Henns RestaurantkritikDas „Filippo Nisi“ ist in die Jahre gekommen – die Liebe bleibt

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Die Liebe zur italienischen Küche merkt man Filippo Nisi  an.

Köln – Seit gut 40 Jahren kocht Filippo Nisi am Gottesweg – und Speisekarte wie Interieur sind seit Jahrzehnten kaum verändert worden. Das sieht man: die Stoffserviette ist am Rand aufgeribbelt, auf der Tischdecke und der Speisekarte finden sich Flecken. Doch dann tritt Filippo Nisi an den Tisch, dieser charmante, silberhaarige Piemonteser mit dem gutmütigen Blick, spricht mit feinem Akzent, und man vergisst selbst die Flecken auf seiner dunklen Kochjacke.

Es gibt ein Überraschungsmenü – in einem Restaurant, das gerade nicht für Überraschungen bekannt ist – und auf der Karte ein gutes Dutzend Gerichte hat, allesamt Klassiker. In den Räumlichkeiten stehen etliche leere Weinflaschen exklusiver Provenienz, aber die Weinkarte ist eine einzige Enttäuschung. Gerade einmal 25 Positionen, nur eine mit Jahrgang, nahezu nichts Spannendes. Später sehe ich, wie der Hausherr aus einem Weinklimaschrank stolz zwei Bouteillen namhafter Erzeuger holt, um sie an einem der Nebentische zu präsentieren – auf der Karte stehen diese nicht.

Kartoffelgratin im Restaurant wie bei Muttern

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Zeitreise beim Traditions-Italiener auf dem Gottesweg 

Dass er auch ein Schlitzohr ist, zeigt sich beim von mir georderten Barbera. Der Korken des überalterten Weins bröckelt, beim Probeschluck schwimmen Bröckchen im Glas. Da keine zweite Flasche vorhanden ist, serviert er einen anderen Tropfen des Produzenten mit den Worten „Der ist vom selben Weingut, etwas teurer, aber ich gebe Ihnen den zum selben Preis.“ Tatsächlich kosten sie nahezu das gleiche. Welchen Preis er mir tatsächlich berechnet hat, werde ich nie erfahren, denn die erste Rechnung ist handschriftlich und unleserlich, die zweite von einem anderen Tisch.

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Wolfsbarsch in Krustentiersauce im Filippo Nisi. 

Die Tagliolini mit Wintertrüffeln gelingen souverän, wenn auch mit zu wenig Biss, besser die Spaghetti aglio, olio e peperoncini mit angenehm festen (und reichlich) Gamberi. Nicht ganz so überzeugend das Saltimbocca, bei dem es an Salz und leichten Röstnoten mangelt. Der Krustentiersauce zum Wolfsbarsch fehlt dann leider jegliche Tiefe, die sie versucht mit zu viel Schärfe auszugleichen. Die Portionen sind groß und das zu beiden Hauptspeisen gereichte Kartoffelgratin schmeckt wie bei Muttern – was ich als Kompliment meine!

Tief empfundene Liebe zur italienischen Küche

Sowohl Zabaglione mit Vanilleeis wie das Sorbetto di limone gelingen gut, ohne jedoch zu begeistern. Es fehlt, wie bei allen Gerichten, die letzte Exaktheit, die an sich einfache Gerichte strahlen lässt.

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Beim Herausgehen werfe ich kurz einen Blick in die Küche, und bekomme den Eindruck, dass das Restaurant – Service und Herd – von gerade einmal drei Männern gewuppt wird. Respekt! Das Haus hat seine allerbesten Jahre sicher hinter sich, was Interieur, Service, Weinkarte und Küche betrifft. Einen melancholischen Charme und eine tief empfundene Liebe zur italienischen Küche hat es sich aber erhalten.

Gottesweg 106, 50939 Köln-Sülz, Tel.:0221-428618 Mi-Mo 12-14 & 18.30-22 Uhrfilippo-nisi.de 

Probiertes

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Tagliolini mit Wintertrüffeln im Filippo Nisi. 

Tagliolini al tartufo nero pregiato// 19,50 €

Saltimbocca alla Romana // 24,50 €

Wolfsbarsch in Krustentiersauce // 24,50 €

Zabaglione mit Vanilleeis// 8,50 €

Sorbetto di limone // 7,50 €

Überraschungsmenü (nur für den gesamten Tisch bestellbar) // 45 € (3 Gang), 59 € (4 Gang)

Fazit: Zeitreise beim Traditions-Italiener, mit charmantem Patron

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