Schloss AlfterAlleingang der Verwaltung verärgert Ratspolitiker

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In das sonnengelbe Alfterer Schloss soll auch die Offene Ganztagsschule einziehen. Der Termin verzögert sich allerdings.

Alfter – Die gute Nachricht zuerst: Offenbar fallen die Umbaukosten für das Alfterer Schloss niedriger aus als angesetzt. Die Zahlen, die Fachgebietsleiterin Bianca Lorenz den Mitgliedern des Alfterer Gemeindeentwicklungsausschusses am Donnerstagabend vorlegte, weisen tatsächlich in diese Richtung. Ärger gab es allerdings, weil die Verwaltung den Umbau der Vorburg ohne Ratsbeschluss vorgezogen hat.

Statt des veranschlagten Budgets von rund 903.000 Euro geht die Verwaltung nur noch von etwa 690.000 Euro aus. Verschiedene Gewerke könnten zusammengefasst und Synergieeffekte genutzt werden, zudem könne im Bestand saniert werden, sodass keine teuren Baumaterialien eingekauft werden müssten. Damit bleibe ein Puffer von rund 213.

Umzug der „Sonnenblume“ verzögert

Für Unmut sorgte das Thema Offene Ganztagsschule: Für die OGS-Nutzung im Schloss sollen auch die Räumlichkeiten des eingruppigen Waldorfkindergartens „Sonnenblume“ genutzt werden. Die Gruppe sollte eigentlich längst in die Lukasgasse umgezogen sein, der Umzug verzögert sich jedoch, da die Arbeiten in dem neuen Domizil noch nicht abgeschlossen sind.

Der Mietvertrag mit dem Eigentümer des Schlosses läuft unterdessen weiter. Dies habe die Gemeinde bei ihren Planungen im vergangenen Jahr nicht berücksichtigt. Erst wenn die Kita ausgezogen ist, können deren Räume umgebaut werden. Wann genau das sein wird, konnte Lorenz noch nicht sagen.

Damit die OGS-Räume für das laufende Schuljahr dennoch bezugsfertig werden, hätten die Planungen geändert werden müssen, informierte die Gemeinde. Bislang war vorgesehen, dass zunächst das Erdgeschoss des Hauptgebäudes sowie das ehemalige Kita-Gebäude als OGS der Anna-Grundschule hergerichtet werden sollen.

Weil die Kita noch nicht umgezogen ist, hat die Gemeinde nun damit begonnen, das Erdgeschoss der Vorburg in die Umbauplanung einzubeziehen. Dies sollte eigentlich erst in einem späteren Schritt erfolgen. Dort entsteht nun der Raum für die Essensausgabe.

Vorgehen der Verwaltung verärgert Ratspolitiker

Diese Planänderung sorgte für Verärgerung bei einigen Politikern. „Sie haben kein Mandat dafür, diese Räumlichkeiten jetzt so herzurichten, wir brauchen dafür einen Ratsbeschluss“, kritisierte Sandra Semrau (Freie Wähler Alfter). Auch Miriam Clemens (FDP) argumentierte in diese Richtung. Beide kritisierten aber nur das Vorgehen, nicht den Umbau des Schlosses zur OGS-Nutzung als solches, wie sie ausdrücklich betonten.

Frank Hebestreit (CDU) befürchtete, dass die „eigentlichen Kosten“ noch gar nicht berücksichtigt seien: „Die Planungen sollten Hand und Fuß haben. Jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, an dem wir vor einigen Monaten Bedenken hatten.“ Laut Hans G. Angrick (SPD) sehe eine zuverlässige Planung anders aus, auch er plädierte für einen Ratsbeschluss.

Thomas Krämer (CDU) versuchte, die „Schärfe“ aus der Diskussion herauszunehmen: „Es muss auch möglich sein, flexibel zu handeln. Es ändert sich ja bloß der Ablauf.“ Ähnlich argumentierte auch Wilhelm Windhuis (Grüne): „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Wir wussten von Anfang an, dass wir einen ambitionierten Plan vor uns haben.“

Und Jan Duensing (CDU) betonte: „Es geht doch um das große Ganze, das Ziel bleibt ja. Während eines Projektes müssen einzelne Phasen schon mal getauscht und angepasst werden.“

Mehrheit stimmte letztlich zu

Manfred Wanke (Freie Wähler), der sich stets gegen den Umbau ausgesprochen hatte, wunderte sich, dass der Mietvertrag der Kita nicht vorab überprüft worden sei: „Jetzt müssen wir in den sauren Apfel beißen.“

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Bianca Lorenz beschwichtigte, dass ja zunächst nur ein kleiner Teil der Vorburg für die Mensa umgebaut werde und nicht der gesamte Gebäudeteil: „Wenn Sie heute beschließen, der Vorlage nicht zuzustimmen, werde ich das Projekt zunächst komplett stoppen müssen.“

Monatliche Kaltmiete nach Umbau ist fünfstellig

Am Ende wurde der Verwaltungsvorlage, dem vorgezogenen Umbau der Vorburg bei vier Gegenstimmen mehrheitlich zugestimmt. Läuft alles nach Plan, könnte die OGS im Oktober einziehen. Der Umbau der Vorburg und der Bau eines Sanitärbereichs im Schloss sei aber sehr wahrscheinlich bis dahin nicht zu realisieren.

Die Gemeinde hat mit dem Eigentümer, Simeon Reichsgraf Wolff Metternich zur Gracht, 2021 einen Mietvertrag geschlossen. Nach Abschluss der Umbauten, die die Gemeinde bezahlt, wird Alfter ab 2023 eine monatliche Kaltmiete von 10.000 Euro bezahlen. Aktuell sind im Schloss auch 50 Ukrainer untergebracht.

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