Köln – Frau Knüver, wir wissen, dass sich unsere Haare altersbedingt verfärben. Ist Stress ebenfalls ein Grund?
Wir wissen, dass Stress generell auf Haut und Haare Einfluss nimmt und daher sehr wahrscheinlich auch etwas mit unserem Ergrauungsprozess zu tun hat. Der Nachweis ist allerdings nicht ganz einfach, da Stress als Faktor recht komplex ist.
Sie raten weder zu Re-Pigmentierungsshampoos noch zu Nahrungsergänzungsmitteln. Was empfehlen Sie denn aus heutiger Sicht?
Prinzipiell nichts. Man kann versuchen, Stressfaktoren zu vermeiden. Außerdem sollte man für eine gesunde Kopfhaut sorgen. Das sind aber auch nur Maßnahmen, die das Ganze hinauszögern. Jeder Mensch wird irgendwann grau und bleibt es auch.
Wie sieht es mit Haarfärbemittel aus dem Drogeriemarkt aus?
Davon würde ich abraten. Die Kopfhaut ist sehr empfindlich und bei diesen Mitteln sind Kontaktallergien ziemlich häufig. Mein Tipp ist, sich beim Friseur beraten zu lassen.
Ein Produkt, das verhindert, dass die Haare überhaupt weiß werden, halten Sie für möglich. Wann könnte ein solches Produkt auf den Markt kommen?
Der Zeitpunkt ist völlig unklar. Und man sollte sich dabei bewusst sein, dass es zum Beispiel am Stammzellpotenzial nichts zu rütteln gibt. Man kann ebenfalls nicht verhindern, dass Zellen wie die Melanozyten geplant sterben. Ein Eingreifen in diese Abläufe könnte sogar Schaden anrichten, da der Zelltod auch eine Schutzfunktion ausübt.
Was empfehlen Sie Menschen, die graue Haare an sich entdecken und damit unzufrieden sind?
Damit leben lernen. Aus rein medizinischer Sicht gibt es zurzeit einfach nichts Effektives auf dem Markt. Aber es ist ja nicht verboten, zum Friseur zu gehen.
Das Gespräch führte David Freches.
