Neue Betreiber in Kölner KneipeDas „Brüsseler by Maniacs“ schafft Bargeldzahlung ab

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Marius Koch und Nicolas Gottschalk führen das „Brüsseler“ im Belgischen Viertel.

Köln – Die rote Klinkerfassade ist verschwunden, die alten Betreiber ebenfalls. Wer in diesen Tagen an der beliebten Kneipe „Brüsseler“, unweit des gleichnamigen Platzes, vorbeigeht, bemerkt: Hier tut sich etwas. Anfang April hat die Bar, die alt eingesessenen Kölnerinnen und Kölnern noch als „St. Michael“ bekannt sein dürfte, mit neuen Besitzern und einem neuen Konzept wiedereröffnet. Nicolas Gottschalk, 30, und Marius Koch, 29,  wollen neuen Wind in das Lokal bringen – ohne das, was es ausmacht, auszuradieren.

Weiterhin eine Kneipe fürs Veedel

Übernommen haben die beiden das „Brüsseler“ von Lola Bogumil, die den Laden nach den Zeiten des „St. Michael“ behutsam renoviert und dadurch viele Stammgäste gehalten hatte. Die sollen sich im „Brüsseler“ auch weiterhin wohlfühlen, betont Gottschalk: „Karl-Heinz aus dem Veedel soll hier sein Kölsch trinken können, und wir zeigen auch immer noch die Spiele des FC. Wenn auch nicht mehr auf voller Lautstärke. Bei uns sollen junge und alte Kölnerinnen und Kölner zusammenkommen.“ Die alten Kirchenbänke als Sitzgelegenheiten sind daher ebenso geblieben wie das traditionelle Grillhähnchen.

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Das Brüsseler hat nun eine anthrazitfarbene Fassade.

Trotzdem bekommt das „Brüsseler“ gerade einen frischen Anstrich – abgesehen von der nun anthrazitfarbenen Fassade. Der Fokus bleibt auf auf dem Abendgeschäft, wo neben Kölsch (1,90 Euro) Getränke wie Aperol Spritz (7,90 Euro) und Lillet Wild Berry (6,90 Euro) gut laufen. Allerdings hat das Lokal demnächst unter der Woche schon immer ab 7 Uhr morgens geöffnet. „Wir haben überlegt, was wir uns selbst hier in der Gegend wünschen würden, weil wir in der Nähe arbeiten. Da kam die Idee, demnächst auch Frühstück anzubieten, dazu kommen zur Mittagszeit Salate und Sandwiches zum Mitnehmen“, sagt Marius Koch. Sandwiches und Salate kosten jeweils rund fünf Euro.

Marke „Maniacs“ in verschiedenen Branchen aktiv

Man wolle eine „Kaffeebar für Jedermann“ sein, ein Spiegel des Belgischen Viertels. Den Laden und das Team baue man behutsam und in Ruhe seit Mitte Februar auf. Schon länger sei man auf der Suche nach einem eigenen Lokal gewesen, über einen Kontakt zu Gaffel habe man dann mitbekommen, „dass beim Brüsseler was gehen könnte“. Den Laden haben Gottschalk und Koch gekauft, um gerade zur Corona-Pandemie die volle Eigenregie über die Kneipe haben können. Ein großes Risiko für zwei junge Unternehmer, Gottschalk ist in der Pandemie zudem Vater von zwei Jungs geworden.

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Die alten Kirchenfenster sind im Brüsseler geblieben.

Doch die zwei Wahl-Kölner sind geschäftstüchtig. Das „Brüsseler“ läuft unter dem Schirm ihrer Marke „Maniacs“, die die beiden vor zehn Jahren gegründet haben. Unter dieser Dachmarke betreiben beide eine Marketing-Agentur, vertreiben Kunst, haben einen Show-Room auf der Aachener Straße, in dem es selbst designte Kleidung sowie ein Tattoo-Studio gibt. Demnächst kommen noch ein Kosmetikstudio auf der Ehrenstraße und ein Ballettstudio auf der Moltkestraße hinzu. Auch eine zweite Gastronomie, mehr in Richtung Restaurant, kann man sich vorstellen. Ganz schön viele Geschäftsfelder für zwei Personen – verliert man da nicht den Überblick?

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„Eigentlich nicht“, sagen beide und lachen. „Wir standen vor ein paar Jahren vor der Entscheidung, ob wir zu einer großen Marketing-Agentur werden wollen, oder ob wir lieber mehrere Branchen ausbauen wollen. Wir haben uns für letzteres entschieden“, sagt Koch. „Wir tun uns immer mit Leuten zusammen, die Experten für das jeweilige Produkt sind. Wir bauen dann die Firma nach innen auf“, ergänzt Gottschalk. Über allem leuchtet der Maniacs-Blitz, das Symbol der Marke.

„Laden soll seine Seele behalten“

So auch über der neuen Kaffeemaschine im „Brüsseler“. Bei der Rösterei Bazzar aus Neuss habe man sich eine eigene Kaffeebohne kreieren lassen, ein Cappuccino kostet 2,90 Euro. Auch ein Belgisches Gulasch mit Gaffel-Kölsch (4,50 Euro) hat man sich ausgedacht. Warum die Kneipe nicht also gleich „Maniacs Bar“ nennen? „Wir haben lange über den Namen nachgedacht“, sagt Gottschalk. „Es gab mal andere Pläne für den Laden. Aber wir haben dann gemerkt, dass das Konzept hier eigentlich genau das ist, was uns ausmacht. Das Urige mit dem Neuen verbinden. Der Laden soll seine Seele behalten, aber man kann erkennen, dass wir dahinterstecken. Deshalb ist es nun das Brüsseler by Maniacs“, so Koch.

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Auch der Kaffee kommt mit dem charakteristischen Blitz daher.

Bleibt noch eine Neuerung, auf die die Gäste sich einstellen müssen: Im „Brüsseler“ kann ab sofort ausschließlich digital und mit Karte gezahlt werden, Bargeld ist passé. Das sorge vor allem für mehr Trinkgeld, denn bei der Abrechnung können die Gäste den Zuschuss für die Bedienung nach Wunsch prozentual draufrechnen lassen.

Bislang kommt das neue „Brüsseler“ sehr gut an, berichten die Betreiber. An den ersten beiden Abenden nach der Wiedereröffnung sei der Laden bereits brechend voll gewesen. Der Bierausschank läuft wie im Brauhaus, Nachschub gibt es solange, bis ein Deckel auf dem Glas liegt. „Die Leute haben uns hier auf den Tischen getanzt“, sagt Gottschalk. Direkt am ersten Abend habe der FC verloren. Da hätten sie „Nur nicht aus Liebe weinen“ gespielt – und alle hätten mitgesungen.

Brüsseler, Brüsseler Platz 1, 50674 Köln. Montag bis Freitag von 7 bis 1 Uhr, Samstag und Sonntag ab 10 Uhr. www.maniacs.de/bruesseler.

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