Schlechte Export-ZahlenSüßigkeiten-Branche steht vor weltgrößter Messe in Köln vor einer „Zeitenwende“

Lesezeit 3 Minuten
Präsentation von Marshmallow-Pommes mit süßer Ketchup-Masse der Marke „Marshzone“

Auch Marshmallow-Pommes der Marke „Marshzone“ gibt es in Köln zu probieren.

Die Kurve geht nach unten: Als Exportweltmeister meldet die deutsche Süßwarenindustrie negative Zahlen und spricht von einer „Zeitenwende“.

Die deutsche Süßwaren- und Knabber-Industrie hat 2023 zum ersten Mal weniger Waren als im Vorjahr exportiert. Insgesamt wurden schätzungsweise 2,5 Millionen Tonnen Artikel und damit ein Prozent weniger als im vergangenen Jahr exportiert. Das teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Köln mit. Demnach stieg der Exportumsatz um 14,2 Prozent auf rund 12,2 Milliarden Euro – ursächlich sind die gestiegenen Verkaufspreise aufgrund höherer Produktionskosten.

Köln: Deutschland exportiert erstmals weniger Süßigkeiten als im Vorjahr

Verbandsvorsitzender Bastian Fassin sprach von einer „Zeitenwende“ für den Industriezweig, der etwa 60.000 Menschen beschäftigt: „Jahrelang sind wir gewachsen und jetzt sind wir das erste Mal rückgängig. Und das ist einfach der Anfang.“

Das Monster der Bürokratie und der steigenden Kosten frisst den deutschen Mittelstand
Bastian Fassin, Vorsitzender des Süßwarenverbands BDSI

Deutschland ist seit über 40 Jahren Süßigkeiten-Exportweltmeister. Doch Fassin warnte davor, von anderen Ländern überholt zu werden. Während der weltweite Süßwarenmarkt wachse, bleibe eine Investitionssteigerung in Deutschland aus.

Süßigkeiten: Branche bemängelt „Monster der Bürokratie“

Für die Entwicklung machte er auch vermehrte Auflagen der Bundesregierung und der EU verantwortlich: „Das Monster der Bürokratie und der steigenden Kosten frisst den deutschen Mittelstand. Dieses Monster muss einfach auch irgendwann mal gebändigt werden.“ Fassin vertritt die Interessen von etwa 60.000 Beschäftigten in mehr als 200 Unternehmen, ein Großteil davon sind kleinere und mittlere Betriebe.

Unter der Bürokratie leide die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, sagte Fassin. Als Beispiel nannte er das seit einem Jahr gültige Lieferkettengesetz, das die Arbeit von Kakaoproduzenten im südamerikanischen Regenwald verlangsamen würde. Das Gesetz nimmt deutsche Unternehmen in Pflicht, damit diese nicht etwa von Kinder- und Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern profitieren.

Lieferkettengesetz: Mittelstand spricht von „einer Art Misstrauenskultur“

Der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbundes, Ludwig Veltmann, bemängelte, dass Gesetze wie dieses von „einer Art Misstrauenskultur“ gegenüber dem Mittelstand zeugen würden: „Hier werden im Kern staatlich hoheitliche Aufgaben auf Unternehmen abgewälzt. Aus unserer Sicht ist es die Aufgabe von Staaten, festzustellen, wer in einem bestimmten Land wie produzieren soll oder auch nicht.“ Zwischenstaatliche Abkommen seien hier notwendig.

Zudem habe die Süßigkeitenbranche mit steigenden Rohstoffkosten zu kämpfen, sagte Fassin. Kakao war im vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent teurer als im Vorjahr. Der Zuckerpreis ist seit Ende 2020 um 55 Prozent angestiegen.

Schwieriges Geschäftsjahr 2023 für deutsche Süßwaren-Branche

Insgesamt blickt die Branche auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2023 zurück. Nach Schätzungen des BDSI stieg die Produktion der in Deutschland hergestellten Süßwaren und Knabberartikel um 2,2 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen. Das Inlandsangebot entwickelte sich leicht rückläufig und lag mengenmäßig bei knapp 2,6 Millionen Tonnen, der Inlandsumsatz stieg auf schätzungsweise 9,9 Milliarden Euro, was einem Plus gegenüber dem Vorjahr von knapp zwölf Prozent entspricht.

Wie im Export verzeichnete die Branche auch im Import einen Mengenverlust: Insgesamt wurden 1,625 Millionen Tonnen Süßigkeiten und Gebäckwaren und damit 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr importiert. Deutschland importiert weiterhin am meisten aus den unmittelbaren Nachbarländern.

ISM macht Köln zur „Welthauptstadt der Süßigkeiten“

Auch 2024 erwartet die deutsche Süßwarenindustrie kein ruhiges Jahr, denn insbesondere bei den Kakao- und Zuckerpreisen ist keine Entspannung zu erkennen. Die Kostenbelastung werde für die Branche immer mehr zu einer „Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage“. Zudem bereiten vermehrte Extremwetterlagen als Folgen des Klimawandels der Branche Sorge.

Die Teilnehmer der Pressekonferenz freuten sich auf die bevorstehende Internationale Süßwarenmesse (ISM), die Köln vom 28. bis zum 31. Januar zur „Welthauptstadt der Süßigkeiten“ verwandeln werde. Auf der weltgrößten Fachmesse für Süßwaren werden 1400 ausstellende Unternehmen aus 74 Ländern erwartet. Gleichzeitig findet die Zulieferermesse Prosweets Cologne statt, wo mehr als 250 Unternehmen aus 30 Ländern ihre Produkte vorstellen werden. Seit 1971 veranstaltet die Kölner Messe die ISM in Köln. Im vergangenen Jahr fand zudem die ISM Middle East in Dubai statt.

KStA abonnieren