Künstliche Intelligenz verändert das Geschäft, doch Emotionen kann die Technologie nicht erkennen. Sie spielen für Pixum seit 25 Jahren eine große Rolle.
Pixum-Gründer Daniel AttallahKölner Foto-Dienstleister steuert auf „bestes Jahr der Unternehmensgeschichte“ zu

Daniel Attallah hat Pixum vor 25 Jahren gegründet. Mittlerweile arbeiten 170 Menschen für die Firma mit Sitz in Köln-Rodenkirchen.
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Ein Cocktail beim Abendessen, die Kinder spielend am Strand, ein Selfie mit dem Partner – an solchen Urlaubsfotos kommt gerade in den Sommermonaten kaum jemand auf Social Media vorbei. Während auf Instagram und Co. nur einige wenige Schnappschüsse landen, ist die Fotomediathek des Smartphones randvoll. Was passiert mit den Bildern? Im Normalfall nichts.
Zumindest bis zum Jahresende, denn in der Weihnachtszeit sind Fotos beliebte Geschenke. Die großen deutschen Foto-Dienstleister machen den Großteil ihres Geschäfts in dieser Zeit; die Kölner Firma Pixum verkauft in den ersten drei Dezemberwochen sogar so viel wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Nur: Die Zeiten, in denen man stundenlang vor dem PC saß, Fotos sortiert und daraus in aufwendiger Kleinarbeit ein Fotobuch gestaltet hat, sind vorbei. Ohnehin entstehen Fotobücher immer öfter am Smartphone und nicht am Desktop.
KI kann fast alles – außer Emotionen
Die Fotobranche setzt deshalb immer stärker auf Unterstützung durch künstliche Intelligenz. Die KI kann Fotos optimieren, Vorschläge für ein Layout machen, Bilder auswählen, die sich gut für ein Fotoalbum eignen. Am Ende soll man mit wenigen Klicks einen tollen Fotobuchvorschlag haben, bei dem man wenig bis nichts verändern muss.
So zumindest die Theorie. Denn was die KI nicht kann, ist die Emotionen erkennen, die mit Bildern verknüpft sind. Warum findet man das Bild der Tochter besonders süß, wo sie verschmitzt in die Kamera schaut? Aber nicht das, wo sie im Sand buddelt?
Hinzu kommt: Je einfacher die Software ist, desto komplexer ist die Programmierung. „Technologisch sind wir an vielen Stellen den halben Weg gegangen. Wir können schon Bücher erstellen, aber noch nicht die Sprache interpretieren“, sagt Daniel Attallah, der den Kölner Foto-Dienstleister Pixum gegründet hat. „Die Technologie ist so komplex, dass wir das nicht selbst können. Ein Modell wie ChatGPT zu generieren und zu trainieren kostet 100 Millionen Dollar, nur allein an Strom und Rechenleistung.“
Wir werden 2025 das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte haben
Und auch Hersteller wie Apple müssen mitspielen: Der Iphone-Konzern erlaubt es noch nicht, dass eine App wie die von Pixum eigenständig auf die Fotomediathek zugreifen darf. Man kann die App öffnen und dann händisch Fotos anwählen. Aber automatisch darf sich die App Fotos nicht ziehen. „Der Konsument wird die Nutzung von KI zur Erkennung, Sortierung und sinnvoller Platzierung von Fotos zukünftig jedoch erwarten. Oder sich jemanden suchen, der es kann. Unser Wettbewerb ist immer nur einen Klick entfernt“, sagt Attallah.
Hinter den Kulissen arbeiten rund 20 Entwickler in Bulgarien an der Zukunft von Pixum. Die Firma hatte sich 2018 Know-how eingekauft, um ins mobile Geschäft einzusteigen. „Es gab in Bulgarien eine App, die war schon in den App-Stores, der Gründer hatte aber wirtschaftlich aufgegeben. Wir haben nicht nur die App gekauft, sondern das komplette Team übernommen“, sagt Attallah. Damals wusste er noch nicht, dass diese Mannschaft die Zukunft seiner Firma sichern könnte.
Pixum peilt bestes Jahr der Firmengeschichte an
Attallah, 1963 in Köln geboren, hat Pixum vor 25 Jahren gegründet. Damals klebten Familien noch Bilder von entwickelten Filmen in Fotobücher ein. Pixum war im Jahr 2000 der erste deutsche Online-Fotoservice für Fotoabzüge, Fotobücher, Grußkarten und Fotoposter. Mittlerweile arbeiten 170 Menschen für die Firma mit Sitz in Köln-Rodenkirchen, ein Standard-Buch mit Hardcover kostet rund 30 Euro. In diesem Jahr will Attallah einen Meilenstein schaffen: „Wir werden 2025 das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte haben.“
Pixum gehört zur Cewe-Gruppe, die mit dem Foto-Dienstleister Cewe den Platzhirsch der Branche unter dem Firmendach hat und 2024 mehr als 830 Millionen Euro umgesetzt hat. Die Markenbekanntheit von Cewe ist hoch, immerhin gibt es die Fotoprodukte in den Filialen der Drogeriekette Dm. Pixum, die kleine Schwester sozusagen, kommt Attallah zufolge auf einen Marktanteil von zwölf bis 15 Prozent, doch belastbare Zahlen gebe es nicht. „Wir machen Tests zur Markenbekanntheit, die ist heute deutlich unter der von Cewe“, sagt Attallah. Wenn Menschen gefragt werden, welche Fotobuch-Anbieter sie kennen, antwortet die Hälfte: Cewe. Nur circa jeder Siebte nennt hingegen Pixum.
Pixum ist 96 von 100 Quartalen gewachsen
Dem Geschäft von Pixum schadet das nicht. „Wir sind 25 Jahre alt und es gab noch nie ein Jahr, in dem wir nicht gewachsen sind“, sagt Attallah. Rund um Corona gab es Quartale, an deren Ende ein Minus unterm Strich stand, doch das Gesamtjahr lief immer positiv. „Wir sind zufrieden. Wir wachsen solide, meist schneller als der Markt.“ Die Firma wachse zwischen fünf und zehn Prozent jedes Jahr, das Segment der mobilen Endgeräte sogar 30 bis 40 Prozent. „Die Kameras der Smartphones sind so gut, dass die Leute die Fotos direkt vom Handy in ein Fotobuch laden wollen.“ Das gehe zwar auf Kosten des Desktop-Bereichs, doch auch dieses Segment wachse noch, wenn auch weniger dynamisch.
Der durchschnittliche Pixum-Kunde ist „erstaunlich alt“, wie Attallah sagt. Ein Viertel ist älter als 50 Jahre, der Anteil der Unter-25-Jährigen ist relativ gering. „Das Bedürfnis, Erinnerungen festzuhalten, beginnt mit der Einzigartigkeit der Erlebnisse“, erklärt der Pixum-Gründer die Kundenstruktur. Fotobücher sind ein emotionales Produkt: „Zehn Tage Mallorca postet man auf Social Media, Hochzeit und Kind will man in einem Buch festhalten.“
Um auch die Jungen nicht zu verlieren, setzt Pixum auf Influencer, die den Foto-Dienstleister auf Instagram bewerben. Zehn bis 15 Prozent des Werbebudgets gehen in diesen Marketingkanal. „Über Social Media kaufen die Kunden eher Produkte mit einem Bild. Fotobücher brauchen Zeit, man sucht in Ruhe Bilder aus. Das ist deutlich schwieriger über Social Media“, sagt Attallah. Der Großteil des Werbebudgets fließt in Google-Suche und TV-Werbung – vor allem zu Weihnachten und nach dem Sommerurlaub.