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Kaffeerösterei in SülzDas „Jackson“ röstet, repariert und schenkt aus

Lesezeit 3 Minuten
Michael Kühn in seinem zweiten „Wohnzimmer“, seiner Werkstatt

Michael Kühn in seinem zweiten „Wohnzimmer“, seiner Werkstatt

Dass Männer eine Liebe zu Maschinen entwickeln, ist nichts Ungewöhnliches. Meistens handelt es sich dabei um solche, die Reifen haben und Geschwindigkeit erreichen. Das ist bei Michael Kühn anders. Bei seinem Objekt der Begierde kommt es eher auf den langsamen aber gleichmäßigen Lauf an. Denn nur dann ist ein gutes Ergebnis in der Tasse garantiert. Michael Kühns Leidenschaft ist Kaffee, deshalb hat der 56-Jährige vor zwei Jahren in einem Sülzer Hinterhof eine Rösterei mit Kaffee-Ausschank eröffnet und sie nach seinem Spitznamen „Jackson“ genannt.

Kühn verkauft allerdings nicht nur die Bohnen und in kleinem Umfang Siebträgermaschinen, sondern er bietet zunehmend auch Wartung und Reparaturen an. Eigentlich kommt der Mann aus einem anderen Geschäftsfeld, der Außenwerbung. Das ergab sich, weil er bereits als Student mit seiner Ente unterwegs war und Plakate geklebt hat. Seinen ersten Job hatte er allerdings schon viel früher. Schon von seinem achten Lebensjahr an musste er – wie auch die Geschwister – in der elterlichen Bäckerei in Schwerte mithelfen. „Anders ging es nicht.“

Während sein Vater in der Backstube Teig knetete und die Mutter im Ladenlokal hinter der Theke stand, trabte er als Schüler vorm Unterricht los und legte Leuten die frischen Brötchen vor die Tür. Um in der Früh in die Puschen zu kommen, habe er sich damals schon an der Kaffeekanne bedient, die auf dem Weg zur Backstube stand. „Das hat wach gemacht, aber auch nichts anderes.“

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Vom Kaffeetrinker zum Kaffeegenießer

Vom Kaffeetrinker zum Kaffeegenießer wurde Kühn erst durch seine Frau. Beide lieben Städtereisen und entdeckten in Budapest, in Wien und in Italien wunderbare Cafés. Anfang der 80er Jahre verguckte Kühn sich in die legendäre Pavoni-Handhebelmaschine, und von da an war der Ehrgeiz geweckt, so ein Ding nicht nur perfekt handhaben, sondern im Zweifelsfall auch reparieren zu können.

Sein handwerkliches Geschick und technisches Interesse machten Kühn relativ schnell zum Profi. Hinzu kam der Verdruss über die beschränkte Haltbarkeit von Billigmaschinen mit Plastikinnenleben. „Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Müllproduzieren.“ Letztendlich fahre man sogar besser mit einer teureren Maschine, sofern man sie regelmäßig warte. „Und genau das wird es sein, was ich unseren Kunden als Nächstes anbiete: dass wir die Maschine gemeinsam reparieren und die Leute auf diese Weise die Angst davor verlieren, die Wartung selber zu machen.“ Er hasse das, wenn der Waschmaschinen-Kundendienst 150 Euro verlange, und man wisse überhaupt nicht, wofür.

„Gescheit mit der Maschine umgehen"

„Mir geht es darum, dass die Leute lernen, gescheit mit ihrer Maschine umzugehen, damit sie daran zu Hause Freude haben.“ Weil es laut Kühn „so viele Menschen gibt, die man mit einem guten Kaffee glücklich machen kann“, hat er sich den Traum eines zweiten Wohnzimmers erfüllt, in dem er röstet und an drei Tagen in der Woche Gäste bewirtet, teilweise unterstützt von Tochter Catherina, Sohn Carlo und Ehefrau Monika. Kernstück des heimeligen Hinterhof-Cafés mit Holzofen ist der alte Sauerteigtisch aus der elterlichen Bäckerei. Und von Oma Klärchen (85) aus Schwerte stammen nach wie vor die Nussecken.

Rösten und reparieren

Jackson, Kaffee, Werkstatt Rösterei. Ägidiusstraße 45, 50937 Köln Telefon 02 21/25935707 Öffnungszeiten: freitags 15–19 Uhr, samstags 10–15 Uhr und ab Januar auch mittwochs 13–18 Uhr.

Reparaturen nach telefonischer Vereinbarung.

www.jackson-kaffee.de

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