mahnung bedeutet noch keinen Schufa-Eintrag

Allerdings reicht es für einen Schufa-Eintrag nicht aus, dass jemand eine Rechnung nicht bezahlt – und auch eine Mahnung sorgt noch nicht für einen negativen Vermerk. Vielmehr müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, die auch gesetzlich geregelt sind. So muss das Unternehmen den Schuldner vorher mindestens zweimal mahnen und ihn außerdem auf eine mögliche Meldung bei der Schufa hinweisen.

Negative Einträge werden üblicherweise drei Jahre nach dem Begleichen einer offenen Rechnung wieder von der Schufa gelöscht. Allerdings gibt es seit Beginn dieses Jahres eine Ausnahme: Wenn es sich um einen einzelnen Zahlungsverzug handelt, der innerhalb von 100 Tagen ausgeglichen wurde, wird der Eintrag schon nach 18 Monaten aus den Daten entfernt. Dann aber dürfen auch keine Informationen aus einem Schuldnerverzeichnis vorliegen.

Lukratives Geschäftsmodell

Die Schufa ist eine Aktiengesellschaft mit einem Umsatz von rund 285 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Ihr Geschäftsmodell ist es, Daten über die Zahlungsfähigkeit von Menschen in Deutschland zu sammeln und sie Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Wer einen negativen Schufa-Eintrag hat, bekommt schwerer einen Kredit oder einen Mobilfunkvertrag. Auch Vermieter können die Auskunftei der Schufa nutzen.

Weil sie häufig für ihre Intransparenz kritisiert wurde, will die Schufa ihren sogenannten Bonitätsscore künftig einfacher und nachvollziehbarer machen. Der Score sagt voraus, wer besonders kreditwürdig ist und wer eher nicht. Dafür wertet die Schufa verschiedene Daten aus, zum Beispiel die Anzahl der Konten und wann sie eröffnet wurden, die Zahl aktueller Kreditkarten und Kreditkartenanfragen im vergangenen Jahr sowie die Zahl der laufenden Kredite.

Noch ist der neue Score in einer Testphase, voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2026 soll er den alten Score komplett ablösen. Dann können Verbraucherinnen und Verbraucher ihren eigenen Score einfacher als bisher abrufen und nachrechnen, verspricht die Auskunftei.