Restaurants in KölnKölns kulinarischste Bar heißt „Bayleaf“

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Daniel Gottschlich und Michael Elter (r.) begeistern im „Bayleaf“ mit der Verbindung von Cocktails und kleinen Gerichten.

Ein Cocktail auf Jägermeisterbasis mit Thymian und Grapefruit soll zu der Brandade vom selbst geräucherten Stör mit Eigelbvinaigrette und Wildkräutern passen? Ich probiere… Ein echter kulinarischer Wow-Effekt! Die herrlich schlotzige Speise funktioniert erst richtig dank des würzig-säuerlich-süßen Cocktails mit genau dem passenden Hauch Bitterkeit.

Sternelokal „Ox & Klee“

Für herausragende Food & Drink-Pairings wie diese ist das im August eröffnete „Bayleaf“ (Lorbeerblatt) gedacht. Daniel Gottschlich, Koch und Besitzer des Sternelokals „Ox & Klee“ zog damals mit seinem Restaurant ins mittlere Kranhaus um und eröffnete eine Etage darunter seine erste Bar.  Mit Michael Elter konnte er einen ebenso kundigen, wie sympathischen und vor allem Cocktail-begeisterten Barkeeper gewinnen, in der kleinen Küche setzt Johannes Langenstück die Kreationen Gottschlichs um.

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Das Bayleaf im Zollhafen.

Natürlich kann man hier auch einfach nur etwas trinken – und dabei die köstlichen gebrannten Mandeln essen, die mit Salz, Pfeffer, Koriander und Chili eine begeisternde Süße-Schärfe-Balance aufweisen. Achtung: Suchtgefahr!

Zu jedem Snack der passende Cocktail

Auf der Karte stehen nur acht kleine Speisen,  sämtlich kalt oder lauwarm, davon zwei Desserts. Zu jeder wurde ein Cocktail kreiert. Auch im „Bayleaf“ zeigt Gottschlich wie gut er darin ist, ungewöhnliche Kombinationen zu ersinnen, die am Gaumen sofort „klick!“ machen. Auch vegetarisch gelingt ihm dies mit der Kombination Artischocke / Chicoree / Haselnuss, deren eher herbe Aromen von einem kühlen Cocktail mit Haselnusslikör und Birnensirup elegant aufgenommen und dank Süße in Balance gebracht werden.

Bitzelnde Champagner-Rosinen

Nur selten geraten Gottschlichs Kleinigkeiten nicht ganz so begeisternd. Der in dünne Scheiben geschnittene Tafelspitz punktet zwar mit feiner Säure und viel Crunch in Form von Brotcroutons, bleibt aber doch viel zu brav. Und der Safran-Cocktail überfordert mit seiner Dominanz das kulinarische Gegenstück total, den großartig dekonstruierten Apfelstrudel mit leicht bitzelnden Champagner-Rosinen.

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Daniel Gottschlich im „Bayleaf“

High-End-Tapas-Bar

Für das Gebotene ist all dies sehr fair kalkuliert, die aufwendigen Desserts sind sogar fast geschenkt. Doch das Konzept verwundert, denn wer richtig Hunger hat, sollte lieber gleich ins Restaurant eine Etage höher. Und wer keinen hat, isst nicht mal eine Kleinigkeit. Ein Vier-Gänge-Bar-Menü würde dem Gast die Entscheidung leichter machen (und verdeutlichen, womit man satt wird). Und mit mehr kleinen Speisen könnte Gottschlich das „Bayleaf“ zu einer Art High-End-Tapas-Bar ausbauen. So eine fehlt nämlich in Köln. Und er könnte das fraglos wuppen.

Im Zollhafen 18, Kranhaus 1 (Mittleres Kranhaus), 50678 Köln, 0221/16 956603, Di-Sa 19-2 Uhr (Essen bis 22 Uhr, Fr & Sa bis 23 Uhr)

Hier finden Sie weitere Restaurantkritiken von Carsten Henn

Details von der Menü-Karte

...das hat Carsten Henn probiert....

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Kleine Gerichte mit den passenden Cocktails gibt es im Bayleaf.

achs & Miso // 12 Euro/ kombiniert mit Cocktail 17 Euro Saibling & Gurke // 10 Euro/ 20 Euro Kohl & TBA// 7 Euro/ 12 Euro Tafelspitz & Trüffel// 12 Euro/ 20 Euro Stör & Eigelb// 8 Euro/ 16 Euro Artischocke & Haselnuss// 10 Euro/ 16 Euro Himbeere & Grand-Cru-Schokolade// 5 Euro/ 14 Euro

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