AusgehtippsEine Hellas-Halbinsel in Zollstock

Am Höninger Weg in Zollstock liegt das griechische Restaurant Eleon. Serviert werden hier Mezedes, die griechische Tapas-Variante.
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Zollstock – Nicht nur der Name des Restaurants hat sich geändert. Eleon, das bedeutet Olivenbaum, haben die neuen Betreiber auf das Schild schreiben lassen – und den dunkelgrünen Namenszug von zwei Olivenzweigen umrahmt. Griechische Tapas, die sogenannten Mezedes, folgen auf die bürgerliche deutsche Kücheim Herzen von Zollstock, genau dort wo der Kalscheurer in spitzem Winkel auf den Höninger Weg trifft, die es dort im Restaurant „Haus Ettelt“ bislang gab. Fast scheint es, als scheide das Gründerzeithaus den von Norden kommenden Verkehr, dort wo der Kalscheurer Weg im spitzen Winkel auf den Höninger Weg trifft. Und dennoch oder vielleicht gerade deswegen sitzt man an den Tischen unter der Markise vor dem Lokal wie auf einer gemütlichen, kleinen Halbinsel. Tosend könnte man das abendliche Treiben im Zollstocker Zentrum zudem ohnehin nicht nennen.
Das hat natürlich Vorteile – für die Gäste etwa, die hier ein lauschiges Plätzchen finden – und Nachteile. Vassilis Antonopoulos würde sich schon etwas mehr Laufkundschaft wünschen, wenngleich er weiß, dass Zollstock insgesamt eher eine ruhige Gegend ist.
Nudelreis nach Großmutters Art
Der Koch betreibt das Eleon seit Dezember 2011 zusammen mit Elissavet Tolidou und Iraklis Fourniotis. Die drei Freunde haben zuvor gemeinsam in einem anderen griechischen Restaurant gearbeitet. Kochen gelernt hat Antonopoulos zuerst beim Militär. „Das war eine ganz andere Qualität“, erinnert er sich am hellen Buchenholztresen des Eleon, „richtige Fabrikarbeit. Der Offizier wollte, dass du in zwei Stunden ein Essen fertig hast, das 1000 Leute satt macht.“ Nein, so richtig kochen gelernt hat er erst später in einem Restaurant 20 Kilometer von der Küste entfernt, in Figaleia. Und die auf dem Gasgrill gegarten Lammkoteletts auf Salat mit Rotwein-Rosinen-Soße (als Hauptgericht 15,80 Euro) lassen die Vorstellungen von der Soldatenküche auch ganz schnell verschwinden.
Aufgewachsen ist er in der Hafenstadt Patras. Seit zwei Jahren ist er nun in Deutschland. Und er koche gerne mit frischem Basilikum, das in seiner Heimat hüfthoch wachse, erzählt er und zeigt währenddessen mit der Hand die Höhe an. Seine Empfehlung auf der Karte des Eleon: Nudelreis nach Großmutters Art (Kritharoto tis Giagias, mit Hähnchenfilets, getrockneten Tomaten, Oliven, Zwiebeln und Basilikum, 11,30 Euro) oder Biftekakia nach Großmutters Art (Rucola, Feta und Rindergehacktes 10,80 Euro).
Ähnlichkeit mit spanischen Tapas
Tolidou, seine Geschäftspartnerin, bedient die Gäste und serviert die kleinen Gerichte, ein Konzept ähnlich den spanischen Tapas. Baby-Calamares in Tomatensugo (6,60 Euro), Linsenpüree mit Zitrone (2,90 Euro), dicke Bohnen (4,50 Euro) und kleine Versionen der typischen griechischen Fleischgerichte landen nach dem „Gruß aus der Küche“ – drei verschiedenen Dips – auf dem Tisch, zusammen mit dem mit Rosmarin und Olivenöl angerichteten Pita-Brot. Dazu passt die Halbliterflasche Papagiannakos-Retsina, ein griechischer, geharzter Wein, der tatsächlich an Pinienwälder denken lässt, und wesentlich intensiver schmeckt als die Variante in der gelb-grünen Retsina-Flasche, die es in vielen Läden zu kaufen gibt.
Die 47 Jahre alte Tolidou ist in Deutschland geboren. Doch die Verbindungen zur krisengebeutelten Heimat ist stark. Der Schwager von Vassilis hilft ab und zu aus. Ein Freund kam jüngst nach Deutschland, weil er in seiner Heimat keine Perspektive mehr sah und stieg in das Geschäft mit ein. „Wir müssen doch unsere Leute unterbringen“, meint Tolidou, und ein bisschen Schwermut liegt in ihrer Stimme. Umso mehr erscheint einem das Eleon nun wie eine kleine, beschauliche Insel.