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DLR in KölnDiese beiden Gründer stellen Dünger mit Weltraumtechnik her

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Fabian Mierbach (links) und Tim Paulke stehen an ihrer Versuchsanlage.

Fabian Mierbach (links) und Tim Paulke stehen an ihrer Versuchsanlage. Die Gründer haben am DLR in Köln eine Raumfahrtforschung für die Landwirtschaft weiterentwickelt, in der sie Gülle zu wertvollem Dünger veredeln.

Das Unternehmen Nunos entwickelt Anlagen, um aus Gülle Dünger herzustellen, der dann mit chemischem Dünger konkurrieren kann. Die Technik war ursprünglich für Mondstationen gedacht.

Tim Paulke lächelt, als er auf seine Düngeranlage blickt. Sie steht im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln und besteht aus zwei klobigen Metallkästen. Die drei Meter hohe Anlage verwandelt stinkende Gülle in geruchsneutralen, qualitativ hochwertigen Dünger, der so naturnah wie Gülle, aber so effektiv wie chemischer Dünger sein soll.

Dass die Mini-Fabrik nicht auf einem Bauernhof steht, sondern im DLR, hat einen besonderen Grund. „Die Technik hat das DLR ursprünglich für Mond- und Marsstationen entwickelt“, erzählt Umweltingenieur Paulke. Seine Firma, die Nunos GmbH, ist aus einem Raumfahrt-Forschungsprojekt entstanden, das ursprünglich den Urin von Astronauten in Pflanzendünger umwandeln sollte. So sollten Astronauten autonom im All leben können, ihre eigenen Lebensmittel anbauen und diese eben düngen.

Zwei Bauernhöfe haben den Dünger schon ausprobiert

Vom Forschungsprojekt erfuhr Paulke, als er für das DLR als Studienteilnehmer drei Monate lang im Bett lag, mit dem Kopf leicht nach unten gekippt. Die Forscher beobachteten derweil, wie sich die Flüssigkeiten im Körper verschieben – ähnlich wie bei Schwerelosigkeit im All. Die Zeit im Bett nutzte er für Gespräche mit DLR-Forschern, auch über das Urin-Dünger-Projekt.

Als Umweltingenieur reizte ihn die Idee, er bewarb sich als Forscher und entwickelte die Idee weiter. Mit Fabian Mierbach gründete er im Jahr 2024 die Nunos GmbH, als Spin-off des DLR. Seitdem wirtschaften sie eigenständig, nutzen aber weiterhin die Räume und das Netzwerk des DLR. Die Gründer hatten 2022 und 2023 schon kleine Anlagen auf zwei Test-Bauernhöfen in NRW aufgestellt, um zu sehen, ob ihre Idee funktioniert. Im kommenden Frühling sollen die Tests ausgeweitet werden, dann mit etwas größeren Anlagen auf drei Bauernhöfen, einer davon in Köln.

Die meisten Landwirte düngen mit Gülle – zumindest noch

500 Liter Dünger soll die Anlage am Tag produzieren, damit können Landwirte drei Hektar Feld eine komplette Saison lang versorgen. Die Idee könnte Potenzial haben: 88 Prozent des in NRW genutzten Düngers sind laut dem Statistischen Landesamt IT-NRW organisch, besteht also vor allem aus Gülle. Doch es hängt vom Wetter ab, ob Landwirte mit Gülle düngen können. „Wenn es regnet, sickert der Kuhmist nicht in die Erde ein“, erklärt Paulke. Und: Gülle enthält Nitrat – und wenn das in großer Menge ins Grundwasser sickert, könnte das eine Gesundheitsgefahr darstellen.

Zwei Flaschen Naturdünger

So sieht der Dünger von Nunos aus.

Chemischer Dünger hingegen zieht direkt ein und ist auch in Sachen pH-Wert und Sauerstoffgehalt für die Mikroorganismen im Erdboden optimiert, was den Ertrag steigert. Doch der chemische Dünger wird mit Erdgas hergestellt, ist also klimaschädlich. Zudem richtet sich der Preis von Mineraldünger nach dem Erdgaspreis.

Die Vorteile beider Düngervarianten versucht die Nunos GmbH zu integrieren. Ein Versuch des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg aus Karlsruhe hat gezeigt, dass der Nunos-Dünger bei Maispflanzen 20 Prozent mehr Ertrag liefert im Vergleich zu Gülle. „Wir versuchen mit unserem biologischen Dünger annähernd so effektiv zu sein wie chemisch hergestellter“, sagt Nunos-Gründer Paulke. „Ich rechne damit, dass unser Dünger mindestens 40 Prozent weniger Treibhausgase verursacht als chemischer Dünger.“ Perspektivisch will Nunos Anlagen bauen, die 5000 Liter Dünger produzieren können, sie sollen etwa 100.000 Euro kosten.

Bis das für Einnahmen sorgt, verdient sich Nunos mit einem Nebenprodukt etwas dazu. Im Frühjahr hat die Firma ihren Dünger, der im Testbetrieb beim DLR entstanden war, in 200 Flaschen abgefüllt und an Privathaushalte verkauft. Einen Liter gab es für acht Euro. Der Dünger kam gut an, war innerhalb von einem Tag ausverkauft. Das Kerngeschäft sollen aber die Landwirte bleiben: Wenn es nach Nunos geht, soll irgendwann jeder Landwirt eine solche Anlage bei sich stehen haben.