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Sal. Oppenheim"Dramatisch, brutal und traurig"

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Köln – "Dramatisch", "brutal" und "traurig" - am Mittwoch wurde im Untreue-Prozess gegen Georg Baron von Ullmann erneut der Niedergang der Privatbank Sal. Oppenheim im Jahr 2009 gegenwärtig. Die Vokabeln benutzte Henri Pferdmenges, der zur Zeugenaussage aus der Schweiz angereist war und angab, seine Muttersprachen seien Französisch und Englisch, der Deutsch aber akzentfrei beherrscht. Der 50-Jährige vertrat seit 2000 den Familienstamm seines Großvaters Robert und somit einen Anteil von 13,5 Prozent am Bankhaus im Aktionärsausschuss, von 2005 an für drei Jahre auch im Aufsichtsrat von Sal. Oppenheim.

Ausgelöst von der Finanzkrise sei Ende 2008 die Zukunft der Bank das beherrschende Thema in den Gremien gewesen, sagte Pferdmenges. Ein Kostensparprogramm und eine Kapitalerhöhung, für die die Aktionäre das Geld aufbringen mussten, sollten das Überleben sichern. In dieser angespanten Lage sei die Transaktion, um die es im Prozess geht, in den Sitzungen gar kein Thema gewesen: Sal. Oppenheim kaufte knapp 95 Prozent der Anteile an einem Oppenheim-Esch-Fonds, dem eine Büroimmobilie in Frankfurt gehörte. Ursprünglich sollte dort die Investmentabteilung untergebracht werden, doch der Plan zerschlug sich. Trotzdem erwarb die Bank jene Anteile; der Preis von Millionen sei um rund 23,5 Millionen Euro zu hoch gewesen, sagt die Staatsanwaltschaft und wirft Ullmann vor, er habe als Aufsichtsratschef und Vize des Aktionärsausschusses nicht über das für Sal. Oppenheim nachteilige Geschäft informiert, obwohl dies seine Pflicht gewesen wäre.

Doch wieviel konnten die Gremien überhaupt ausrichten, wo doch - wie es schon einige Zeugen geschildert haben - die persönlich haftenden Gesellschafter der Bank eine übermächtige Rolle spielten. "Obwohl wir kritisch oder unkritisch nachgefragt haben - wir hatten wenig Einfluss darauf, was im Bankhaus geschieht", sagte Pferdmenges. In der Krise habe er den Worten der persönlich haftenden Gesellschafter vertraut, dass sich das Haus durch sie hindurchretten lasse. Es kam anders.

Georg Baron von Ullmann

"Wir sind jeden Tag zur Bank gegangen mit der Frage, ob sie am Ende des Tages noch steht", hatte sich zuvor Thomas Sonnenberg, langjähriger Leiter der Abteilung Recht und Steuern, im Zeugenstand erinnert. Zum umstrittenen Kauf konnte er wenig sagen: Der Bereich Oppenheim-Esch sei ein "closed shop" gewesen, exklusiv betreut auf Geschäftsführerebene. Dabei habe es im Hause mit Blick auf die entsprechenden Geschäfte durchaus "Skepsis" gegeben: Die Risiken zwischen Oppenheim und Esch seien "nicht gut verteilt" gewesen - zu Ungunsten der Bank.