Wert von zwei MilliardenWarum das Kölner Start-up DeepL weltweit so erfolgreich ist

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22.09.2021, Köln: Jaruslaw Kutylowski, Geschäftsführer des Übersetzungsdienstes DeepL.  Foto: Max Grönert.

Jaruslaw Kutylowski, Geschäftsführer des Übersetzungsdienstes DeepL.

Die Übersetzungsfirma DeepL wird von Köln aus zum wohl wertvollsten Start-up für Künstliche Intelligenz in Deutschland.

Es ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte am Wirtschaftsstandort Köln. Der Übersetzungsdienst DeepL ist nach eigenen Angaben jetzt zwei Milliarden Dollar (rund 1,84 Milliarden Euro) wert. Die Firmengesamtbewertung ergebe sich aus dem Einstieg neuer Investoren und dem damit verbundenen Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 300 Millionen US-Dollar, teilte das Unternehmen mit. Damit ist DeepL wohl das größte KI-basierte Startup in Deutschland.

Die unscheinbare Firma mit Sitz in einem Gewerbepark am Maarweg in Köln-Ehrenfeld ist zudem das erste junge Unternehmen in der Stadt, dem in der Vergangenheit erst die Milliardenbewertung gelang und nun noch die Verdopplung dessen. DeepL ist eine Übersetzungssoftware, die dank künstlicher Intelligenz qualitativ besonders hochwertige Übersetzungen liefert und regelmäßig in Vergleichstests Google übertrifft. Aktuell gilt das weltweit führende KI-Start-up OpenAI mit ChatGPT als Hauptwettbewerber.

Maarwegcenter, Sitz von Deepl, 18.09.2021, Bild: Herbert Bucco

Das Maarwegcenter, der Kölner Hauptsitz von Deepl

Frisches Geld von Investoren in Höhe von 300 Millionen US-Dollar

Bei den Investoren handele es sich um die britische Investment-Gesellschaft Index Ventures, um Iconiq Growth und Teachers' Venture Growth, teilte Deepl weiter mit. Demnach beteiligten sich auch die bestehenden Investoren an der Finanzierungsrunde, darunter der US-Investor IVP und der europäische Investor Atomico.

Die von Index Ventures angeführte Finanzierungsrunde bringe „fortan umfangreiches Fachwissen, Netzwerke und Ressourcen ein, um das weitere Wachstum von DeepL zu fördern“, hieß es in der Unternehmenserklärung. Sie werde zudem DeepLs „Mission unterstützen, die Art und Weise, wie Unternehmen auf der ganzen Welt miteinander kommunizieren, zu verändern“.

KI-Start-up aus Köln wächst seit Jahren rasant

DeepL ging 2017 in Köln an den Start. Seitdem wächst das Unternehmen in atemberaubendem Tempo und beschäftigt heute 900 Mitarbeiter. Aufgrund der hohen Nachfrage durch Unternehmenskunden verzeichne DeepL ein „rapides Wachstum in über 60 Märkten“ und decke 32 Sprachen ab. Inzwischen nutzten über 100.000 Unternehmen, Regierungen und andere Organisationen die Software aus Köln, darunter die Deutsche Bahn.

DeepL bietet neben einem kostenlosen Angebot für kurze Textübersetzungen auch eine kostenpflichtige Übersetzungslösung für Unternehmen und Organisationen an, die viel übersetzen müssen und dabei ihre Daten schützen wollen. Millionen Menschen lassen sich mittlerweile von DeepL kostenlos Texte übersetzen. Geld verdienen die Kölner mit Firmenkunden. 

Der Grund für den Erfolg ist die besondere Technologie, die die Kölner entwickelt haben. Sie analysieren systematisch bereits vorhandene Übersetzungen im Internet und bewerten automatisiert deren Qualität und bauen darauf den eigenen Dienst auf.

DeepL scheut die Öffentlichkeit

Das Unternehmen scheut in der Regel die Öffentlichkeit, auf Tech-Events traten in der Vergangenheit keine Vertreter der Firma auf. Journalisten, die über DeepL berichten wollen, haben es meist sehr schwer. Die Firma veröffentlicht zwar Pressemitteilungen zu Produktfortschritten. Doch die Kontaktaufnahme ist eine Herausforderung. Anfragen bleiben oft unbeantwortet. Im Jahr 2021 gelang des dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ DeepL-Gründer und Geschäftsführer Jaroslaw Kutylowski zu einem Gespräch zu treffen.

Zur jüngsten Entwicklung sagte der Firmenchef nun, dass Unternehmen weltweit mittlerweile die KI-Technologie einsetzen wollten. „Sie beginnen allmählich zwischen dem bloßen Hype und sicheren, vertrauenswürdigen Lösungen mit echtem unternehmerischen Mehrwert zu unterscheiden.“

Nach Meta, Google und OpenAI: DeepL bringt Schreibassistenten mit Künstlicher Intelligenz auf den Markt

Das wertvollste KI-Start-up Deutschlands hatte sein Produktportfolio zuletzt um einen Schreibassistenten mit Künstlicher Intelligenz erweitert. Das neue Produkt DeepL Write Pro sei das erste Produkt der Firma, das auf einem eigenen großen KI-Sprachmodell (Large Language Model oder LLM) basiere.

LLM sind maschinelle Lernmodelle, die darauf trainiert sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Bekannte LLM sind GPT von OpenAI, Gemini von Google oder Llama vom Facebook-Konzern Meta. (mit dpa)

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