Der Leverkusener Konzern profitiert vom starken Saatgut-Geschäft in Lateinamerika und vielen Erkältungen in den USA . Beim Umsatz macht sich auch die Inflation bemerkbar.
QuartalsbilanzBayers Geschäfte sind auch in der Krise robust
Glyphosat ist immer noch ein Umsatztreiber für Bayer. Deshalb zeigt es sich auch deutlich in der Bilanz des dritten Quartals, dass der Breitband-Unkrautvernichter im Moment ungefähr zweieinhalbmal so teuer ist wie vor eineinhalb Jahren. Das liege weniger an höherer Nachfrage als an einem kleineren Angebot, erklärte Vorstandschef Werner Baumann am Dienstag. Bayers Produktion im Süden der USA hat zuletzt gestockt. Andere Produzenten des Herbizids, auf dem längst kein Patentschutz mehr liegt, konnten auch nicht liefern. Das galt vor allem für China: Die Null-Covid-Politik des chinesischen Regimes legt viele Bereiche der Wirtschaft lahm.
Lähmende Lockdowns in China
Das habe auch Bayer betroffen, ergänzte Baumann. Allerdings weniger das in China nicht besonders bedeutende Agrargeschäft der Leverkusener, sondern vor allem den Pharma-Sektor. Die Lockdowns blockierten den Arzneivertrieb und das Marketing, „ein geregeltes Geschäft ist in vielen Bereichen nicht mehr möglich“, beschrieb Baumann die Lage. Kommentieren wollte er die Corona-Strategie der Regierung nicht.
Der Manager sprach auf Nachfrage lieber von einer „sehr freundlichen und konstruktiven Atmosphäre“ in den Gesprächen – Baumann gehörte zur Wirtschaftsdelegation im Gefolge von Bundeskanzler Olaf Scholz. Große Deals seien freilich nicht verabredet worden, ließ er durchblicken. Der Besuch habe insofern eher Symbolcharakter gehabt – was ihn kein bisschen unwichtiger mache. Die weithin geäußerte Kritik an der Kanzler-Visite teilt der Bayer-Chef nicht.
Es waren gegenläufige Effekte, die Bayers Geschäft im dritten Quartal bestimmten. Unterm Strich ist es ausweislich der Zahlen positiv verlaufen. Der Umsatz stieg um rund eineinhalb auf knapp 11,3 Milliarden Euro, woran das Agrargeschäft einen Anteil von knapp 4,7 Milliarden hatte. Im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneien lag der Umsatz bei nahezu fünf Milliarden Euro, mit frei verkäuflichen Mitteln setzte Bayer gut 1,5 Milliarden Euro um. In allen Bereichen gab es deutlich Zuwächse; am besten schnitt hier die Agrochemie ab.
Optimismus wird bestätigt
Deutlicher als den Umsatz, der durch Preis-, aber auch Kostensteigerungen beeinflusst wurde, konnte Bayer das Ergebnis vor Sondereinflüssen steigern: Reichlich 2,4 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von mehr als 17 Prozent. Das bereinigte Konzernergebnis je Aktie stieg um 7,6 Prozent auf 1,13 Euro. Insgesamt habe sich der optimistischere Ausblick bestätigt; die im Sommer hochgeschraubten Prognosen dürften sich bestätigen, sagte Baumann. Das bedeutet einen Jahresumsatz von 47 bis 48 Milliarden Euro.
Die besseren Ergebnisse in allen Bereichen sieht der Bayer-Chef auch als Bestätigung seiner Zwei-Säulen-Strategie, die von Kritikern freilich immer wieder in Zweifel gezogen wird. Ihnen hielt er am Dienstag entgegen, dass der Konzern sogar da noch zugelegt habe, wo er schon Weltmarktführer ist: beim Mais-Saatgut. Die steigenden Umsätze und zeigten, dass Bayer alle Bereiche stark bespiele und Innovationen vorantreibt, auch mit Partnern.
Mit Blick auf den immer noch eher mauen Aktienkurs gab sich Baumann ein wenig fatalistisch: „Wir führen das Unternehmen, der Kurs wird an der Börse gemacht.“ Allerdings wird er selbst es mutmaßlich nicht mehr an der Konzernspitze erleben, dass seine Strategie aufgeht: Baumanns letzter Vertrag endet im April 2024.