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Vietnamesisches Restaurant „Joie Viet“Kreative Interpretionen aus Südostasien

Lesezeit 3 Minuten
Einfaches  Ambiete, beeindruckende Küche: Im Joie Viet wird originell und feinfühlig gekocht.

Einfaches  Ambiete, beeindruckende Küche: Im Joie Viet wird originell und feinfühlig gekocht.

Köln – Weine von deutschen Kultwinzern wie Künstler, Dr. Bürklin Wolf, Robert Weil oder Rudolf Fürst zu kleinen Preisen auf der Weinkarte eines vietnamesischen Restaurants? Ein ganz normales kann das nicht sein. Ist das „Joie Viet“ auch nicht. Versprochen wird eine kreative Küche, die Vietnamesisches mit Französischem verbindet. Creme brûlee gibt es hier zum Beispiel mit Zitronengras und Kaffirblättern – beides hilft dem manchmal arg langweiligen Küchenklassiker aromatisch auf die Beine. Ochsenbäckchen stehen ebenfalls vielerorts auf der Karte, aber nirgends so wie hier. Die feine vietnamesische Würzung in der Rotweinsauce lässt das Gericht charmant neu wirken und weniger schwer – es ist als sähe man eine Jugendliebe in einem schicken neuen Kleid. Apropos Optik: Vieles ist hübsch angerichtet, aber nichts schlägt das Dessert namens „Süßer Blumentopf“. Ich will nicht zu viel verraten, aber es ist eine pfiffige kleine Augenweide. Und wie alle Desserts – sehr ungewöhnlich für asiatische Restaurants – wärmstens zu empfehlen.

Win-Win-Kombinationen

Eine wirklich bemerkenswerte Vorspeise ist das fein und mit sanfter Schärfe gewürzte Rind in Betelblättern (keine Sorge vor Verfärbungen!). Geradezu begeisternd schmeckt der kross gebratene Wolfsbarsch mit einer Orangen-Ingwer-Sauce, die endlich einmal nicht zu süß, sondern erfrischend süß-sauer mit starker Fruchtnote daherkommt. Ebenfalls eine echte Win-Win-Kombination: der Pomelosalat mit gegrilltem Lachs. Die fruchtige Komponente passt wunderbar zum feinfühlig gegrillten Lachs. Dazu gibt es knackige Fischhautchips mit feinem Meeresgeschmack. Sollte man ruhig mal ausprobieren. Umgehend satt wird man mit einer der großen Suppen, wie der ungewöhnlichen und fein austarierten mit Tapiokanudeln, Entenleber und Wachtelei. Überhaupt ist hier nichts zu stark gewürzt, zu salzig, zu scharf, die Küche vertraut den guten Produkten (darunter etwa Barbarie Ente und Berkshire Schwein) und den klugen Kombinationen. Manches liegt geschmacklich gar auf Sterne-Niveau – und das zum Preis von Street-Food. Anders gesagt: Ein besseres Preis/Genuss-Niveau ist in Köln zurzeit kaum zu finden.

So richtig gemütlich ist es bei den eng stehenden Tischen und der zu hellen Beleuchtung zwar nicht, aber bei diesem Essen und dem ungemein freundlichen Service könnte man auch bei Mittagssonne in der Wüste Gobi sitzen und würde sich trotzdem wohlfühlen. Als Wein empfehle ich den feinherben Riesling „Jean Baptiste“ von Gunderloch (23 Euro); er passt wunderbar zu einem ganzen Menü.

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Joie Viet, Lindenstraße 38, 50674 Köln, ☎ 0221/30190440, geöffnet Mo-Fr 12-15 Uhr und

18-23 Uhr, Sa 17-23 Uhr, www.joie-viet.de

Henns Auswahl

Bo la lot – Rind mit fünf Gewürzen,

gegrillt in Betelblättern // 5,90 Euro

Hu tieu – Tapiokanudel-Suppe mit Garnelen, Entenleber, Wachtelei // 8,90 Euro

Bo sot vang – Ochsenbacken in vietnamesischen Rotweinsauce // 14,90 Euro

Ca chien rau xao – Kross gebratener Wolfsbarsch mit Orangen-Ingwer Sauce und Wassermimose // 14,90 Euro

Goi buoi ca hoi – Pomelosalat mit Lachs und Fischhautchips // 8,90 Euro

Süßer Blumentopf // 7,90 Euro

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