Unternehmerin aus EngelskirchenAnna Yona verkauft 80.000 Schuhpaare jährlich

Lesezeit 3 Minuten
Anna Yona von Wildling Shoes

Anna Yona von Wildling Shoes

  • Anna Yona und ihr Mann haben sich selbstständig gemacht – mit Schuhen, die sich anfühlen, als würde man barfuß laufen.
  • Vier Jahre nach der ersten Crowdfunding-Kampagne verschickt das Unternehmen 700 bis 800 Pakete am Tag.
  • Die Mitarbeiter sitzen in ganz Deutschland verteilt, zusammengearbeitet wird vor allem virtuell, erkärt die Gründerin.

Engelskirchen – Vor einigen Jahren hatte Familie Yona ein Schuh-Problem. Nachdem Anna Yona mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern aus dem sonnigen Israel ins Rheinland zog, weigerten sich die Kinder, Schuhe anzuziehen. Sie waren barfuß laufen gewöhnt, rannten lieber mit nackten Füssen durch den oberbergischen Schnee, als die unbequemen, neu gekauften Stiefel zu tragen. Die Nachbarn linsten misstrauisch über den Gartenzaun.

Die Geburt einer Geschäftsidee: Kinderschuhe, die sich anfühlen, als würde man barfuß laufen. „Mein Mann wusste als Sporttherapeut genau, wie der Schuh in der Theorie sein musste. Aber wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, wie man Schuhe macht“, erinnert sich Yona, Gründerin und Geschäftsführerin von Wildling Shoes. Breiter sollte der Schuh sein, mit mehr Platz für die Zehen und einer verhältnismäßig dünnen Sohle, damit der Träger den Untergrund spürt.

Mit dieser Vorstellung besuchte ihr Mann Ran Yona in Portugal Schuhmanufakturen, auf der Suche nach einem Partner. Das Aussehen entwarf ein Designer aus Mexiko.

Angestelle arbeiten in ganz Deutschland aus dem Home-Office

Vier Jahre nach der ersten Crowdfunding-Kampagne steht Yona im Lager ihres Online-Versands in einem unscheinbaren alten Fabrikgebäude in Engelskirchen-Osberghausen. Von hier aus verschickt die Firma 700 bis 800 Pakete am Tag. Der Kernmarkt ist Deutschland, Österreich und Schweiz, viele Schuhe werden auch in die Vereinigten Staaten geschickt.

Gestartet ist Wildling Shoes mit Kinderschuhen, mittlerweile gibt es auch verschiedene Modelle für Erwachsene.

Gestartet ist Wildling Shoes mit Kinderschuhen, mittlerweile gibt es auch verschiedene Modelle für Erwachsene.

Etwa 90 Angestellte arbeiten für Wildling Shoes, nur ein paar von ihnen sitzen an diesem Morgen an den zehn Arbeitsplätzen, ein paar Meter von der Packstation entfernt. Genau wie Yona selbst arbeitet der überwiegende Teil ihrer Angestellten im Home-Office. „Für mich war es mit drei kleinen Kindern nur möglich zu gründen, wenn ich von Zuhause arbeiten kann“, sagt Yona. Anders gesagt: Sie wollte kein Büro, sonst hätte sie dort ja auch selbst hingemusst.

Stattdessen sitzt das Team deutschlandweit verteilt, virtuell immer im Austausch. „Obwohl wir räumlich getrennt sind, lernen wir uns sehr gut kennen“, glaubt die Chefin. Jedes Team vom Marketing über die IT bis zum Kundenservice hat eigene Organisationsstrukturen, in großer Runde treffen sich möglichst viele Mitarbeiter alle sechs Wochen in einem eigens umgebauten Tagungshaus ein paar Fahrminuten vom Lager entfernt.

Treue Kunden und ein Partner, der sich um den Haushalt kümmert

Zwischenzeitlich waren 80 Prozent von Yonas Angestellten weiblich, mittlerweile ist der Anteil leicht gesunken. „Wir bieten jede Stelle auch in Teilzeit an. Ein tolle Möglichkeit für junge Mütter.“ Die 41-Jährige sieht den Erfolg von Wilding Shoes auch darin, dass ihr Mann ihr als Lebens- und Geschäftspartner widerstandslos das operative Geschäft überlassen hat. Er kümmert sich hauptsächlich um die drei gemeinsamen Kinder, den Haushalt, „den Rest des Lebens“, wie Yona es ausdrückt. „Gründen mit Familie geht nur mit einem guten Partner auf Augenhöhe an der Seite.“

Ansonsten erklärt sich Yona das Wachstum ihres Unternehmens vor allem mit den treuen Kunden, die jede Saison bestellen und deren Warenkörbe immer größer werden. Gestartet sind die Unternehmer mit 200 Kinderschuhen pro Monat, mittlerweile bieten sie auch verschiedene Modelle für Erwachsene an. Verkauft haben sie im vergangenen Jahr 80 000 Paar Schuhe. 2019 sollen es doppelt so viele werden.

Hauptzielgruppe: Öko-Eltern aus der Großstadt

Die Produkte bewirbt das Marketing-Team mit hochwertigem Bildmaterial und wohligen Zurück-in-die-Natur-Kampagnen, die den Zeitgeist treffen. Öko-Eltern in Städten sind die Hauptzielgruppe: „Wer ein Kind bekommt, beschäftigt sich automatisch mit dem Thema Nachhaltigkeit.“ Die Schuhe werden in Portugal aus Naturstoffen unter fairen Bedingungen hergestellt, kosten zwischen 65 und 120 Euro.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nachhaltig ist Yonas Meinung nach auch ihre Geschäftsstruktur: „Die neue Generation Arbeitnehmer will nicht von neun bis fünf im Büro sitzen und danach noch eine Stunde im Stau stehen.“ Lieber: Mit der Familie aufs Land ziehen und den Job mitnehmen. So wie Yona selbst.

KStA abonnieren