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Umsatz steigt, Aktien fallenBayer rechnet mit weniger Wachstum

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Das Bayer Kreuz leuchtet auf dem Werksgelände.

Das Bayer Kreuz leuchtet auf dem Werksgelände. (Archivbild)

Nach einem starken Jahr erwartet Noch-Bayer-Chef Werner Baumann weniger Wachstum. Die Aktien fallen an den Börsen.

Das Wachstum des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer dürfte sich nach deutlichen Zuwächsen 2022 im neuen Jahr verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch die 2022 außergewöhnlich hohen Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.

Bereinigt um Effekte aus Wechselkursveränderungen und damit auf Basis der monatlichen Durchschnittspreise des Jahres 2022, werde 2023 ein Umsatz von 51 bis 52 Milliarden Euro erwartet, teilte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann am Dienstagmorgen auf einer digitalen Pressekonferenz in Leverkusen mit.

Leverkusener Konzern Bayer steigert Umsatz deutlich

Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) soll auf dieser Basis 12,5 bis 13 Milliarden Euro erreichen. Im Jahr 2022 steigerte Bayer den Umsatz um gut 15 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro und das bereinigte operative Ergebnis um mehr als ein Fünftel auf 13,5 Milliarden Euro. Beide Werte liegen auf dem Niveau der Markterwartungen. Unter dem Strich stieg das Ergebnis mit 4,15 Milliarden Euro auf das Vierfache. Die Dividende soll nun – wie von Experten erwartet – um 40 Cent auf 2,40 Euro je Aktie angehoben werden, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Angetrieben wurde die Entwicklung vor allem durch einen „Rekordumsatz“ im Agrargeschäft, wie der Bayer-Chef ausführte. In diesem Bereich betrug der Anstieg beim Umsatz 15,6 Prozent auf knapp 25,2 Milliarden Euro. Am deutlichsten legte laut Baumann das Geschäft mit Unkrautbekämpfungsmitteln zu, ausgelöst durch „Preissteigerungen aufgrund von Versorgungsengpässen für glyphosathaltige Produkte im Markt“.

Bill Anderson wird neuer Bayer-Chef

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten stieg um 1,1 Prozent auf knapp 19,3 Milliarden Euro. Die Sparte kämpft unter anderem mit auslaufenden Patenten. Die Verkäufe mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten stiegen um 8,4 Prozent auf rund 6,1 Milliarden Euro. Künftig rechnet Bayer indes mit rückläufigen Preisen für Herbizide sowie einige Medikamente. Der Konzern geht daher von einem vergleichsweise geringeren Umsatzwachstum um zwei bis drei Prozent in diesem Geschäftsjahr aus.

Bayer-Chef Werner Baumann, der wesentlich für die umstrittene Übernahme des US-Konzerns Monsanto steht, verlässt vorzeitig Ende Mai dieses Jahres den Chefposten des Dax-Konzerns. Sein Nachfolger wird der Amerikaner Bill Anderson. Baumann sagte in der Pressekonferenz, 2022 sei ein gutes Zeugnis, dass Bayer unter seiner Führung gut aufgestellt sei. „Ich bin sehr stolz, 35 Jahre diesem Unternehmen gedient zu haben“, sagte Baumann auf Nachfrage.

Die sogenannten „Effizienzprogramme“ liefen nach Plan und seien zwar mit einer Reduzierung von Personal verbunden. Zusätzlichen Personalabbau gebe es aber nicht, so Baumann. Auf Fragen, warum Baumann schon vorzeitig Ende Mai ausscheide, ging der Bayer-Manager nicht näher ein.

Bayer Aktien fallen am Dax-Ende um 3,5 Prozent

Nachfolger William, genannt Bill, Anderson kommt vom Schweizer Pharmakonzern Roche und soll schon am 1. April in Leverkusen antreten. Das Ruder übernehmen soll der Chemie-Ingenieur nach nur zwei Monaten Einarbeitungszeit durch Baumann und die anderen Vorstandskollegen. Der Aufsichtsrat beschreibt Anderson als erfolgreichen Innovator der Pharma-Branche. Bevor er zu Roche nach Basel kam, war der heute 56 Jahre alte Amerikaner Vorstandschef von Genentech in Kalifornien, einem der Pionierunternehmen in der Biotechnologie-Branche.

Davor war Anderson in leitenden Positionen in den Bereichen Management, Produktentwicklung und Finanzen bei Biogen, einem weiteren Innovationsführer im Biotech-Bereich, sowie bei Raychem, einem amerikanischen Technologie- und Elektronikunternehmen. „Während seiner Stationen bei Biogen, Genentech und Roche war Anderson an der Entwicklung und Markteinführung von 25 neuen Medikamenten beteiligt, darunter 15 Blockbuster“, hebt Bayer hervor.

Die Aktien von Bayer büßten am Dax-Ende 3,5 Prozent ein. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern hatte mit seinem Gewinnausblick enttäuscht. Der Experte Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research schränkte jedoch ein, dass der Ausblick nicht so schlimm sei, wie er auf den ersten Blick erscheine. Die Differenz zur Markterwartung resultiere vor allem aus Wechselkurseinflüssen.

Dem aktivistischen Investor Jeffrey Ubben hat Bayer einen Platz im Nachhaltigkeitsrat des Konzerns angeboten. Ubben hatte Anfang Januar 0,8 Prozent von Bayer übernommen. Ubben gehörte zu den Investoren, die Bayer gedrängt hatten, einen Nachfolger für Baumann außerhalb der eigenen Reihen zu finden. (mit afp, dpa)