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Noch nicht alles funktioniertNeues Restaurant bietet französische Landküche in Köln

Lesezeit 3 Minuten
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Sandra de Jong im „Restaurant Petite Marie" in Rodenkirchen.

  • Im Restaurant „Petite Marie“ werden französische Klassiker serviert.
  • Rustikale Landküche weist häufig kleine Fehler auf, auch hier in Rodenkirchen.
  • Unser Restaurant-Kritiker Carsten Henn war dort.

Köln – Die Tür zur Küche steht offen, vom Herd erklingt fröhlicher französischer Gesang. Kurze Zeit später trägt Koch Marc – ein Mann mit Aussehen und Charme des alten Jean-Paul Belmondo – einen dampfenden Teller mit Coq au Vin heraus, während das Telefon durch das ganze Restaurant schrillt. Wir sind in Frankreich? Nein, mitten in Rodenkirchen. In einem Ecklokal an der trubeligen Hauptstraße, wo früher das „Lüchbaum“ beheimatet war.

Deftige Landküche

Jetzt wird hier deftige französische Landküche gekocht, wobei sich auch einige italienische Speisen auf der  Schiefertafel finden, die das Konzept etwas verwässern. Und wie die viel zu harten Brotscheiben bei der Bruschetta zeigen, gelingen sie  auch nicht so überzeugend wie die Klassiker der Grande Nation.

Zum Beispiel das schlotzige Stück Ochsenbäckchen mit Linsen. Zwei lila Kartoffel-Chips sind die einzige Referenz an die kulinarische Moderne, die ansonsten kurz vor dem Hausverbot steht – und das ist  genau richtig.

Große Portionen im „Petite Marie"

Stattdessen gibt es ein Paillard (ein sehr dünn plattiertes Stück Fleisch) vom Angus Rind mit schöner Rauchnote vom Grill, dazu eine Scheibe Kräuterbutter sowie herrlich dicke, krosse Pommes und Salat. Einen Loup de Mer füllt Marc großzügig mit Blattspinat, dazu gibt es ein Kartoffelpüree, das von ihm klug mit Basilikumpesto verfeinert wurde. Die Portion ist wie eigentlich alles hier deftig und groß.

Wer danach noch ein Dessert schafft, kann zum Beispiel ein sehr cremiges Orangen-Parfait wählen, das mit Grand Manier verfeinert wurde. Oder ein Crocant aux Amandes mit Vanillesauce, welches in deutschen Restaurants wohl den Namen Vanilleeisbombe mit Schokokern und Mandelhülle tragen würde.

Namensgeber war die verstorbene französischen Bulldogge

Rustikale Landküche weist häufig kleine Fehler auf, auch hier: Von den Linsen sind einige mehlig, andere haben den perfekten Biss, einige Stücke des Paillard sind etwas zu zäh, und die Salate sind belanglos angemacht. Das macht aber nichts, da hier Zutaten und Zubereitung im Großen und Ganzen stimmen. Manchmal kommt Koch Marc aus der Küche heraus, normalerweise bedient  aber ein freundlicher Service um Besitzerin Sandra de Jong. Sie eröffnete das Restaurant Ende letzten Jahres und benannte es nach ihrer verstorbenen französischen Bulldogge Marie.

Man sitzt nett in dem kleinen Lokal, das von dunklem Holz dominiert wird. Ein bisschen mehr französischer Charme täte dem gemütlichen Interieur aber sicher gut. Der Weinkarte mit ihren 29 Positionen würde es vor allem guttun, wenn Jahrgänge vermerkt werden. Denn darauf findet sich manches Schöne (wie eine Flasche Doosberg „Alte Reben“ vom Rheingauer Spitzen-Weingut Spreitzer für 42  Euro), glasweise 0,2l  um die 7 Euro.

Wenn man Glück hat, weht ein heftiger Schalentiergeruch aus der Küche in den Gastraum. Dann fühlt man sich fast wie an der Côte d’Azur. Restaurant Petite Marie, Hauptstraße 61, Köln-Rodenkirchen, Tel. 0221/377 91 33, Öffnungszeiten: Di-Sa 12-14.30 Uhr & 17.30-23 Uhr, restaurant-petitemarie.de

Das hat Carsten Henn probiert:

Bruschetta Mediterran // 5,50 Euro Angus Paillard vom Grill mit Pommes und Salat // 20,50 Euro Ochsenbäckchen an Linsengemüse // 15,50 Euro Filet vom Loup de Mer mit Spinatfüllung // 22,50 Euro Orangen Parfait // 7,50 Euro Crocant aux Amandes mit Vanillesauce // 7,50 Euro Plat du Jour (Zwei Gänge) // 14,90 Euro

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