Ex-„Remise“-BetreiberJan Nolte bewirtet als „fliegender Koch“ in Kölner Privatküchen

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Jan Nolte

Jan Nolte serviert das Menü Ute Flemming (r.) und Margret Johnen selbst.

Köln – Im Hintergrund dudelt Musik aus dem Radio: „Nothing’s gonna stop us now …“ Nichts wird den schönen Abend mehr stören. Der Tisch ist gedeckt. Ute Flemming und ihre Gäste Margret und Bernd Johnen stoßen mit einem Sekt an – und freuen sich auf das Essen.

Es wird nicht anbrennen, auch wenn Flemming und das Paar ins Gespräch vertieft sind. Denn ein Profi steht am Herd, der es heute Abend in der Privatwohnung an der Hospeltstraße für sie zubereitet: Jan Nolte, der ehemalige Betreiber von Jan’s Restaurant in der Remise in Müngersdorf.

Überraschungsmenü für Zuhause

Seitdem die Eigentümerin des Gut Kirchenhof, zu dem sein Lokal gehörte, gestorben ist und er es schließen musste, hat er sein Geschäftsmodell geändert und ist unter dem Titel „Jan’s Private Cooking“ als fliegender Koch unterwegs. „So ein schönes Restaurant wie in Müngersdorf hätte ich in Köln nicht mehr gefunden“, erklärt er diesen Schritt.

Jan Nolte Küche

In der Küche seiner Kunden bereitet Jan Nolte das Menü vor.

Ganz abgesehen davon, sei die Suche nach Personal zunehmend schwierig geworden. Noch kocht er als Solo-Selbstständiger in Privatgemächern seiner Kunden. Zwischen drei Menüs können sie aussuchen – oder aus den dort vorgeschlagenen Gerichten auch ein Eigenes kreieren.

Fünf Gänge kosten 75, vier Gänge 68 Euro pro Person. Auch ein Überraschungsmenü bietet Nolte an. Flemming hat sich für Letzteres entschieden: „In Jan’s Restaurant mochte ich das immer am liebsten“, erzählt sie. „Sein Essen ist sehr lecker und ausgefallen. Das ist etwas anderes, als wenn man irgendwo essen geht.“

Die Inhaberin einer Hutfabrik in Ehrenfeld kennt den Koch schon lange und bucht ihn auch für Firmenevents. „Man hat sich während des Lockdowns auch daran gewöhnt, schön zuhause zu sitzen. Man muss nicht einkaufen, auf keine Abstandsregeln achten“, beschreibt sie.

Nolte bringt alles Nötige mit

Mittlerweile ist Nolte nicht nur in ganz Köln, sondern auch im Umland unterwegs. Bis nach Wuppertal hat ihn sein Private Cooking schon geführt. „In der Regel bewirte ich sechs bis acht Personen“, sagt er. Allerdings hat er auch schon Kommunionsfeiern mit 40 Gästen bekocht. „Das ist in einer kleinen privaten Küche dann schon eine Herausforderung“, so Nolte. „Bei so großen Veranstaltungen nehme ich dann aber noch einen Assistenten zur Unterstützung mit.“

Jan Nolte Gäste

Die Gäste beim Essen.

Er hat bereits auf einer einzigen Platte für Gäste gekocht, in einer kleinen Ikeaküche genauso wie an großen Küchenzeilen.

Der Koch kauft die Zutaten ein, bereitet die Teile der Speisen, die lange kochen oder kühlen müssen vor, wie beispielsweise Fonds für die Saucen, Suppen oder Dessertcremes. Auch Getränke hat er im Angebot. Die kaufen seine Kunden aber gerne auch selbst.

Die Küche ist hinterher sauberer als vorher

Schließlich sind sie zugleich auch Gastgeber. Ute Flemming freut sich, dass es den Johnens schmeckt. Das Überraschungsmenü ist gelungen. Es gibt Pfifferlingscrêpes auf Karottenchili-Chutney mit einem Kräutersalat in Sesamdressing, Kürbissuppe, selbst gebackenes Brot mit Salzbutter, Saltimbocca von der Maishähnchenbrust mit Gnocchi und Gemüse der Saison sowie „Vielerlei im Glas“ als Dessert, bestehend aus einem Schokoladenbrownie, weißer Schokoladenmousse, Zimtpflaumen und Mandelkrokant.

Flemming lacht: „Die Figur ist jetzt ruiniert, aber das ist ja egal.“ Nolte hat die passende Antwort parat: „Ach, was. Das ist alles ganz leicht.“ Im Vergleich zu anderen Speisen stimme das, erzählt er dann. Gerade plant der Koch die Menüs für die Gänsesaison. „Das werden dann eher drei Gänge, weil sie recht schwer sind.“

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Nach den vier Überraschungsspeisen sind die Gäste auch satt. „Sagen Sie dem Koch, dass es hervorragend geschmeckt hat“, witzelt Johnen, als Nolte abräumt „Ich gebe es weiter“, grinst der in seiner Funktion als Kellner.

Dann macht er sich an den Abwasch. Auch das gehört zum Service: „Ich hinterlasse die Küche so wie ich sie vorgefunden habe. Manche Kunden sagen, dass sie hinterher sauberer war als vorher.“ Wenn alles gesäubert ist, geht Nolte nach Hause. Am Ende des Abends verabschieden sich die Johnens, und Ute Flemming schaltet das Radio aus. Der fliegende Koch hat keine Spuren seiner Anwesenheit hinterlassen.

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